Es ist lange her, dass ich Robert Redford in einem Film gesehen habe, in welchem er noch jünger war. Der gestandene Schauspieler, den das jüngere Publikum sicherlich am ehesten aus dem hervorragenden MCU-Eintrag "The Return of the First Avenger" kennt, ist heute einundachtzig Jahre alt und weist keine enorme Ähnlichkeit mehr zu einem der größten heutigen Hollywood-Stars auf. Damals, und dies ist mir nun beim Betrachten des Thrillers "Die drei Tage des Condor" aufgefallen, sah er jedoch aus wie der heutige Brad Pitt. Nicht nur eine leichte Ähnlichkeit, in vielen Szenen sieht er Pitt gar zum Verwechseln ähnlich. Dies nur mal nebenbei, um eure Augen zu schulen, falls ihr euch diesen durchaus sehenswerten Film auch demnächst einmal anschauen möchtet...
DIE DREI TAGE DES CONDOR
Joseph Turner (Robert Redford) arbeitet für die CIA - nicht jedoch als erfahrener Agent, sondern als Bücherwurm, eingepfercht hinter Schreibtischen und ewig klingelnden Telefonen. Das Büro, in welchem er mit sieben weiteren Menschen arbeitet, ist als Literaturbüro getarnt und wird eines Tages dennoch von unbekannten Männern überfallen. Turner überlebt als einziger, da er sich zur Tatzeit nicht in den Räumen aufhielt. Als er die Leichen seiner Kollegen entdeckt, flieht er zu Fuß und möchte seine Vorgesetzten informieren - glaubt jedoch bald, dass diese womöglich von dem Mord gewusst, ihn vielleicht sogar befohlen haben. Turner kann niemandem trauen, macht sich aber dennoch auf, das Komplott aufzudecken und so vielleicht sein Leben zu retten...
Der Film wurde von Sydney Pollack inszeniert und wartet mit einer recht beeindruckenden Besetzung in den Hauptrollen auf - neben Robert Redford, der eine wahre Glanzleistung als paranoider Bücherwurm, der um sein Leben laufen und bangen muss, darbietet, gefällt insbesondere auch "Spider-Man"-Star Cliff Robertson als undurchsichtige Führungsperson in den Kreisen der CIA. Ebenfalls erwähnenswert ist der große Max von Sydow, der hier nicht als bloßer Antagonist dargestellt wird, sondern auch doppelmoralische Seiten erhält. Die Szenen, in denen sich Sydow und Redford belauern, gehören dabei zu den spannendsten des Filmes, der bis heute als Thriller-Klassiker der 70er Jahre gilt.
Und ja, diesen Status verdient das Werk auch heute noch, auch wenn dank anderer Sehgewohnheiten 2017 einige Löcher auffallen, die schon ein wenig ärgerlich sind. So bringt die doch arg schmalzig eingefädelte Liebesgeschichte zwischen Joseph Turner und der von Faye Dunaway gespielten Kathy Hale - eine junge Frau, die Turner gezwungenermaßen in seine Misere mit hineinziehen muss - den eigentlichen Plot nicht voran, bremst ihn sogar und wirkt arg willkürlich. Dass beide solch starke Gefühle füreinander entwickeln, besonders wenn man bedenkt, in welcher Situation die junge Dame sich befindet, bleibt eine reine Behauptung - und dann auch noch eine, die so gar nicht funktionieren mag.
Auch wird im weiteren Handlungsverlauf offensichtlich, dass sich die Autoren ein wenig strecken mussten, um den Protagonisten ab und an noch einmal in Lebensgefahr zu bringen, was für einige Plotholes sorgt. So achtet Turner zumeist tunlichst auf die Menschen in seiner direkten Umgebung, lässt rasch sein Misstrauen erwecken, erwartet hinter jeder Ecke einen Mann, der ihm den Lauf einer 45er vor die Nase hält... lässt später einem unbekannten Postboten, der ihn bittet, ein Paket zu unterschreiben, welches nicht einmal für ihn bestimmt ist, ohne größeres Überlegen wortwörtlich die Tür offen. Solcherlei Dummheiten fallen doch gerade im Gegensatz zur sonstigen Achtung, mit welcher Turner sich hier durch New York bewegt, sehr auf und sorgen dafür, dass die Spannung angesichts solcher Löcher immer wieder Dämpfer erhält.
Dass es "Die drei Tage des Condor" jedoch generell an Spannung und Suspense fehlen würde, kann man so keinesfalls behaupten. Pollack beweist ein gutes Gespür dafür, das Tempo trotz einiger Längen recht hoch zu halten, erzählt die Geschichte mit weniger Action, dafür mit subtiler Spannung. Das ist somit intensiver als es viele der krachenden Blockbuster der heutigen Zeit sind und bietet auch noch einige aktuelle Themen auf, die heute weiterhin von Relevanz sind. Mit diesen geht Pollack dann auch ziemlich clever um und entlässt uns mit einem letzten Bild, welches schlichtweg genial ist und die Spannung noch über den Abspann hinaus aufrechterhält.
Fazit: Spannender Thriller mit einigen Hängern und Plotholes, welche die Spannung zwar trüben, sie aber niemals ersticken. Robert Redford glänzt in der subtil angereichterten Spannung als gehetzter Bücherwurm, der einem großen Komplott auf die Schliche kommt.
Note: 3+
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