Zu früheren Zeiten, wenn man es denn so nennen möchte, stand es im filmischen Standard, dass der Präsident fiktiv in Lebensgefahr gerät und der Zuschauer mit diesem mitfiebert - handelt es sich doch um den Führer der freien Welt. Zu Zeiten von Donald Trump steht zu befürchten, dass Handlungen wie "Air Force One" oder "Olympus Has Fallen" weniger werden - den Präsidenten zur heutigen Zeit noch zu einer Sympathiefigur zu machen, dürfte schwierig werden, denn man kann ihn noch so sympathisch zeichnen, die Zuschauer werden stets an den Mann denken, der wirklich im Weißen Haus sitzt. Auch "The Sentinel" bringt den Präsidenten in absolute Gefahr und auch hier soll der Zuschauer diesem möglichst die Daumen drücken...
THE SENTINEL
Agent Pete Garrison (Michael Douglas) arbeitet seit mehreren Dekaden für den Secret Service und fing sich für den derzeitigen Präsidenten Ballentine (David Rasche) gar eine Kugel ein. Nun wird Garrison jedoch mit einem neuen Hochsicherheits-Fall konfrontiert, als ein Secret Service-Agent vor seiner Haustür erschossen wird. Garrison wittert einen Abschlag und erfährt bald von einem geheimen Informanten, dass der Präsident selbst ermordet werden soll. Um die Drahtzieher zu finden, muss sich Garrison mit seinem ehemaligen guten Freund David Breckinridge (Kiefer Sutherland) vom FBI zusammentun...
"The Sentinel" ist ein Thriller wie aus dem Lehrbuch, dementsprechend finden sich hier auch die bekanntesten und klassischsten Versatzpunkte des Genres in einem Film - allerdings ohne, dass ihnen ein neuer, origineller Anstrich verpasst werden würde. Kenner können sich schon sehr schnell ausmalen, wo das Ganze denn hinführen wird und der Film nimmt die einzelnen Etappen ohne große Überraschungen, spult sie einfach herunter. Natürlich gibt es dabei die Suche nach dem Maulwurf, der letztendlich überraschend enthüllt wird, nur dass diese Enthüllung keine Überraschung ist, die Lösung des ganzen Konflikts gar eher lau daherkommt. Natürlich geht es auch um Vertrauen, darauf spielt ja bereits der unnötige deutsche Untertitel an, außerdem auch um Ehre, ein bisschen um Politik, um die Angst vor dem Terrorismus, darum, wie es ist, in einem gewissen Alter noch einen der gefährlichsten Jobs auszuführen und, und, und...
Nichts an diesem Film ist auch nur im Ansatz originell, alles haben wir bereits in anderen Streifen des Genres gesehen und dies auch meistens besser, denn Regisseur Clark Johnson findet keinen besonderen Zugang zu diesem Stoff. Er inszeniert solide und durchgetaktet, ohne sich dabei etwas zu trauen, agiert streng nach dem Alphabet des klassischen Thrillers, erreicht dabei aber nie das Maß der Spannung, die ein solcher Film nötig hat. Er hat keine Tiefe, er erreicht keine Intensität, er lässt das ganze Ding eben einfach nur laufen, was für den Zuschauer dann ungefähr die Aufregung einer kleinen Bootsfahrt bekommt.
Man spürt, dass sich alle Beteiligten durchaus Mühe geben, dem doch eher faden Skript noch etwas zusätzlichen Anstrich zu verleihen, leider bleiben sie aber auch hier im mauen Standard stecken. Musik, Kamera, Schnitt, einige Actionszenen - alles durchaus solide gemacht, aber nichts, womit man dem Zuschauer, der in den letzten Jahren einige herausragende Thriller gesehen hat, noch hinter dem Ofen hervorlocken könnte. Dass man anschließend sogar das alles zum Schluss bringende Finale zu einer arg vorhersehbaren und spannungsarmen Angelegenheit macht, obwohl man sich zuvor etliche Türen für einen netten Showdown offengehalten hat, lässt sich nur noch als Verschleuderung von nettem Potenzial ansehen.
In diesem Krimskrams wirkt auch "The Game"-Star Michael Douglas ein wenig verloren - er ist überzeugend, wenn er die faden, aber immerhin sinnigen Hintergründe und Geheimnisse seiner Figur auslotet, sobald er aber die Waffe in die Hand nehmen muss, sieht man ihm sein Alter doch an. Da wirkt Kiefer Sutherland, der hier durchaus Parallelen zu seinem Jack Bauer wiederaufleben lässt, deutlich glaubwürdiger und dank seines kantigen Charmes und seiner Mentalität, niemals aufzugeben, darf er auch die Figur darbieten, mit welcher wir im Verlauf der Handlung am deutlichsten mitfiebern. Die weiblichen Co-Stars Kim Basinger und Eva Longoria bekommen im Gegensatz leider, nachdem sie zu Beginn noch vielversprechend eingeführt werden, nur noch weniger markante Szenen ab, agieren streckenweise nur noch als Anhängsel.
Fazit: "The Sentinel" ist ein äußerst mauer Thriller, der seine namhafte Besetzung in einer ebenso müden wie vorhersehbaren Geschichte verschleudert. Der Regisseur vermag es durch seine arg unsichere Inszenierung dabei zu selten, wirkliche Spannung zu erzeugen.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen