Die Stimmen sind sich recht einig: "Saw" war 2004 (bzw. 2005 in Deutschland) ein Wahnsinns-Erfolg und ein starker Thriller - Fortsetzungen waren also im Grunde mehr als willkommen. Wie wir mittlerweile wissen, wurden diese jedoch von Film zu Film immer ein wenig schlechter, da man sich thematisch doch nur auf die Inhalte beschränkte, die zwar den größten Aufschrei des Originals ermöglichten, nicht aber dessen größte qualitative Vorzüge beinhalteten: Die ausgeklügelten Fallen und Attrappen, die Jigsaw seinen Opfern stellte. Demenstprechend ist "Saw 2", der ein Jahr nach dem ersten Teil erschien, um einiges lauter und brutaler ausgefallen... bleibt hinter seinem Vorgänger, wenn auch nicht ganz so weit wie spätere Filme, doch recht deutlich zurück.
SAW II
Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) und seine Partnerin Allison Kerry (Dina Meyer) sind schon seit langer Zeit auf der Jagd nach dem Jigsaw-Killer - nach einigen deutlichen Hinweisen können sie den Mörder, der sich als krebskranker Senior namens John Kramer (Tobin Bell) vorstellt, tatsächlich in einem alten Haus festnageln. Doch dieser ist bereits dabei, ein neues Spiel zu spielen und bringt Matthews somit in die Bredouille: Jigsaw hat Matthews' Sohn Daniel (Erik Knudsen) gemeinsam mit mehreren Verbrechern in einem alten Haus eingesperrt, wo sie um ihr Leben kämpfen müssen. Die Uhr tickt gegen sie und Matthews muss sich entscheinden - möchte er seinen Sohn retten oder den Killer endgültig stellen?
Die Ausgangssituation ist im Grunde erneut nicht uninteressant - ein Psychospiel zwischen Jäger und Gejagtem, wie wir es (natürlich wesentlich intensiver) bereits aus einschlägigen Thrillern wie "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" kennen, parallel außerdem ein weiteres perfides Spiel mit deutlich mehr potenziellen Opfern und einem ganzen Bottich aus fiesen Fallen. Der weitestgehend ruhige, psychologisch angehauchte Mix des Originals geht hier definitiv verloren, "Saw 2" ist wesentlich wilder und schneller - große Plotholes offenbaren sich diesmal nicht nur, wenn man darüber nachdenkt, sondern fallen auch so bereits schnell auf.
Trotzdem muss man die Macher loben, dass sie die Geschichte des Originals zumindest auf recht clevere Art weiterdenken, sich nicht einfach erneut kopieren und einige neue, frische Ideen Einzug halten lassen. Den im ersten Teil nur kurz am Ende wirklich hereinschauenden Killer nun als festen Bösewicht zu etablieren, hat definitiv seinen Reiz und die provokativen Gespräche mit Detective Eric Matthews (der übrigens von Mark Wahlbergs großem Bruder Donnie gespielt wird) lassen es an böser Spannung ebenfalls nicht vermissen - hier erreicht "Saw 2" bisweilen einen Grad der psychologischen Grundatmosphäre, der zwar immer wieder übertönt wird, den man dem Film zu diesem Zeitpunkt aber kaum zugetraut hätte und der daher positiv hervorsticht.
Der hauptsächliche Fokus liegt dennoch auf der Gruppe an Menschen, die sich, alle zusammen in einem maroden Haus eingesperrt, dem nächsten, großen Spiel von Jigsaw ausgesetzt sehen. Auch hier erreichen einige Einzelszenen eine durchaus große Intensität, der Brutalitätsfaktor innerhalb der ziemlich fiesen Spiele wurde noch einmal gesteigert, weswegen diesmal auch Splatter-Fans ihren Spaß haben werden und die Schauspieler, wenn sie denn auch gerne mal overacten, machen ihre Sache soweit recht ordentlich und finden sich in den eng gestrickten Manirismen ihrer Klischee-Rollen ganz gut zurecht. Trotzdem ist das Ganze streckenweise aber auch himmelschreiend dämlich, besonders in der zweiten Hälfte siegt der Sinn nach noch mehr Schmerz und Blut über den Verstand und einige der besonders dummen Opfer dürfen nur deshalb den Löffel abgeben, weil sie im Angesicht des möglichen Todes einfach erschreckend dämlich handeln. Den Ehrenpreis hat sich dabei der von Frankie G gespielte Halbstarke Xavier Chavez verdient, der stets mit dem Kopf durch die Wand will und große Probleme selbst in die Hand nimmt - dabei verstümmelt er sich auch gerne selbst statt einfach einen seiner Mitstreiter zu fragen, ob er ihm nicht kurz helfen könnte.
Diese wilde Hatz der Unlogik liegt auch einem im Mittelteil urplötzlich aufgelegten Konflikt zuschulden, der doch arg konstruiert wirkt und angesichts des Kampfes um Leben und Tod doch ziemlich banal wirkt - wieso sich alle plötzlich so über dessen Inhalt aufregen, wirkt ebenfalls ziemlich blöde. Sei auch noch zu erwähnen, dass die eigentlichen Ziele des todkranken Jigsaw hier erneut ziemlich schwachsinnig ausfallen... aber dies war auch im Original schon so, der sich sehr clever gab, hinter seiner Hülle aber auch einige ausgefranste Löcher preisgeben musste. Diese sind in der ersten Fortsetzung größer geworden, was auf das Minuskonto der Spannung geht - da diese angesichts der schier hyperaktiven, aber dennoch recht treffsicheren Inszenierung von Regisseur Darren Lynn Bousman und einiger cleverer Skript-Ideen aber ohnehin sehr hoch ist, ist der Unterhaltungsfaktor in diesem bitterbösen Splatter-Sequel erneut zugegen... solange man einen festen Magen mitbringt und sein Gehirn nicht zu sehr anstrengen mag.
Fazit: "Saw 2" offenbart einige herbe Logiklöcher und lässt seine Protagonisten diesmal eher dämlich handeln, um sie über die Klinge springen zu lassen. Dagegen stehen eine beinharte Inszenierung, einige unglaublich intensive Einzelszenen und ein starkes Ende, welches den Kreis zum Original auf clevere Art und Weise schließt.
Note: 3
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