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Vielleicht, vielleicht auch nicht

Manche Darsteller sind irgendwie auf ein bestimmtes Genre festgelegt und es fällt beinahe schwer, sie sich in anderen Rollen vorzustellen. Bruce Willis, ist trotz Ausflüge ins Dramafach wie in "The Sixth Sense", eben einfach der unkaputtbare Action-Held, Julia Roberts die Romantikerin (trotz Variationen wie beispielsweise in "Erin Brockovich")... und Ryan Reynolds war über lange Zeit, wie viele Schauspieler vor ihm, vollkommen auf die RomCom festgenagelt. Dass ihm besonders mit der 2016 erschienenen und äußerst ruppigen Comicverfilmung "Deadpool" ein eleganter und konsequenter Imagewechsel gelang, ist dabei sicherlich wünschenswert, agiert Reynolds seitdem doch angenehm unvorhersehbar. Dass er die Rolle des charmanten Lebemanns aber ebenso gut verinnerlicht hat, bewies er in den Vorjahren etliche Male...

VIELLEICHT, VIELLEICHT AUCH NICHT


Werbeagent William Hayes (Ryan Reynolds) möchte eigentlich nur seine kleine Tochter Maya (Abigail Breslin) von der Schule abholen... doch diese nervt ihn anschließend dauerhaft mit der Frage, wie er denn ihre Mutter, von der er mittlerweile getrennt lebt, kennengelernt hat. Will gibt schließlich nach und beginnt die Geschichte mit veränderten Namen und kleinen Fakten zu erzählen: Diese startet zu Beginn der 90er, als Will für die Politik und damit seinen großen Traum nach New York zieht und dafür seine große Liebe Emily (Elizabeth Banks) zurücklässt. Über die Jahre hinweg lernt er dabei weitere Frauen kennen, darunter auch seine Arbeitskollegin April (Isla Fisher), zu der sich eine intensive Freundschaft entwickelt... und mehr.

Die Ausgangssituation erinnert ein wenig an die enorm erfolgreiche Sitcom "How I met your Mother" und sorgt auch hier für einige amüsante Szenen. Die Macher verzichten zwar darauf, die als Rückblende erzählte Geschichte zu oft zu unterbrechen, generell ist es aber äußerst spaßig zu sehen, wie eine kleine Tochter auf die früheren Jahre ihres Vaters reagiert und ihn wegen einiger Jugendsünden zurechtrügt. Darüber hinaus sehen wir im Grunde eine typische Story aus dem Romantic-Comedy-Genre, die auf recht vorhersehbare und auch manchmal etwas klischeehafte Weise ihren Lauf macht und dabei sowohl zum Schmunzeln, lautem Lachen und auch zum Herzschmerz anregt... eben alles, was ein solcher Film braucht. 
Was ihn dann aber dennoch besser macht als viele andere Streifen dieser Art ist sein sehr feines Drehbuch. Man merkt, dass hier die cleveren Autoren am Werk waren, die auch bereits "About a Boy" zu einem solch selbstreflektierten und ironischen Spaß machten, der aber dennoch stets das Herz am rechten Fleck hatte, denn genau dies gelingt nun auch "Definitely, Maybe". Durch die sehr hübsch geschriebenen Dialoge entsteht ein schöner Schwung, die Wortsalven werden praktisch hin und her geschossen und entwickeln wunderbare, verbale Gefechte, die auch gar nicht mal so dumm oder naiv klingen. Natürlich ist das alles besonders beim unvermeidlichen, sehr zuckrigen Happy End auch recht kitschig geraten, doch einem Film dieses Genres sollte man das nicht zu sehr anlasten, besonders, da man sich zuvor Mühe gibt, die ganze Story doch eher auf dem Boden zu halten. Über das ewige Liebeschaos hinaus entstehen schließlich auch sehr amüsante Szenen, wenn Will versucht, in der Politik Fuß zu fassen, während der Wahlkampagne aber natürlich erst mal zum Kaffeeburschen degradiert wird und auch die Dialoge zwischen ihm und seiner Tochter sind streckenweise herrlich geraten. 
Dass all dies so gut funktioniert und man trotz einiger kleiner Längen und manch einem etwas abgehalfterten Subplot weitestgehend sehr spaßige 107 Minuten erlebt, ist besonders den Schauspielern zu verdanken. Dass "Green Lantern"-Star Ryan Reynolds in der Hauptrolle mal wieder überzeugend den charmanten, aber gefühlsmäßig etwas verkappten Beau gibt, der sich tollpatschig durch manch ein Übermanöver lenken muss, dürfte nicht überraschen - er macht seine Sache auch hier wieder mehr als ordentlich. Und dass Rachel Weisz hier überhaupt mitspielt und dabei so stark agiert, ist ebenfalls eine Freude - die Oscarpreisträgerin sucht sich ihre Projekte immerhin schon lange sehr gründlich aus und lehnte 2008 (vollkommen zurecht) das desaströse Drehbuch des dritten Teils von "Die Mumie" ab, womit sie sogar aus einem lukrativen Franchise ausstieg - ein weiterer Beweis dafür, dass den Autoren hier etwas sehr ordentliches gelungen ist. 
Die größte Überraschung sind jedoch weder Reynolds und Weisz noch die ebenfalls auftauchenden Kevin Kline und "Tribute von Panem"-Star Elizabeth Banks, sondern zwei andere Frauen. Zum einen wäre da Kinderstar Abigail Breslin, die sich ebenso wie in "Little Miss Sunshine" mit einer solch grandiosen Energie und solch einer Spielfertigkeit in die Rolle stürzt und mit den Texten so leichtfertig und spielerisch umgeht, dass es eine wahre Freude ist, ihr zuzusehen. Und dann ist da noch die aus "Now You See Me" bekannte Isla Fisher, die als eine der potenziellen Mutter-Figuren eine absolut herrliche, herzliche und wahnsinnig charmante Vorstellung darbietet, womit sie Reynolds im Grunde dauerhaft die Schau stiehlt. Man dürfte sogar so weit gehen, dass Fisher, die sogar in kleinen Szenen immer wieder die Zuschauer durch ebenso nuanciertes wie offenes und perfekt durchgetimtes Spiel in ihren Bann zieht, definitiv der mehr als nur heimliche Star dieser kleinen, aber verdammt feinen RomCom ist.

Fazit: Sicherlich kämpft auch dieser RomCom-Beitrag mit Klischees und Kitsch und auch mal mit einigen Längen. Dank der grandios geschriebenen Dialoge, viel herzlichem Witz und hervorragend aufgelegten Darstellern, unter denen man besonders Isla Fisher und Abigail Breslin hervorheben muss, hat man dennoch viel Spaß.

Note: 3+



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