Stephen King ist womöglich der bedeutenste und beliebteste Horror-Autor seiner Zeit und 2017 erlebte er so etwas wie sein filmisches Revival. Die meisten Verfilmungen seiner Bücher gelten doch eher als Schund, wobei Ausnahmen wie "The Green Mile" und "Shining" freilich die Regel bestätigen. Die Verfilmung seines Magnus Opum, "Der dunkle Turm", erfüllte die Erwartungen zwar nicht, dass es aber überhaupt mal eine filmische Variante des Stoffes gibt, war so auch lange Zeit nicht abzusehen. Neben "ES", der schließlich alle Erwartungen übertraf, sowohl finanziell als auch qualitativ, gab es auch eine Serie zu Kings Novelle "Der Nebel"... zu dem es auch 2008 bereits eine recht populäre Verfilmung gab, die heute besonders wegen des aufsehenerregenden Endes in aller Munde ist.
DER NEBEL
Nach einem verheerenden Sturm in der Kleinstadt Castle Rock, der ganze Bäume entwurzelt hat, bricht Künstler David Drayton (Thomas Jane) gemeinsam mit seinem kleinen Sohn Billy (Nathan Gamble) zum örtlichen Supermarkt auf, um Hamsterkäufe zu erledigen. Die Mitarbeiter und Kunden werden dort jedoch von einem plötzlich aufziehenden und dichten Nebel überrascht, der den Ort umhüllt. Die Lage bleibt vorerst entspannt, bis David bei einem Rundgang durch das Gebäude seltsame Geräusche von draußen vernimmt. Erst will ihm keiner die Geschichte glauben, doch dann fordert der Nebel erste Opfer: Seltsame Kreaturen hausen darin und diese nähern sich mit steigender Brutalität den Menschen hinter der Glasfassade...
Frank Darabont hatte zuvor genau die beiden King-Verfilmungen abgeliefert, die im Grunde ausnahmslos als Meisterwerke gesehen werden: In "Die Verurteilten" und "The Green Mile" jedoch stand nicht der typische Horror im Vordergrund, sondern sensible und tiefschürfende Geschichten mit detailreich geschriebenen Charakteren. Nun, dies hat die Filmversion von "Der Nebel" nun nicht und es ist deutlich sichtbar, dass Darabont doch seine Schwierigkeiten hat, sich nun einfach auf simpleren Grusel einzulassen - er verirrt sich hier nun recht klar in die Trash-Ecke. Das liegt nicht nur an den miesen Spezialeffekten, die zwar später besser werden, aber stets sehr deutlich als sparsame und manchmal gar unfreiwillig komische Computertricks zu erkennen sind, sondern auch an der Handlung an sich. Die Monster im Nebel geraten, vielleicht auch wegen des geringen Budgets oder um ihnen durch zu viele Auftritte nicht den ohnehin eher geringen Schrecken zu nehmen, zunehmend in den Hintergrund, stattdessen konzentriert man sich auf die Menschen im Supermarkt, die unter den grausamen Bedingungen versuchen, zu überleben.
Was genau eigentlich passiert und ob es woanders ebenfalls zu solchen Vorfällen, wird entweder gar nicht oder nur sehr schwammig interessiert - Darabont und sein Thema interessieren sich nur für die Momentaufnahme, bleiben ganz nah dran an ihren Protagonisten und hatten das Potenzial für eine intensive Geschichte somit im Grunde auf der Hand... nur leider nutzen sie es nicht gut genug. Aufgrund der recht hohen Anzahl an handelnden Figuren (selbst die recht flott vorangehende Verkleinerung der Gruppe hilft kaum dabei, die Reihen zu lichten) ist eine wirklich tiefschürfende Charakterentwicklung zu schwierig, die meisten bleiben dabei vollkommen auf Standards oder eben auf überzogene Extreme beschränkt. Ganz besonders gilt das für die von "Into the Wild"-Star Marcia Gay Harden gespielte religiöse Fanatikerin Mrs. Carmody, die dabei so etwas wie den menschlichen Hauptkonflikt übernimmt, mit ihren ewigen, hysterischen Monologen aber schon bald nur noch nervt. Innerhalb der Spaltung der Gruppe in Extremisten und "Realisten" bleibt nicht viel Platz für Grauzonen, sodass die Figuren hier doch eher blass bleiben.
Natürlich ist es schön, dass man sich hier weniger auf Horror-Klischees ausruht und die Charaktere weitestgehend nachvollziehbar und clever handeln lässt (ein paar Dummies sind aber natürlich trotzdem dabei), dennoch hätte man von einer erneuten Zusammenarbeit zwischen King und Darabont mehr erwarten dürfen als laute Streitereien, zwischendurch aufgelockert von einigen Kämpfen gegen CGI-Monster und einem ansteigenden Bodycount. Das ist zwischendurch sicherlich sehr spannend, hat einige sehr kreative Fantasy-Kreaturen zu bieten und besitzt dadurch auch einen gewissen Unterhaltungswert, nicht zuletzt auch durch die überzeugende, teils gar wirklich kraftvolle von "Deep Blue Sea"-Star Thomas Jane in der Hauptrolle.
Neben ihm und einem wie immer extrem sympathischen Toby Jones in einer prägnanten Nebenrolle tummeln sich auch gleich drei Stars aus der grandiosen Zombie-Serie "The Walking Dead" - die Rollen von Jeffrey DeMunn und Laurie Holden fallen dabei auch überraschend groß aus, während Melissa McBride hier aber im Grunde überhaupt nichts zu tun hat. Zum Schlussakt überrascht Darabont dann aber schließlich doch noch mit einem actionreichen Showdown, der schließlich in einen der intensivsten und kältesten Finals aller Zeiten mündet. Viele erinnern sich an das für den Film absichtlich abgeänderte Ende, welches Zuschauer geschockt in den Kinosälen zurückließ - um es kurz zu sagen: viel dreckiger und grausamer konnte man diesen zuvor doch eher trashig anmutenden B-Horror nicht enden lassen. Das war dann tatsächlich wieder so aufwühlend und emotional perfekt austariert, dass man beinahe schon wieder empfehlen möchte, sich "Der Nebel" dringend anzusehen, nur um sich während der letzten zwanzig Minuten auf diese emotionale Achterbahnfahrt schicken zu lassen.
Fazit: Trashiger Monster-Horror, der sein Potenzial für eine intensive Charakterstudie angesichts des doch eher mäßigen Fantasy-Einschubs nicht ausnutzt. Das intensive Ende bleibt hängen und es gibt durchaus spannende Momente, man muss sich aber auch doch recht einseitige Konflikte und zähe Charaktermuster quälen.
Note: 3-
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