Ich liebe Musicals. Eigentlich kann ich mir kaum erlauben dies zu sagen, da ich erst drei verschiedene Bühnenfassungen gesehen habe: "Der König der Löwen", "Starlight Express" und "Cats" - letzteren aber gleich mehrere Male. Dass ich mir bislang weitere Adaptionen gespart habe, liegt nicht am fehlenden Interesse, sondern viel mehr am Zeit- und Reiseaufwand, den ich dafür betreiben müsste, denn ein ganz kostengünstiges Vergnügen ist dies ja nicht, wenn man zumindest gute Plätze im Saal ergattern möchte. Da greife ich dann ab und an doch gerne auf ein Film-Musical zurück, denn auch wenn es die Atmosphäre eines Theaters nie ersetzen kann, stellt sich dabei aber auch bei mir gerne eine gute Stimmung ein...
MAMMA MIA!
Sophie (Amanda Seyfried) wird endlich ihren Freund Sky (Dominic Cooper) heiraten... und hat sich dafür einen ganz besonderen Clou ausgdacht. Sie möchte endlich ihren leiblichen Vater, von dessen Identität sie keine sichere Ahnung hat kennenlernen und durchforstet daher das Tagebuch ihrer Mutter Donna (Meryl Streep), bis sie auf genau drei Männer kommt, die im zeitlichen Rahmen als ihr Vater in Frage kämen. Ohne Donnas Wissen lädt Sophie also Harry Bright (Colin Firth), Sam Carmichael (Pierce Brosnan) und Bill Anderson (Stellan Skarsgard) auf ihre heimatliche Insel ein... und alle drei tauchen auch tatsächlich auf, was das Rätsel um die Identität des Vaters aber nicht unbedingt einfacher gestaltet.
"Mamma Mia!" ist eigentlich ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Film nicht immer eine originelle Handlung braucht, um das Publikum für sich zu gewinnen. Denn im Kern gibt es da eigentlich einiges, was so nicht funktioniert und über das man sich ärgern würde, würde das Werk denn in einem anderen Genre verankert werden - so hätte man das ganze Stück doch auch deutlich leiser und mit weniger Kitsch erzählen können, einige der aufgebauschten Konflikte entfachen eigentlich nur wirklichen Dampf, da die Autoren so einen riesigen Aufwand um diese gestalten und einige der Wendungen im letzten Drittel sind (um es mal gelinde auszudrücken) doch schon ziemlicher Mumpitz.
Aber was soll's, wenn das ganze Drumherum einfach einen solchen Spaß macht, wenn alle Beteiligten offensichtlich mit so viel Freude und Elan bei der Sache sind und die musikalischen Hits von ABBA mit so viel Schwung und Herzblut auf die Leinwand übertragen werden. Ich, der sich sonst gerne komplexere und tiefere Geschichten wünscht, habe niemals vermisst, hier doch etwas tiefschürfendere Konflikte zu erfahren und habe mich schließlich einfach auf das Freispielen der Darsteller, die wunderbare Musik und die tollen Bilder der griechischen Insel eingelassen. Meryl Streep muss man hier natürlich noch einmal gesondert hervorheben, denn diese bietet hier sowohl auf dramatischer als auch auf gesanglicher Ebene eine meisterhafte Vorstellung - wer bei ihrem sicherlich kitschigen, aber ungemein kraftvoll vorgetragenen "The Winner Takes It All" keine Gänsehaut bekommt, der kann wohl mit diesem Genre ohnehin nichts anfangen und ist daher in diesem Film falsch aufgehoben.
Neben Streep glänzt auch die damalige Newcomerin Amanda Seyfried, die im Grunde der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Handlung ist und auch das emotionale Zentrum bildet, während bei der Vorstellung von "Harry Potter"-Star Julie Walters und Christine Baranski wahrlich kein Auge trocken bleibt - vor Lachen naürlich, sind beide doch mit brillantem Timing und den flottesten Sounds zugegen. Wenn die beiden gemeinsam mit Streep und einer ganzen Parade erst schuftender und schließlich frei herumspringender Damen jeglichen Alters zum Pier hinabtanzen, dann ist man angesichts der grandiosen, niemals perfekten und gerade deswegen so treffsicheren Choreographie und der charmanten Inszenierung gar kurz sprachlos.
Die Männer geraten dabei wie geplant ein wenig ins Hintertreffen. Am ehesten sammelt sicherlich noch "Pirates of the Caribbean"-Star Stellan Skarsgard als abenteuerlicher Lebemann einige Sympathiepunkte, während Colin Firths Rolle leider etwas beschnitten wird. Pierce Brosnan bleibt neben den beiden gerade im gesanglichen Bereich doch deutlich flacher, dafür lebt aber seinen ganzen Charme auf ironische Art und Weise aus und überflügelt damit locker den aus "My Week with Marilyn" bekannten Dominic Cooper, der hier als Sophies zukünftiger Gatte wenig zu tun hat. Insgesamt geht man doch mit einem breiten Grinsen aus dieser Vorstellung hinaus, trotz einer lascheren Handlung: Es macht Spaß, es klingt und sieht gut aus und man sieht allen Beteiligten an, dass sie wohl eine Mordsfreude bei ihrer Arbeit an. Das überträgt sich, dank der lockerleichten Inszenierung und der getakteten Ohrwürmer, mit Leichtigkeit auf den Zuschauer und wird somit zu einem der schönsten Feel-Good-Movies und Musical-Filme dieser Dekade. Mamma Mia!
Fazit: Grandios inszeniert, vollgestopft mit echten, poppigen Ohrwürmen und von allen Beteiligten mit herzzereißender Freude und perfektem Comedy-Timing gespielt. Ein riesiger Spaß, trotz dem üblichen Kitsch des Genres, der uns mit einem breiten Grinsen entlässt!
Note: 2
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