"Emoji" läuft bereits seit zehn Wochen in den deutschen Kinos und eigentlich hatte ich auch gar nicht mehr vor, mir den Film auf der großen Leinwand anzusehen. Die Trailer fand ich zwar recht witzig, doch die enorm miesen Kritiken schreckten mich bereits von Beginn an ab, sodass ich mich entschied, mir das Werk womöglich irgendwann auf einem Streaming-Portal anzusehen, aber keine Zeit im Kinosessel dafür abzusitzen. Nun ergab sich die Gelegenheit aber dennoch und ich beschloss, dem Animationsfilm doch noch eine Chance zu geben, schraubte meine Erwartungen zuvor aber möglichst tief hinunter...
EMOJI - DER FILM
Der "Meh"-Emoji Gene lebt in dem Handy des jungen Teenagers Alex in der Stadt Textopolis. Dort werden die Emojis für Textnachrichten ausgewählt - und Gene ist aufgeregt, darf er doch heute zum ersten Mal als Smilie für das Handy arbeiten. Doch sein erster Tag geht schief, Gene steigt das Lampenfieber zu Kopf, er versaut seinen Auftritt und Alex denkt aufgrund des Fehlers sogar, dass er sein Handy löschen lassen muss. Gene soll daraufhin gelöscht werden, um den Fehler zu bereinigen, doch er flüchtet vor seinen Vorgesetzten und landet gemeinsam mit seinem Begleiter, dem Emoji Hi-5, auf dem Startbildschirm. Von dort wollen die beiden versuchen, die Hackerin Jailbreak zu finden, welche Gene's Fehlfunktion beheben und somit ihn und auch alles Leben in Alex' Handy retten soll...
Nein, wie ich bereits erwarten durfte, ist "Emoji - Der Film" nicht wirklich gelungen und es gibt mehrere Stellen, an welchem man den Werk anmutet, dass hier solides Potenzial verschleudert wurde. Der Film wirkt streckenweise gar etwas unfertig - was jedoch nicht in technischer Hinsicht gilt. Der Soundtrack rockt und auch die Animationen sind auf dem guten Genre-Standard, erschaffen einige hübsche Bilder und bringen auch den manchmal etwas "steifen" Handy-Flair gut auf die Leinwand. Auch die einzelnen Welten bzw. die verschiedenen Apps, die Gene, Hi-5 und Jailbreak hier besuchen, sind sehr hübsch designt und fallen durch nette Details auf - in der Welt rund um das berühmte Handy-Game "Candy Crush" ertönt im Hintergrund sogar die selbe Musik. Auch darüber hinaus wartet man mit vielen gelungenen Gags auf, macht die Weiten eines Handys zur riesigen Abenteuerzone und hält viele Details bereit. Das ist dann alles ziemlich spaßig, turbulent und streckenweise gar ein wenig clever - man hätte es aber einfach noch besser umsetzen können.
Dass die Figuren in der Instagram-App durch die geschossenen Fotos reisen können, ist eine schöne Idee oder dass man innerhalb der Facebook-Welt die einzelnen Posts lebendig betrachten kann, hätte für einige sehr nette Lacher herhalten können, leider nehmen sich die Macher aber zu wenig Zeit, um diese genauer zu betrachten. Sie rasen in einem wahnwitzigen Tempo voran, nehmen sich daher also wenig Zeit, um die gegebenen Details (die in Kritiken als schamlose Werbung bezeichnet wurden, was ich hier als wesentlich weniger schlimm befunden habe) und auch die Charaktere, die sich durch diese hindurchbewegen, wirklich genauer zu betrachten. So bleiben sämtliche Figuren hier doch auf einem flachen Stereotyp-Level hängen, was die ganze Chose ziemlich vorhersehbar und nach einer gewissen Zeit auch seelenlos wirken lässt. Wirklich langweilig wird es dank des hohen Tempos zwar nie, in Sachen Dramatik wäre aber dennoch weitaus mehr möglich gewesen, so grast man hier doch eher flachere Witzchen ab und bietet mit "Hi-5" einen der nervigsten Sidekicks der jüngeren Animationsgeschichte auf - begleitet von einem ebenso flachen und blassen Haupthelden.
Immerhin macht "Stromberg"-Star Christoph Maria Herbst als deutsche Synchronstimme der High-5-Hand einen sehr spaßigen Job... etwas, was man von YouTube-Star Joyce Ilg nicht behaupten kann. Die Dame würde sich zwar, da sie immerhin auch Schauspielerin ist, als Sprecherin durchaus anbieten, es fällt jedoch auf, dass ihre Stimme deutlich zu flach daherkommt, um einer eigentlich doch wesentlich interessanteren Figur wie Jailbreak noch Konturen zu verleihen. Ilg fällt dabei im direkten Vergleich mit ihren wesentlich professioneller agierenden Kollegen hörbar ab. Schuld am Scheitern des Films ist sie aber natürlich nicht, denn das liegt viel mehr daran, dass man seiner soliden Grundidee hier streckenweise doch etwas zu wenig vertraute und erneut auf Stereotype und eine flache Handlung zurückgriff. Die desaströsen Kritiken, die "Emoji" schier in der Luft zerrissen, verdient der Film aber dennoch nicht, denn dafür verstecken sich zu viele liebenswerte Details darin und Einzelszenen haben durchaus das Zeug dazu, auch mal lautere Lacher zu entlocken.
Fazit: "Emoji" nutzt sein Potenzial nicht vollständig aus, rast in wahnwitzigem Tempo dahin und nimmt sich zu wenig Zeit für seine eigentlich sehr hübschen Details. Die Geschichte und auch die Charaktere kommen daher flach daher, dafür bieten Einzelszenen viel Schwung und auch einige wirklich nette Ideen.
Note: 4+
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