Es dürfte zu den schwierigsten Herausforderungen eines gestandenen Schauspielers zählen, die Arbeit allein machen zu müssen. In sogenannten "Ein-Mann-Shows" sind die Schauspieler auf sich gestellt, agieren als Figuren, die vollkommen alleine im Leben stehen... und das kann schon sehr beeindruckend sein, wenn man es denn richtig anpackt. Tom Hanks in "Cast Away" oder auch zuletzt Matt Damon in "Der Marsianer" machten ihre Sache dabei extrem gut und auch der ansonsten ewige Nebendarsteller Sam Rockwell darf sich seit 2009 auf die Kappe schreiben, dass er dieser Herausforderung ebenfalls standhält - und lieferte in dem stillen Sci-Fi-Drama "Moon" die vielleicht beste Performance seiner bisherigen Karriere ab.
MOON
Seit drei Jahren sitzt Sam Bell (Sam Rockwell) auf dem Mond und bewacht dabei eine arbeitende Raumstation, der es gelingt, die Energie auf der abgewandten Seite des Mondes zu nutzen... um damit siebzig Prozent des Energieverbrauchs auf der Erde zu decken. Sams einziger Mitbewohner ist der sprechende und ihm umsorgende Roboter GERTY, der ihm jedoch auch keine Antworten auf wichtige Fragen oder einen Ersatz für die Nähe eines echten Menschen liefern kann. Als Sam eines Tages während der Arbeit einen Unfall erleidet, ändert sich sein Alltag in der Raumstation... und er vermutet plötzlich, dass jemand womöglich ein falsches Spiel mit ihm treibt.
Auf "Moon" habe ich mich lange gefreut, da der Film mir von mehreren Seiten stets wärmstens ans Herz gelegt worden war und ich oftmals gehört hatte, wie sehr Sam Rockwell (den ich sowieso immer sehr gerne sehe) in diesem Werk endlich in einer Hauptrolle glänzen soll. Rockwells Darstellung ist dann auch das klare Glanzstück dieses Filmes - der Schauspieler gilt allgemein als viel zu unterschätzt, macht seine Sache in prägnanten Nebenrollen in Blockbustern wie "Iron Man 2" und "The Green Mile" immer fabelhaft... und ist dennoch nie hundertprozentig in der A-Liga Hollywoods angekommen. Dass der Mann aber nicht nur dazu fähig ist, eine Hauptrolle zu tragen, sondern gar einen ganzen Film (fast) alleine auf seine Schultern zu stemmen, beweist er in "Moon".
Andere schauspielerische Rollen, unter anderem von "Maze Runner"-Star Kaya Scodelario, sind einzig und allein auf Computerbildschirmen zu sehen, ansonsten gehört die Bühne alleine Rockwells Darstellung - und was für eine grandiose Darstellung das ist! Rockwell gelingt das Kunststück, einen später doch durchaus etwas am Rad drehenden Charakter so menschlich und tief zu gestalten, dass wir ihm jedes Wort glaubten. Kleine und große Gesten sitzen gleichermaßen, er springt von einem herausragenden Gefühl zum nächsten und hat sich dabei durchgehend so fantastisch unter Kontrolle, dass man nichts anderes tun kann, als dem Mann zu dieser phänomenalen Leistung nur noch zu applaudieren.
Bejubeln muss man auch "Warcraft"-Regisseur Duncan Jones, der aus dem winzigen Budget von nur 5 Millionen Dollar überhaupt einen Film im Sci-Fi-Genre kreieren konnte... und der dabei auch noch ziemlich gut aussieht. Natürlich ist es an vorderster Front ein Kammerspiel, welches sich auf engstem Raum abspielt, dass die wenigen Weltraumaufnahmen aber dennoch auch in Blockbuster-Gefilden mithalten können, verdient Lob... Jones weiß offenbar, wie man spart und dennoch faszinierende Bilder erschafft. Eine spannende Geschichte hat er obendrein auch im Gepäck, hier erreicht "Moon" jedoch den Punkt, wo definitiv noch etwas Luft nach oben gewesen wäre. In der ersten Hälfte unterhält uns das Werk mit langsamem Tempo und einer durchaus überraschenden Wendung, ab diesem Zeitpunkt weiß der gewiefte Zuschauer dann aber bereits, wo der Hase in den nächsten 45 Minuten wohl noch langlaufen wird.
Einige falsche Fährten streut Jones noch recht gekonnt, dennoch hält er weder die psychologische noch die grundmäßige Spannung des Plots bis zum Ende wirklich aufrecht. Er erreicht in Einzelszenen immer wieder eine starke Dramatik, fesselt uns aber nicht in den Sessel, denn dafür ist das Ganze doch etwas zu vorhersehbar und wirrt gegen Ende gar ein wenig herum - das doch etwas zu arg auf oberflächliche Spannung ausgelegte Finale hätte es in dieser gestreckten Form beispielsweise gar nicht gebraucht. Hier verliert "Moon" doch deutlich an Fahrt, lässt es nicht an Substanz, aber an versteckten Winkeln vermissen und lässt eine an sich originelle Geschichte doch etwas zu oft im Kreis fahren, bis der Zuschauer genug Zeit hatte, darüber nachzudenken und bereits vor dem Protagonisten auf die richtige Lösung zu kommen.
Fazit: Sam Rockwell liefert die Leistung seines Lebens und auch Duncan Jones macht auf dem Regiestuhl einen tollen Job. Storymäßig wird uns ein originelles Kammerspiel geboten, welches aber die Katze zu früh aus dem Sack lässt und später schließlich deutlich an Schwung und Intensität verliert.
Note: 3
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