Dierses Jahr sorgte der neueste Film von Darren Aronofsky, "mother!", für einiges an Aufregung. Uninformierte Kinobesucher regten sich darüber auf, dass sie hier nicht, wie der Trailer versprach, einen Horrorfilm von der Stange geboten bekamen - wobei man sich das bei der Besetzung und dem Namen auf dem Regiestuhl auch eigentlich selbst bereits denken konnte. Dementsprechend floppte der Film, trotz der einnehmenden Star-Power der großartigen Jennifer Lawrence, relativ haltlos, was schade ist, hält doch Aronofsky weiterhin die Fahne hoch, dass Experimente gerne gemacht werden sollten - etwas, wonach das Publikum diesen Jahres nach der Sequel-Müdigkeit 2017 doch durchaus lechzte, einen solchen Film dann aber dennoch abstrafte. Seltsam und ein wenig traurig ist das, doch Aronofksy ist und bleibt ein beispiellos guter Regisseur, wie auch sein ähnlich zerrissenes Werk "The Fountain" aus dem Jahr 2006 noch einmal beweist...
THE FOUNTAIN
Der Wissenschaftler Dr. Tommy Creo (Hugh Jackman) sucht verzweifelt nach einem Heilmittel für seine krebskranke Frau Izzi (Rachel Weisz), der allem Anschein nach nicht mehr viel Zeit bleibt. In seinen Laboren testet er verschiedene Mittel gemeinsam mit Kollegen an Pavianen, doch trotz erheblichen Fortschritten dreht er sich dort im Kreis. Es scheint, als würde eine Heilung, der sie bereits auf der Spur sind, nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Eines Abends überreicht seine Frau ihm ein Buch, welches sie selbst verfasst hat - sie bittet ihn, es zu lesen, bevor sie stirbt. Darin erhält er endlich Hinweise, in einer Welt, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft liegt und den Baum des Lebens in den Fokus rückt...
Nach einigen Schwierigkeiten, bevor die Produktion überhaupt begann, musste Darren Aronofksy sein bis zu diesem Zeitpunkt laut eigenen Aussagen ambitioniertestes und herausforderndstes Werk kleiner verwirklichen, als es geplant war. Das Budget wurde, nachdem Studios und der eigentlich als Hauptdarsteller verpflichtete Brad Pitt kapitulierten, auf due Hälfte zusammengekürzt, eigentlich geplante, epische Schlachtszenen mussten daher gestrichen werden. Man merkt "The Fountain" nun jedoch nicht an, dass tatsächlich Einbußen gemacht werden mussten, einzig die Laufzeit ist mit nur 92 Minuten für einen Aronofsky-Film recht knapp ausgefallen, fällt hier aber auch nicht weiter negativ auf.
Schwierig wird es nur angesichts des Themas, dem sich der "Black Swan"-Regisseur hier gewidmet hat, denn er möchte nichts weiter als auf den Spuren von Stanley Kubrick und seinem Klassiker "2001 - Odyssee im Weltraum" zu wandeln. Aronofksy widmet sich den Fragen rund um den Sinn des Lebens, um den Tod, um Zukunft und Vergangenheit, gar um die Möglichkeit des ewigen Lebens - Fragen, die seit jeher in der Menschheit stehen, die uns begleiten und die zu den größten unserer Geschichte zählen. Dass Aronofksy kein weiteres Meisterwerk gelungen ist, ist dabei wahr, dementsprechend muss man manchen bösen Kritikern auch zustimmen - doch selbst ein schwächerer Film dieses Regisseurs scheint weiterhin ein wirklich guter zu sein, was auch "The Fountain", trotz all seiner Defizite, erneut beweist. Es fällt auf, dass Aronofksy sich mit diesen gigantischen Themen ein wenig verhebt, dass ihm dies auch mal über den Kopf hinweg steigt und er am Ende nicht wirklich zufriedenstellende Antworten auf diese gigantischen Fragen liefern kann. Manch ein grimmiger Zuschauer wird darin einen ähnlich verqueren Bilderrausch wie noch in "2001" erkennen, ohne Sinn und Verstand - oder eben mit so viel Verstand, dass es den meisten Zuschauern schlichtweg zu viel ist. Auch diese Argumente lassen sich nicht ganz von der Hand weisen, einige Lücken bleiben auch nach dem Abspann und ab und zu suhlt sich Aronofksy etwas zu überdeutlich in seinem Esoterik-Kitsch... weniger wäre hier manchmal doch mehr gewesen.
Aber große Güte, was sind das wieder für Bilder, die er hier erschafft. Trotz des moderaten Budgets brennen sich gerade die Aufnahmen in der zweiten Hälfte schier unlöschbar ins Gedächtnis in all ihrer Schönheit, in ihrer Größe und Intensität. Durch drei parallel laufende Handlungsstränge in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ergibt sich dabei ein kompaktes Bild mit unterschiedlichen Schauwerten, die alle für sich genommen mindestens grandios, wenn nicht gar meisterhaft sind. Getragen von einem der besten, eindrücklichsten Instrumental-Soundtracks der jüngeren Filmgeschichte (der seitdem auch in manch einem Trailer verwendet wird, ähnlich wie bereits der berühmte Score von Aronofskys vorigem Meisterwerk "Requiem for a Dream") entsteht hier ein wahrer Bilderrausch, dem die Geschichte nicht immer folgen kann.
Dennoch bietet diese einige ganz große Emotionen, Momente, in denen uns glatt das Herz stehenbleibt, die so intensiv und einnehmend sind, ohne dabei in allzu großen Moral-Kitsch zu verfallen, dass man Aronofksy mehrmals Szenenapplaus zugestehen möchte. Hugh "Logan" Jackman macht dabei in der klaren Hauptrolle einen schier unglaublichen Job, erhebt sich selbst über sein Dasein hinaus, spielt so intensiv und kraftvoll, dass man es kaum glauben mag. Beinahe noch besser gibt sich hier "Die Mumie"-Star Rachel Weisz, die treibende Kraft dieser ehrlichen Liebesgeschichte, die hier in strahlenden Farben gar als eine Art Engel gezeichnet wird, dabei aber dennoch meist greifbar bleibt.
Fazit: "The Fountain" mag Darren Aronofskys schwächster Film sein... ein guter ist es dennoch. Dank grandioser Bilder und fantastischen Darstellern lebt seine kraftvolle, über alle Sinne hinausgehende Geschichte förmlich bis über den Abspann hinaus. Da verzeiht man gern einige esoterisch-verkitschte, überzogene Szenen.
Note: 2-
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