Direkt zum Hauptbereich

Ferdinand - Geht STIERisch ab!

Sie haben alle Respekt vor "Star Wars". Kein Wunder, 2015 avancierte die siebte Episode der Sternenkriegs-Saga zum dritterfolgreichsten Film aller Zeiten und auch wenn für den achten Film nicht ganz so viele Zuschauer erwartet werden, ist es ein erneutes Phänomen, welches Millionen an Zuschauern in die Kinosäle zieht. Selbst eine Woche vor dem Start hielten sich andere Verleiher vornehm vor der Konkurrenz zurück und am selben Starttag wagt es tatsächlich ein Animationsfilm nun, ebenfalls in den Lichtspielhäusern zu starten. Für die Kids sicherlich ein angenehmes Kontrastprogramm, doch der Saal für "Ferdinand" war dennoch beinahe komplett leer - sie sind eben alle im Weltallfieber, die Kinofans, was ich gut verstehen kann...

FERDINAND


Der kleine Stier Ferdinand will nicht kämpfen. Während sein Vater und seine gleichaltrigen Gefährten im Stall von nichts mehr träumen, als in der Arena gegen den berüchtigten Matador anzutreten, möchte Ferdinand lieber seine Ruhe haben und hat Augen für die friedlichen Dinge des Lebens. Eines Tages nimmt er Reißaus und findet auf dem Hof der kleinen Lisa und ihres Vaters einen Platz zum Leben - bis er eingefangen und erneut zu dem Stall gebracht wird, wo er seine Kindheit verbrachte. Zu einem gigantischen Stier herangewachsen, ist die Chance wahrscheinlicher, in die Arena zu müssen... was Ferdinand jedoch nach wie vor nicht möchte. Gemeinsam mit der redseligen Ziege Elvira und drei tanzenden Igeln plant er seine Flucht.

Ich habe mir nicht viel erwartet. Die Trailer waren zwar irgendwie niedlich und sahen unterhaltsamer und spaßiger aus als das Groß der anderen, auf ein extrem junges Publikum zugeschnittenen Abenteuerfilmchen, die seit Wochen und Monaten angekündigt werden. "Jim Knopf" und Co. werden für die Kleinsten sicherlich schöne Unterhaltung bieten, interessieren mich aber nicht die Bohne - "Ferdinand" sah hingegen nach einem netten, geradlinigen Animationsfilm aus, der vielleicht auch für die Erwachsenen noch ein paar nette Momente parat haben könnte. Und doch war ich nicht Feuer und Flamme, vielleicht, weil meine Gedanken noch immer um den neuen "Star Wars" kreisten oder weil die Animationsabteilung von Fox (vor zwei Tagen übrigens tatsächlich komplett von den Disney Studios aufgekauft) außer den ersten beiden "Ice Age"-Streifen auch nicht so wirklich viel geboten hat, was positiv im Gedächtnis geblieben ist.
"Ferdinand" bietet nun im Grunde tatsächlich genau das, was man erwarten konnte: Ein geradliniges Animationsabenteuer mit viel Tempo, sauberer Technik, flotter Action, sympathischen Figuren, beruhend auf der bekannten Kindergeschichte und so weiter und sofort. Enttäuscht wird da niemand aus dem Kino gehen und gerade die Kleineren dürfen da gerne noch ein wenig überzeugter sein, wenn sie sich über einige der Nebencharaktere schlapplachen, die aufgrund diverser Tanzeinlagen und schriller Stimmen für die Erwachsenen eher ein gewisses Nervpotenzial bergen. Die Geschichte hat Herz, ist natürlich vollständig vorhersehbar, traut sich wenig und geht keinerlei Risiken ein... was sie natürlich auch nicht muss, es handelt sich hier immerhin um einen Familienfilm für die Weihnachtszeit, der einfach nur gute Stimmung machen soll.
Richtig begeistert wird aber wohl auch niemand sein, da auch dieser Film aus der Masse an steriler Animationsware nicht hervorstechen kann und Altbekanntes im Kern neu aufwärmt. Ich weiß nicht, wieso es mir gerade während dieser Vorstellung erneut eingefallen ist, aber ich vermisse die alte Zeit der Zeichentrickära, als Filme von Disney und Co. sowohl für die Kids unterhaltend (und manchmal auch etwas beängstigend) waren als auch für die Erwachsenen enorm spannend gezeichnet wurden. Diese kleinen, anderthalbstündigen Epos-Abenteuer a la "Tarzan", "Mulan" und natürlich "Der König der Löwen", die es heute eigentlich gar nicht mehr gibt. Spätestens seit sich sogar Pixar immer öfters auf laue Fortsetzungen seiner ehemaligen Hits verlässt, scheint dieser Zweig ausgestorben.
Das macht die neueren Animationsfilme, ganz gleich von welchem Studio sie nun stammen mögen, per se nicht schlechter, aber dennoch ist es schade, dass im Grunde gar kein Risiko mehr eingegangen wird, sie alle nur noch die selbe Spur fahren und wir ganz haargenau wissen, was uns erwarten wird, wobei Ausnahmen wie der diesjährige "Coco" aber natürlich die Regel bestätigen. Das klingt nun ziemlich streng und es ist im Grunde auch müßig, diese Karte herauszuholen angesichts eines solchen Films, der eben einfach nur seine Zielgruppe bedienen möchte und das auch nicht schlecht macht - dank eines rasanten Showdowns hatte ich gegen Ende sogar viel Spaß und es sind einige schöne Lacher im Slapstick-Bereich dabei, die man auch aus den Trailern noch nicht kannte. Aber es geht eben nicht wirklich in die Tiefe und unterhält somit nur kurz, danach ist alles wieder vergessen. Die Meisterwerke von früher (ich komme mir gerade wie ein jammernder Senior vor) blieben länger, gar für immer, haften. Davon kann hier leider nicht die Rede sein.

Fazit: Solider Animationsfilm, der schöne Gags, eine nette Geschichte und feine Technik liefert... aber niemals mehr. Die Spur des Genres wird beibehalten und nicht variiert, wobei sich die Kleinsten unterhalten fühlen, für Erwachsene aber andere Filme sicherlich empfehlenswerter sind.

Note: 3-







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...