McDonalds ist so etwas wie der Popcorn-Blockbuster im Kino. Wir essen, es schmeckt gut und danach sind wir auch erstmal satt... nur eben nicht so richtig lange. Und solange man dem Etablissement eben nicht ständig einen Besuch abstattet, sich das ungesunde Mahl eben nur unregelmäßig gönnt, ist das ja alles in Ordnung. Der Film über die Transformation eines einzelnen McDonalds-Restaurants hin zu einem weltweiten Franchise von abnormer Größe ist jedoch kein Popcorn-Kino, sondern ein sehr feiner, intriganter und clever geschriebener Streifen, der sich weniger um den großen Namen des Restaurants kümmert als um eine Geschichte über drei Männer und die Wahrheit darüber, was man tun muss, um nicht nur seinen Traum zu erfüllen, sondern damit auch noch jede Menge Kohle zu machen...
THE FOUNDER
1954: Raymond Kroc (Michael Keaton) hat die Schnauze voll: Ständig versucht er neue Produkte an mögliche Interessenten zu verscherbeln, darunter einen speziellen fünfköpfigen Mixer, verdient aber kaum Geld und ist kurz davor, mit seinem kleinen Geschäft auf spektakuläre Art und Weise zu scheiten, sogar seine Frau Ethel (Laura Dern) entfremdet sich bereits von ihm. Als er eines Tages nach einer Bestellung von sechs seiner Mixer zu einem Restaurant namens McDonalds irgendwo in der Wüste von San Bernardino erfährt, unternimmt er eine Reise quer durch die USA, um sich selbst ein Bild zu machen. Er ist begeistert von dem Konzept und strebt nach einem Gespräch mit den Inhabern, den Brüdern Dick (Nick Offerman) und Mac McDonald (John Carroll Lynch) ein Franchise an. Die Brüder stimmen unter Vorbehalt zu und schon bald ist Kroc drauf und dran, eines der größten Unternehmen aller Zeiten aus dem Boden zu stampfen... und dabei auch einen Teil seiner Menschlichkeit über Bord zu werfen.
Die Entstehung eines Etablissements wie McDonalds als Film? Vor gut acht Jahren hätten Möchtegern-Nerds behauptet, dass sich aus einem solch im Grunde trockenen Stoff doch niemals ein interessantes oder gar spannendes Werk zimmern ließe, aber wir sind eben schon im Jahr 2017. Damals behaupteten dies die Leute auch von "The Social Network", mit welchem Kultregisseur David Fincher bewies, dass auch aus der Gründung eines sozialen Netzwerks wie Facebook noch ein unglaublich intensiver Stoff für einen herausragenden Film entstehen kann. Natürlich grätscht "The Founder" nun nicht in solch qualitative Höchstleistungen vor, macht seine Sache aber dennoch außerordentlich gut und verquatscht sich nicht in simplen Schwarz-Weiß-Thematiken.
Der Fokus liegt dabei untypischerweise nicht auf den beiden Brüdern, die sich mit aller Vernunft gegen die geldgierigen und wirtschaftlich hochtrabenden Aspekte ihres Konzeptes wehren und dabei so etwas wie eine eigentliche Heldenrolle eingenommen hätten, sondern auf Raymond Kroc, der dieses Konzept zufällig entdeckte, eine Partnerschaft mit den Brüdern einging, es perfektionierte und damit über Jahren etliche Millionen Dollar scheffelte. "Saving Mr. Banks"-Regisseur John Lee Hancock bleibt dabei so gut, wie es eine komprimierte Zwei-Stunden-Fassung der Geschichte eben kann, an der Wahrheit, simplifiziert seine Figuren dabei aber nicht.
Raymond Kroc ist eben nicht einfach nur ein geldgieriger Anzugträger, der den großen Gewinn schnuppert und darum kämpft, nicht nur einen Teil, sondern gleich den ganzen Kuchen mitzunehmen. Wenn er im ersten Drittel verzweifelt und dennoch mit einem möglichst optimistischen Lächeln seine Sorgen wegwischt, immer wieder aufsteht und doch erneut zu Boden fällt, sind ihm die Sympathien des Publikums, auch wenn dieses bereits ahnt, worauf all das hinauslaufen wird, sicher. Und auch wenn sich die beiden Brüder immer wieder sturstellen und selbst gegen wirtschaftlich absolut notwendige Veränderungen im Konzept, die für irgendeine Form von Gewinn notwendig sind, sträuben, verstehen wir Kroc - er hat es nun mal wirklich nicht leicht. Dass ein Mann wie eher, der am Existenzminimum lebt und dem im Leben nie etwas geschenkt wird, eben auch nicht nur von Luft und Liebe leben kann, liegt auf der Hand, weswegen sein Wille hin zu mehr Geld doch mehr als verständlich ist.
Natürlich, sobald er seinen Konkurrenten dann doch einmal willentlich in die Seite kracht, da er sonst selbst wohl bald Insolvenz anmelden müsste, dreht er ein weiter frei und wird doch noch zu dem widerlichen Ekelpaket, welches man mit vielen anderen Rollen Keatons verbindet - dementsprechend ist der hier mal wieder grandios aufspielende Schauspieler, der mit "Birdman" 2014 ein wahnsinniges Comeback in Hollywood feierte, eine Idealbesetzung, die das ganze Werk klar beherrscht und der Figur des Raymond Kroc immer wieder angenehm sensible Nuancen gibt. Sicherlich muss man hier auch die Drehbuchautoren loben, die den Figuren hervorragend geschriebene Dialoge in den Mund legen, womit die Darsteller (unter anderem sind "The Walking Dead"-Star John Carroll Lynch und die aus "Jurassic Park" bekannte Laura Dern dabei) wunderbar spielerisch umgehen. Ankreiden kann man "The Founder" letztlich zwar, dass ihm im Mittelteil ein wenig der Schwung verloren geht und gerade eine doch etwas stiefmütterlich behandelte Ehe-Geschichte auch nie so wirklich zünden möchte. Darüber hinaus ist es aber dennoch ein hervorragend geschriebenes, stark gespieltes, wunderbar unaufgeregtes und höchst interessantes Biopic geworden, welches sich mit den Menschen hinter McDonalds beschäftigt... womit wir einen weiteren neuen Blick auf das Restaurant, welches uns alle irgendwie beschäftigt, erhaschen können.
Fazit: Interessantes Biopic mit einem grandiosen Michael Keaton in der Hauptrolle, welches mit scharfen Dialogen, unaufgeregten und dennoch treffsicheren Pointen und ebenso sensibel wie grau gezeichneten Charakteren aufwartet. Trotz kleinerer Längen ein empfehlenswerter Film, lehrreich und verflixt unterhaltsam.
Note: 2-
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