"Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen." Dieses Zitat von Albert Einstein hatte damals großen Wert und auch zur heutigen Zeit denken viele Menschen wieder daran. Donald Trump und Kim Jong-Un beäugen sich misstrauisch, drohen und posaunen... die Angst vor einem Atomkrieg ist so wach wie seit langer Zeit nicht mehr. Die größte Furcht vor einem Ausbruch eines solchen Konflikts, welcher unsere Welt verändert, wenn nicht gar zerstört hätte, bestand bislang in den 60ern, als sich die Truppen der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten auf Seewegen gegenüberstanden. Die politische Debatte dieses Konflikts bringt der Thriller "Thirteen Days" filmisch auf und sorgt dabei für rundum spannende Unterhaltung...
THIRTEEN DAYS
1962: Kenneth O'Donnell (Kevin Costner) ist der persönliche Berater des Präsidenten der Vereinigen Staaten, John F. Kennedy (Bruce Greenwood), und muss reagieren, als Informationen an Land kommen, welche besagen, dass Kuba mehrere Atomraketen stationiert hat. Die USA fürchtet einen Schlag gegen ihre freie Welt und muss reagieren, dennoch will Kennedy Gewalt mit allen Mitteln verhindern. Die Raketen sollen vernichtet, die Sowjetunion jedoch nicht zu einem kriegerischen Akt provoziert werden. O'Donnell berät den Präsidenten und seinen Stab in dieser dunklen Stunde der amerikanischen Geschichte, in welcher ein Atomkrieg zum Greifen nah war...
Natürlich ist dieser Film ein sehr amerikanischer und zu dieser Zeit konnte er wohl kaum anders erzählt werden. Als "Thirteen Days" im Jahr 2000 in die Kinos kam, hatte George W. Bush gerade auf dem Präsidentensitz Platz genommen und den Menschen dürstete es danach, Amerika siegen zu sehen. Und dass sie in der Geschichte rund um die Kubakrise gesiegt haben, daran dürfte es keinen Zweifel geben, wären wir heute sonst vermutlich alle nicht (mehr) am Leben. Dementsprechend fügt Regisseur Roger Donaldson dem Ganzen eine enorme Portion Pathos hinzu, lässt die Posaunen im Soundtrack kräftig auffahren, viele Hände schütteln, die Flaggen schwingen und die Männer in den kargen Büros des Weißen Hauses besorgt die Stirn runzeln. Das fällt auf und sicherlich hätte man diese Geschichte auch ein wenig kleiner, nicht ganz so laut und einseitig erzählen können, besonders da die Russen hier wirklich nicht gut wegkommen - ganz so schlimm ist das im Gesamten aber nicht, bietet "Thirteen Days" darüber hinaus doch ziemlich spannende Unterhaltung, die man vielleicht nicht als kompletten Ersatz für den Geschichtsunterricht annehmen sollte, der da aber auch gerne hingehören darf.
Es wurde eine Menge recherchiert für diesen Film, um die politischen Debatten und Diskussionen so realistisch wie möglich auf die Leinwand zu bannen und dies ist den Machern tatsächlich gelungen. Die Dialoge sind scharf, komplex aber dennoch verständlich und die Spannung ist hoch, ohne dass man die Dramatik der Situation dabei zu sehr überziehen würde. Das ist mit gut 140 Minuten Laufzeit dann zwar im Mittelteil ein wenig lang geraten, aber dennoch hält man das Tempo, obwohl der Film eben fast nur aus Dialogen besteht und somit für Action-Fanatiker wirklich nichts bietet, doch ziemlich erfolgreich oben - eine spannende Geschichtsstunde, wenn man so will... das will ja etwas heißen! Was den Film dann eben leider nicht durchgehend unterhaltsam und packend gestaltet, ist die Tatsache, dass es sich hier um das Abfilmen von Fakten handelt. Sehr spannende Fakten, keine Frage, dennoch wirkt das Dialog-Spektakel hier immer wieder etwas unterkühlt. Die Macher geben sich zwar Mühe, den Figuren noch etwas Background zu geben und legen den Fokus dabei zum Beispiel auch immer wieder auf die Beziehung der Kennedy-Brüder, letztendlich steht jedoch die Politik im Vordergrund - die Lage ist ekstatisch und darüber kann man nicht herumreden. Die einzelnen Szenen, in welchen Protagonist Kenneth bei seiner Familie sitzt und angesichts der ungewissen Zukunft seiner Kinder in Gedanken schwelgt, wirken dabei auch ein wenig gewollt und können keine wirkliche emotionale Beteiligung beim Zuschauer wecken.
"Robin Hood"-Star Kevin Costner macht dennoch einen guten Job: Er wirkt ausgesprochen präsent, ruhend und kraftvoll, ohne dass er dabei überziehen muss. Ebenfalls überzeugend agiert Bruce Greenwood, der dieses Jahr in "Kingsman - The Golden Circle" ebenfalls erneut den Präsidenten der Vereinigten Staaten geben durfte, jedoch in gänzlich anderen Umständen. Filmfans werden zudem weitere bekannte Gesichter entdecken, die sich nahtlos einfügen, darunter die "Spider-Man"-Stars Dylan Baker und Elya Baskin sowie den großartigen Jack McGee - wie immer in einer präsenten Nebenrolle.
Fazit: Spannende Geschichtsstunde, welche packend die dreizehn Tage präsentiert, während welchen sich die Welt am Rande des Abgrunds befand. Gut gespielt und inszeniert fehlt es sicherlich ein wenig an emotionalem Ballast und auch der Pathos wird nicht jedem schmecken... fesselnd ist dies jedoch allemal.
Note: 3+
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