Manchmal haben die strengen Kritiker bei der Erstveröffentlichung eines Filmes einfach keine Ahnung, was aus diesen Werken später werden wird. Heute als absolut meisterhafte Klassiker angesehene Filme wie "Fight Club" oder "Blade Runner" wurden bei ihren offiziellen Kinostarts zerrissen und entwickelten sich an den Kassen gar zu echten Flops - während sie schließlich erst Jahre später zu solchem Weltruhm aufstiegen. Ähnliches widerfuhr dem heutigen Horror-Klassiker "The Fog" von John Carpenter, an dem die Kritiker nach der Premiere kein gutes Haar ließen, der jedoch bis heute jedem geläufig ist, der in Sachen Horror irgendetwas von seinem fundiertem Wissen hält.
THE FOG
Eine rätselhafte Nebelwand zieht auf das kleine Städtchen Antonio Bay an der Küste Kaliforniens zu. Die Bewohner glauben erst an ein recht seltsames, aber nicht weiter beachtenswertes Wetterphänomen, so auch die Radiomoderatorin Stevie Wayne (Adrienne Barbeau), die pünktlich um Mitternacht, als der Nebel auftaucht, noch auf Sendung ist. Weitere Bewohner sehen den Nebel über Straßen und Häuser hinwegziehen und glauben nicht an etwas Böses - bis Gestalten daraus hervorschreiten und ihren Zug durch die Stadt beginnen. Pfarrer Malone (Hal Holbrook) glaubt derweil an einen Zusammenhang zu einem alten Tagebuch, welches er in dieser Nacht in den Gemäuern seiner Kirche gefunden hat...
John Carpenter zählt bis heute zu den ungebrochenen Horror-Ikonen, welche Filmfans auf der ganzen Welt besonders in den 70ern und den 80ern mit Schockern versorgte, von denen es der Großteil noch bis heute zum absoluten Klassiker geschafft hat. Zu den Werken, die sich diesen Status aneignen konnten, zählen der zeitlose "Halloween" und "Das Ding aus einer anderen Welt"... und natürlich auch "The Fog", der bis heute als meisterhaftes Beispiel in Sachen Spannungsaufbau und Horror-Atmosphäre gilt. Die größte Überraschung für Filmfans eines jüngeren Jahrgangs (so wie ich) dürfte es sein, dass der Film, der heute immerhin auch bereits siebenunddreißig Jahre auf dem Buckel hat, auch heute noch ausgezeichnet als durchaus schaurige und spannende Unterhaltung funktioniert - ganz im Gegensatz zu "Halloween", der weiterhin gruselt, im Gegensatz dazu aber auch wesentlich schlechter gealtert ist.
John Carpenter beweist ein perfektes Gespür dafür, den Horror in Bild und Ton langsam auf den Zuschauer einrieseln zu lassen, ein Gänsehaut verursachender Soundtrack untermalt die bleichen Bilder. Natürlich sind die Effekte heute nicht mehr ganz so schaurig wie noch im Jahr 1980, als der Film die Leinwände erblickte, dennoch wissen einige Szenen noch heute zu gruseln - besonders die Bilder der erdrückenden Nebelwand und die Gestalten, die schließlich schemenhaft daraus hervorwandern, sind hier zu erwähnen. Trotz einer vergleichsweise kurzen Laufzeit von nur 86 Minuten lässt sich Carpenter mit dem Aufbau seiner nicht unbedingt komplexen, aber auch nicht zu einfach gehaltenen Handlung viel Zeit und nutzt besonders den Mittelteil, um seine Charaktere in Stellung zu bringen. Diese Figuren werden clever in verschiedene Grüppchen eingeteilt, sodass sich das Bild aus unterschiedlichen Blickwinkeln erschließt - das sympathische Pärchen hier, das junge Kind unter der Beobachtung einer älteren Dame dort und noch ein recht großer Haufen anderer Figuren an anderen Ecken in der Stadt.
Die Spannung erreicht schließlich im letzten Drittel ungeahnte Höhen, wenn der Nebel manch ein Tribut fordert und Carpenter seine zuvor langsam angegangenen Handlungs- und Charakterstränge in einem herausragend inszenierten Showdown zusammenführt. Einige der Schockeffekte sitzen dabei auch heute noch wie geschmiert, auch wenn man manche von ihnen doch schon etwas zu früh kommen sieht, große Überraschungen zudem leider auch ausbleiben. Immerhin inszeniert Carpenter die ganze Show angenehm unblutig, verzichtet auf unnötige Gore-Einlagen und überlässt dem Kopf des Zuschauers, sich manch ein Gemetzel weitaus verstörender auszumalen. Der Regisseur setzt hingegen ganz auf eine drückende Atmosphäre, die durch aussagekräftige Bilder weitaus mehr zehrt als der xte ausgeweidete Protagonist. Die hohe Dichte an Stars macht dabei auch Freude: Janet Leigh und Jamie Lee Curtis sind als Mutter- und Tochtergespann vereint und beweisen nach vorherigen Horror-Ausflügen in "Psycho" und "Halloween", dass sie in diesem Genre sehr gut aufgehoben ist. Die interessanteste Figur verkörpert jedoch "Into the Wild"-Star Hal Holbrook, der als alkoholkranker Pfarrer die wohl wichtigsten und intensivsten Szenen stemmen muss.
Fazit: "The Fog" ist ein wahrer Horror-Klassiker, der auch heute noch angenehm zu schauern weiß. Eine exzellente Bildsprache sorgt für manch einen gut gezielten Schockeffekt, sodass einem trotz des eher langsamen Tempos und einiger schlecht gealterter Spezialeffekte niemals langweilig wird.
Note: 2-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen