Fünf Jahre lang fesselte uns Bryan Cranston in der Rolle seines Lebens an den Fernsehbildschirm. Als methkochender Chemielehrer Walter White in "Breaking Bad" faszinierte er ganze Generationen und spielte somit die Hauptrolle in einer der wohl besten Serien aller Zeiten. Dennoch dauerte es bis zum Ende der Serie 2013 bis man dem grandiosen Mimen auch Hauptrollen in Filmen zutraute... zuvor spielte er gewichtige, vielschichtige Nebenparts in starken Werken wie "Argo" und "Little Miss Sunshine". Mittlerweile gehört Cranston zu den gefeiertsten Darstellern Hollywoods und spielt regelmäßig Hauptrollen... wie auch in "The Infiltrator".
THE INFILTRATOR
Ermittler Robert Mazur (Bryan Cranston) verfolgt, auf eigenen Vorschlag hin, die finanziellen Spuren der Drogen-Mafia. Verdeckt wird er schließlich als Geschäftsmann Bob Musella in die Reihen der engsten Männer rund um Drogenbaron Pablo Escobar eingeschleust und gewinnt das Vertrauen der gefährlichen Gangster, während er seinen Vorgesetzten die Informationen zuspielt... die wollen die Verbrecher letztendlich in einem gewaltigen Coup dingfest machen. Doch die Situation spitzt sich zu, als das Vertrauen bricht und manch einer bereits vermutet, dass dieser sympathische Geldwäscher samt "Verlobter" Kathy Ertz (Diane Kruger) vielleicht doch nicht ganz so ehrlich agieren...
Es gibt bereits etliche Geschichten rund um Pablo Escobar und seinen gewaltigen Drogenring während der 80er Jahre, die für Kino und TV aufgelegt wurden. Seit einigen Staffeln sorgt beispielsweise die Netflix-Serie "Narcos" für gute Quoten und begeisterte Fans und der neueste Beitrag von Tom Cruise im Kino, "Barry Seal" dreht sich ebenfalls um dieses Thema - natürlich alles auf einer wahren Geschichte basierend und dementsprechend wichtig. Dies schreibt sich auch "The Infiltrator" von "Runner Runner"-Regisseur Brad Furman auf die Kappe - ob das nun alles wirklich realistisch und stimmig ist oder man sich hier doch einige Freiheiten genommen wurden, kann man schlecht bewerten, wenn man nicht so richtig in dem Thema drinsteckt. Es wirkt aber zumindest alles ziemlich stimmig, haben sich Furman und sein Team doch alle Mühe gegeben, die 80er passend wieder aufleben zu lassen und auch die Verknüpfung von der damaligen Ermittlungsarbeit und den Drogenringen realistisch aussehen zu lassen.
Wirklich interessant hingegen ist die Besetzung von Bryan Cranston in der Hauptrolle eines Thrillers mit dieser Thematik. Spielte er in "Breaking Bad" doch noch klar auf der falschen Seite des Gesetztes, wusch Geld und kochte Drogen, so darf er hier den "Good Cop" spielen - ein ironisches Augenzwinkern hat sich der Herr Cranston hier doch redlich verdient. Dass er seine Sache dabei natürlich wieder einmal außerordentlich gut macht und sich mit voller Inbrunst glaubwürdig in Schale schmeißt, muss man eigentlich kaum noch erwähnen... der Vollständigkeit halber tue ich dies aber dennoch, muss man diesen Herrn doch einfach so oft loben wie man nur kann. Diane Kruger macht neben ihm überraschenderweise auch eine gute Figur und nervt eigentlich gar nicht, erwähnen muss man auch John Leguizamo, der als Roberts in die Enge getriebener Kollege Emir Abreu einige ganz starke Szenen hat. Für die weiteren großen Namen in dieser exzellenten Darsteller-Liste, darunter "Lost"-Star Said Taghmoui, Amy Ryan oder auch "Harry Potter"-Fiesling Jason Isaacs, bleibt in der Summe letztendlich leider zu wenig Raum, um wirklich glänzen zu können. Viele von ihnen haben nur zwei Szenen, was innerhalb der über zwei Stunden andauernden Filmhandlung leider nicht viel ist... und diese Handlung ist dann auch nicht immer wirklich unterhaltsam.
Gerade in der ersten Hälfte treten, trotz des hohen Tempos, des wilden Schnitts, der streckenweise ganze Szenen abschneidet und vieler Informationen einige Längen auf. Es dauert recht lange, bis sich bei Roberts genauen Ermittlungen etwas richtig wirksames ergibt und auch darüber hinaus haben wir solcherlei Geschichten eben auch schon etwas zu oft gesehen... und sicherlich auch besser. Hier konzentriert man sich nämlich weitestgehend auf den offensichtlichen Thriller-Plot mit all den klassischen Manirismen, die eben dazugehören, über die Figuren erfahren wir hingegen viel zu wenig. Vieles bleibt leider nur reine Behauptung, die Beziehungen der Charaktere werden besprochen, aber nie wirklich gefühlt. Das ist dann zwar gegen Ende, auch dank eines kraftvollen Showdowns, recht spannend, aber eben auch sehr kalt, sodass man sich über weite Strecken doch erschreckend langweilt. Aus dieser bislang kaum erzählten Geschichte hätte man sicherlich mehr machen können als einen recht klassischen, aber eben auch sehr einfach erzählten Thriller ohne echte Konturen.
Fazit: Bryan Cranston spielt großartig über einige Längen hinweg, generell weiß die Geschichte aber zu selten zu fesseln. Die Charaktere bleiben konturlos, die Handlung holpert gerade in der ersten Hälfte merklich und braucht zu lange, um wirklich an Schwung zu gewinnen... tut sie es aber letztendlich, gibt es einige intensive Szenen zu bewundern.
Note: 4+
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