In meiner Kritik zur zweiten Staffel von "The Blacklist" schrieb ich, dass die Serie sich in den finalen Folgen doch etwas besserte und zumindest für die Storyline der Show Neuheiten beschritt. Dementsprechend freute ich mich bereits auf die dritte Staffel, die ich mir ohne große Wartezeit direkt bei Netflix ansehen konnte. Natürlich glaubte ich nicht, dass sich die dritte Staffel gänzlich diesen neuen Ideen widmen würde, ist die Serie doch mittlerweile festgefahren in einem Konzept, welches man so nun irgendwie auch bis zum bitteren Ende durchziehen muss. Dementsprechend zeigt sich Season 3 nun also als Mix aus den gewohnten Einzelfällen und überraschend vielen Folgen, die dem großen roten Faden dienen, was dann doch etwas mehr Spaß macht...
THE BLACKLIST - STAFFEL 3
Elizabeth Keen (Megan Boone) hat keine Wahl. Das FBI ist ihr nach den begangenen Taten auf den Fersen, selbst Donald Ressler (Diego Klattenhoff) kann sie nicht mehr schützen und heftet sich der als grausame Verbrecherin gebrandmarkten Ex-Agentin an die Fersen. Hilfe sucht Keen nun wieder bei Raymond Reddington (James Spader), der alles tut, um Elizabeths Namen reinzuwaschen. Doch dies stellt sich als Herausforderung von gigantomanischen Ausmaßes heraus, denn die Organisation rund um den "Kaball" tut alles dafür, um Keen in die Hände zu bekommen oder gleich ihren Kopf zu erhalten. Eine verzwickte Situation, die mehr denn je das Köpfchen und auch mal die bloße Gewalt aller Beteiligten fordern wird...
Nein, natürlich ist bei der dritten Staffel von "The Blacklist" nicht plötzlich alles gut und es gibt noch etliche Anknüpfpunkte, über die man sich gründlich echauffieren kann. So fallen gerade die hier mal wieder insbesondere im Mittelteil auftretenden Einzelfolgen auf, die gegenüber dem großen, roten Faden rund um den Kaball und andere Bösewichte doch arg schwach auf der Brust wirken, auf. In diesen geht es nun noch ein wenig skuriller und abgehobener zu, was diese Folgen als reine Filler und dem weiteren, eher uninspiriert wirkenden Abhaken der Check-Blacklist kennzeichnet. Dass der rote Faden rund um die persönlichen Probleme der einzelnen Hauptcharaktere in diesen dann schon reinen Soap-Charakter annimmt, macht es nicht viel besser. Auch über einige doch sehr weit hergeholte Wendungen insbesondere im letzten Staffel-Drittel darf man sicherlich streiten. Zwar muss man die Macher loben, dass sie auch endlich eine nicht zu unterschätzende dramatische Komponente ins Spiel bringen, dabei rutscht man aber oftmals auf Klischees aus und dreht die ganze Palette immer wieder um 360 Grad, was mal einigermaßen clever, oftmals aber auch ziemlich hirnrissig und gewollt daherkommt.
All dies konnte man den beiden vorherigen Staffeln aber auch recht deutlich anlasten und da zieht sich Season 3 dann vergleichsweise doch ein ganzes Stück weit besser aus der Affäre. Dies dürfte daran liegen, dass diese dreiundzwanzig Folgen (eine mehr als sonst, mit diesmal insgesamt drei Doppelfolgen) trotz etlicher offener Fragen und Fäden zum Schluss nun doch deutlich runder wirken. Die Haupthandlung, der man sich mit mehr Konzentration widmet, hat mehr Tempo und wesentlich mehr Dringlichkeit als zuvor und beschreitet innerhalb des Serienuniversums wirklich neue Wege. Natürlich, insgesamt gesehen ist das alles nicht neu oder originell, sorgt aber immerhin über weite Strecken für ein ordentliches Maß an Spannung, vergisst den Humor nicht und kümmert sich auch mehr um seine zuvor doch eher holzschnittartig geschriebenen Charaktere. Das wirkt nicht immer glaubwürdig, ist dafür aber flott genug, um nicht zu langweilen. Mutiger als zuvor, mit wesentlich mehr Köpfchen und abgefahrenen, aber immerhin oftmals sehr überraschenden Wendungen, die man auch als erfahrener Serienkenner nicht immer kommen sieht, gelingt "Blacklist" diesmal das Kunststück trotz hoher Episodenanzahl und fortgeschrittener Story, von der man kaum erwartet hätte, dass sie noch so lange trägt, weiterhin unterhaltsam zu bleiben.
Schauspielerisch haben sie sich diesmal im Grunde alle weiterentwickelt und James Spader muss sich diesmal sagen lassen, nicht gänzlich allein im Rampenlicht zu stehen. Klar, Spader ist ein weiteres Mal schlichtweg genial als immer ein Ass im Ärmel tragender Reddington, doch da den anderen Figuren diesmal ebenfalls weitaus mehr Menschlichkeit zuteil wird, sie nicht mehr nur noch auf ihre bloßen Funktionen beschränkt bleiben, wird der Fokus von ihnen auch mal abgewendet, wobei insbesondere Megan Boone als Elizabeth Keen und Harry Lennix als Cooper durch starke Leistungen auffallen. In Erinnerung bleiben auch wieder etliche namhafte Gaststars - diesmal unter anderem Tony "Monk" Shalhoub, "House of Cards"-Star Reg E. Cathey oder auch die besonders aus "X-Men" und "Hide and Seek" bekannte Famke Janssen. Das Entschlüsseln der Psyche der Figuren funktioniert nicht immer gut - so wird der Lauf der Geschichte einmal sogar für eine Folge unterbrochen, die sich ganz allein einer der Hauptfiguren widmet. Das ist nett gedacht und eine Überraschung innerhalb des strammen Handlungskorsetts, funktioniert aber dennoch nicht. Immerhin muss man den Machern aber sagen, dass sie es zumindest versuchen und dabei definitiv nicht durchgehend scheitern.
Fazit: Die bisher beste, weil flotteste und rundeste Staffel der Crime-Serie, die noch immer etliche Schwächen wie lahme Füller-Einzelfolgen und absurde Wendungen auf ihrem Buckel trägt, insgesamt jedoch dringlicher, emotionaler und spannender ausfällt, was auch an den mittlerweile besser geschriebenen Charakteren und einem mehr im Fokus stehenden Hauptplot liegt.
Note: 3+
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