Musste man dieses Projekt wirklich noch umsetzen? Keine Frage, der Plot rund um "Jumanji" hätte sicherlich für mehrere Fortsetzungen getaugt und kann, auf Abenteuer-Hinsicht, auch heute immer noch als ebenso kurzweilig wie faszinierend gelten. Doch nach dem Tod von Robin Williams dennoch noch eine Fortsetzung zu verwirklichen, die anhand der ersten Trailer doch eher aussahen wie der Standard-Comedy-Quark mit CGI-Fluten, schmeckte mir nicht. Selbst die vorab erstaunlich soliden Kritiken halfen nicht wirklich, mich heiß auf den Film zu machen, in welchem ich bereits einen Flop sah. Ob "Jumanji" nun also eine positive Überraschung darstellen wird oder so schlecht ist wie heimlich vermutet, ist eine der interessantesten Fragen in dem beinahe beendeten Kinojahr...
JUMANJI: WILLKOMMEN IM DSCHUNGEL
Es sollte ein trockenes, langweiliges Nachsitzen werden, doch für die vier Highschool-Schüler Spencer (Alex Wolff), Bethany (Madison Iseman), Martha (Morgan Tuner) und Fridge (Ser'Darius Blain) endet es im Dschungel - eingesaugt von einem mysteriösen Videospiel, in welchem sie als ihre ausgewählten Avatare nun ums Überleben kämpfen müssen. Um "Jumanji" zu retten, müssen sie ein von dem skrupellosen Wilderer Van Pelt (Bobby Cannavale) gestohlenes Juwel an den Ursprungsplatz zurücksetzen und dabei möglichst nicht ihre drei Leben verbrauchen... denn geschieht das, könnte es auch das absolute Ende in der realen Welt bedeuten.
Den größten Reiz bezüglich der Charaktere nimmt sich die "Jumanji"-Fortsetzung (dass es eine ist und somit die Begriffe Reboot oder Remake fehl am Platze sind, macht bereits die erste Szene klar, die deutlich mit dem Original verknüpft ist) dahingehend raus, dass die beworbenen Top-Stars im Grunde kaum richtige Figuren verkörpern - Dwayne Johnson, Jack Black und Co. agieren dabei nicht optisch, dafür aber rein vom Kopf aus als junge Teenager. Daran hängt sich der Film in den zumeist sehr kurzweiligen 119 Minuten immer wieder auf und sorgt auch für einige sehr hübsche Lacher, die sich besonders daraus ableiten, dass versierte Komiker bzw. Stars hier eben Charaktere spielen, die absolut nicht zu ihrem eigentlichen Rollenprofil gehören.
Wenn sich "The Rock" dabei gütlich daran tut, dass er plötzlich gigantische Muskeln aufweist, innerlich aber tatsächlich ein sehr verschrecktes Mimöschen ist, ist das zwar nur oberflächlich witzig, aber dank der selbstironischen Performance des Hauptdarstellers auch sehr unterhaltsam. "Das ist das Ende"-Star Kevin Hart darf dabei seine gewohnte Performance aus viel Rumgemeckere und flotten Sprüchen abziehen, fällt dabei aber keineswegs negativ auf, während "Guardians of the Galaxy"-Alien Karen Gillan als optisch toughe Kämpferin mit schüchternem Herz ebenfalls eine starke Performance abliefert. Die lustigste Darstellung darf sich jedoch Jack Black auf die Liste schreiben, dem es gelingt, eine blonde Teenager-Zicke zu spielen, dabei kein Stück zu nerven, trotzdem noch seinen Black-Charakter beizubehalten und sogar ein wenig, wenn auch extrem überzogene, Tiefe einzubauen - das hätte man so nun wahrlich nicht erwartet.
Nun gut, aber dieser Vorteil war auch bereits in den Trailern ersichtlich und dass es sich darüber hinaus dann eben doch nur um eine Nummernrevue aus möglichst vielen Gefahren des Dschungels handelt, ist ebenfalls nicht überraschend. Der Film folgt dabei klassisch dem Handlungsmuster eines Videospiels aus den 90ern - mehrere Level, kaum eine Handlung, wenig spannend oder originell. Das ist sicherlich so gewollt und macht gerade dank der nett geschriebenen Figuren, der spielfreudigen Darsteller und einiger schöner Actionszenen (das CGI scheint als Verweis auf das auch damals schon optisch nicht gerade taufrische Original einige Male absichtlich eher mies zu sein) tatsächlich Spaß... aber der Funke will nicht überspringen.
Die überdeutlichen Verweise auf das Original wirken gezwungen und wie unnötig zwischengequetscht, der Tonfall ändert sich oft stark und generell verliert "Jumanji" in der zweiten Hälfte deutlich an Schwung. Ein überzogenes und überlanges Krachbumm-Finale ist im Blockbuster-Setting mittlerweile gang und gäbe, dieses hier kann jedoch nicht ansatzweise mit den vorherigen Actionszenen mithalten und auch die Gags werden im weiteren Verlauf, wenn der im Fokus stehende "In fremden Körpern"-Trash langsam abgegrast ist, wesentlich schwächer. Da man auf eine wirklich packende Handlung nicht zurückgreifen kann, knarzt das Gerüst eben noch deutlicher, wenn es sich abnutzt und dass all dies natürlich absolut vorhersehbar ist und auch in Sachen Gag-Qualität von herrlichem Slapstick bis zu ganz schwachen Peniswitzen alles dabei ist, so schwankt man am Ende auch bei der Bewertung. In den besten Momenten wurde man ganz stark unterhalten und hat viel gelacht... in den schwächsten ist es keine Beleidigung für das spaßige Original, aber steckt dennoch deutlich hinter dessen Charme zurück.
Fazit: Dank spielfreudiger Darsteller und einiger knackiger Actionszenen unterhält die Abenteuer-Komödie besonders in der ersten Hälfte. Später lässt sowohl die Qualität der Gags als auch der ohnehin unnützen Rahmenhandlung dann aber immer deutlicher zu wünschen übrig.
Note: 3-
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