Ja, auch ich habe mich über lange Zeit mit Theater beschäftigt. Film war immer meine größte Leidenschaft, doch stand ich auch bereits mehrfach auf Bühnen, las Theaterstücke und studierte sogar Theaterschauspiel. Bühne und Film unterscheiden sich dabei erheblicher, als es vielen Außenstehenden klar ist... und dass es schwierig ist, diese beiden "Medien" zu kombinieren, bewies die 2015 erschienene Verfilmung des klassischen Stoffes "Macbeth" - ein Film, der dem klassischen Theater huldigt und dennoch zusätzlich versucht, das Medium Kino mit einzubeziehen, wobei wir einen recht seltsam wirkenden Mix zu sehen bekommen, der nicht funktionieren möchte.
MACBETH
Während einer Schlacht, wo Macbeth (Michael Fassbender), der treue Vasall des Königs Duncan (David Thewlis), gegen die Verräter der Krone kämpft, prophezeien ihm drei Frauen, dass er eigentlich ausersehen sei, die Krone zu tragen. Auf Drängen seiner Frau Lady Macbeth (Marion Cotillard) tötet der Mann den König im Schlaf und darf sich anschließend selbst die Krone auf sein Haupt setzen lassen. Macbeth jedoch entpuppt sich als grausamer Herrscher, der sein Volk immer näher an den Abgrund zu führen scheint...
Hand angelegt an diese Verfilmung hat Justin Kurzel - genau der Mann, der ein Jahr später ebenfalls die lange erwartete Videospielverfilmung "Assassin's Creed", ebenfalls mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in den Hauptrollen, vergeigte. Und auch hier hat Kurzel sein Projekt zwar offensichtlich durchaus im Griff, fährt jedoch mit einem sehr waghalsigen Experiment konsequent in die falsche Richtung und verwechselt, dass Theaterbühnen und Kinoleinwände eben doch zwei sehr verschiedene Dinge sind. Beide entführen uns in andere Welten, verzaubern und unterhalten uns - jedoch auf vollkommen verschiedene, technische Art und Weise.
Diesen Unterschied wollte Kurzel anscheinend aufheben und vermengt somit die gestelzten Worte der Originalvorlage mit der Optik eines hochkarätigen Kino-Blockbusters, was direkt von Beginn an für Verwirrung sorgt. Der popcornmampfende Normalo-Zuschauer wird sich ohnehin bald langweilen, angesichts der im klassischen Theater sehr kitschigen und dennoch sehr treffsicheren Wortgewalt, angesichts dieses doch sehr geschwätzigen Filmes, welcher der Klassik huldigt. Dies mag auf einer Theaterbühne durchaus funktionieren, entwickelt das Spiel darin doch seine eigene Kraft... auf der Kinoleinwand funktioniert es aber nicht, da kann Kurzel noch so sehr versuchen, seine langen und verschlungenen Dialogpassagen mit Action-Setpieces auszugleichen. Diese sehen gut aus, lassen jedoch Herz und Dynamik vermissen - man spürt förmlich, dass Kurzel sie im Film haben wollte, um dem Zuschauer optisch noch etwas mehr bieten zu können und einige dieser Szenen in den Trailer schnippeln zu können... um womöglich doch noch ein größeres Publikum anzulocken, welches auf einen neuen "King Arthur" oder "Königreich der Himmel" hoffte. Dass Kurzel die bekannte Handlung zudem auf seine Essenz herunterkochte, ist bemerkenswert und sicherlich auch nötig, möchte der Film letztendlich nicht über vier Stunden dauern - gar zentrale Figuren und Handlungsmuster wurden gestrichen, um "Macbeth" unter der Zwei-Stunden-Marke zu halten... und trotzdem fühlt er sich zu lang an.
Wer hier einen wirklich fantastischen Job macht, das ist jedoch das zentrale Hauptdarsteller-Paar, die schwer schuften mussten, um diesen Film überhaupt zu tragen... und es ist ihnen mehr als nur gelungen. "Legend"-Star David Thewlis und Sean Harris in Nebenrollen in allen Ehren, aber Michael Fassbender und "Allied"-Star Marion Cotillard stehlen hier einfach allen die Schau. Fassbender brilliert als innerlich zerrissener König, der sein Volk in die falsche Richtung führt und sich dabei selbst zu Grunde richtet... eine grandiose Vorstellung, die nur deswegen nicht zu einer Oscar-Nominerung führen konnte, da der ganze Film von der Verleihung (wohl auch zurecht) ignoriert wurde und Fassbender zudem mit seiner Glanzleistung in "Steve Jobs" noch ein weit spannenderes Eisen im Feuer hatte. Fast noch besser agiert Marion Cotillard als Macbeths hinterhältige Ehefrau - wie sie bei allem Verrat und aller Missgunst dennoch die zerbrechlichen Teile ihrer Figur herauskristallisiert und sich die schweren Zeilen des Originals von Shakespeare zu Eigen macht, ohne dabei zu übertreiben oder an Glaubhaftigkeit einzubüßen... das ist schon ganz großes Schauspiel und erinnert bisweilen an ihre phänomenale Darstellung in Christopher Nolans Meisterwerk "Inception".
Fazit: Regisseur Justin Kurzel möchte Theater und Film kombinieren... und scheitert. Die langen Dialoge beißen sich mit den deutlich zu mainstreamigen Schlachtengemälden, die Handlung, auf ihre Essenz heruntergebrochen, packt nicht - nur die Hauptdarsteller wissen voll und ganz zu überzeugen.
Note: 4-
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