Ich liebe Katastrophenfilme - sie sind zumeist perfekte Blockbuster-Unterhaltung, um das Gehirn zwei Stunden lang auf Durchzug zu stellen (zumindest in den häufigsten Fällen, intelligente Ausnahmen gibt es natürlich) und sich von spektakulärer Action und beeindruckenden Bildern berieseln zu lassen. Dennoch ist das Genre weiterhin eine seltene Nische - dank hoher Kosten für aufwendige Special Effects, keinerlei Garantie für ein großes Mainstream-Publikum und natürlich dank Roland Emmerichs "2012", dem einfach kein Genre-Werk mehr das Wasser reichen konnte, da der Krawallmeister alles auf seinen absoluten Höhepunkt brachte, sehen wir diese Filme seltener und oftmals auch mit weniger Erfolg. "Geostorm" musste dies 2017 sogar schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren, als dieser haltlos floppte. Zeit also, in die 90er zurückzukehren, als das Genre noch nicht abgegrast war und einige Tornados bereits ausreichten, um das Kinopublikum in Erstaunen zu versetzen...
TWISTER
Dr. Joanne Thornton-Harding (Helen Hunt) und ihr Noch-Ehemann Bill Harding (Bill Paxton), der in Begleitung seiner neuen Freundin, der Therapeutin Melissa Reeves (Jami Gertz) anreist, haben es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihrer eigenen Erfindung "Dorothy" Tornados in ihrem Inneren zu erforschen, um diese zu verstehen und somit später eventuell Leben durch zuverlässige Vorsichtsmaßnahmen und Frühwarnungen zu retten. Dafür müssen sie sich den Ungetümen bis aufs Nächste nähern und sich und ihr mehrköpfiges, mutiges Team in Gefahr bringen - gerade heute, als gleich mehrere Unwetter und Windhosen über Oklahoma hereinbrechen. Konkurrenz erhalten die sich ewig streitenden "Jo" und Bill von Bills ehemaligem Laborpartner Dr. Jonas Miller (Cary Elwes), der sich ebenfalls auf die Jagd nach Tornados begibt, dabei Bills Erfindung kopierte und nun versucht, dafür die Lorbeeren einzuheimsen...
Es ist eigentlich schon eine ziemliche Beleidigung, was man uns hier als Drehbuch und Geschichte auftischt, um das Gerüst zwischen den einzelnen Tornado-Sequenzen zu spannen. Die Handlung, gegen welche sogar die Plots eines Emmerich-Films wie der nächste geistige Quantensprung wirken, dient dabei ausschließlich dazu, um ein Alibi für die häufigen Wirbelsturm-Attacken zu präsentieren - zwei Stunden aus purer Action kann man einem Zuschauer eben auch nicht zumuten, ohne dass die Charaktere da zumindest mal einen Hauch sagen dürfen. Über die Nutzung einer Maschine zur Erforschung der Tornados kann man angesichts eines solchen Popcorn-Films noch einigermaßen wohlwollend hinwegsehen, denn auch wenn dies logisch gesehen absoluter Schwachsinn ist, geht es hier in erster Linie schließlich immer noch um Unterhaltung, da darf man die Grenzen der Logik dann natürlich auch gerne mal verlassen.
Ein wenig Gehirnschmalz hätte man angesichts der Charakterentwicklung dann aber doch investieren können, denn diese sind tatsächlich passend zum Genre eine Katastrophe. Dass sämtliche Nebenfiguren, die dabei sogar noch von so bekannten Mimen wie "Lost"-Star Jeremy Davies oder dem 2014 verstorbenen Philip Seymour Hoffman gespielt werden, absolut unterzeichnet bleiben und rein auf ihre Funktionen als Sidekicks beschränkt werden, ist zwar schade, innerhalb des Blockbuster-Kinos aber auch noch okay, auch wenn man wesentlich mehr aus der im Grunde sehr sympathischen Wissenschaftler-Truppe hätte herausholen können. Den Vogel abschießen tut man erst mit den Hauptfiguren, deren emotionaler Kontext daraus besteht, dass sie innerhalb der Todesgefahr und um sie herumwirbelnden Kühe und Häuser ständig ihre zerbrochene Beziehung bestreiten müssen. Das ist dann nicht nur auf Soap-Niveau, sondern auch so erschreckend schlecht geschrieben, dass es einen graust.
Natürlich muss man dabei zugute halten, dass sich "Twister", ganz anders als all die Katastrophenfilme der letzten Jahre über "The Day After Tomorrow" und "2012", sich niemals die Spur ernstnimmt und in erster Linie einfach Spaß machen möchte, doch wenn man diese Linie schon fährt, sollte man es auch richtig tun. Die Szenen zwischen vollkommen stupider Beziehungs-Streiterei inklusive der unglaublich nervigen, ständig kreischenden neuen Freundin (Jami Gertz wurde dafür völlig zurecht mit der Goldenen Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin ausgezeichnet) beißen sich dabei mit den mehr als kompetent und streckenweise sogar extrem spannend und beeindruckend inszenierten Actionszenen.
Auch hier kommt zwar selten eine wirkliche Gefahr auf, da sich die Figuren doch etwas zu respektlos den Naturstürmen nähern und dabei keinen Zweifel zulassen, dass das alles schon gar nicht so schlimm ist, dennoch zieht "Speed"-Regisseur Jan De Bont hier alle Register des Katastrophen-Actioners der 90er. Die Effekte sind, ganz im Gegensatz zu den ungefähr gleichaltrigen, visuellen Meisterwerken "Independence Day" und "Titanic", wesentlich schlechter gealtert und wirken gerade in der ersten Filmhälfte unangenehm matschig, werden aber später auch besser. Und in einem vollkommen abgedrehten, dafür aber visuell absolut beeindruckenden Showdown hat De Bont die Bilder (und aus welchem anderen Grund würde man sich dieses Werk denn nun wirklich ansehen?) spektakulär gut im Griff. Der Rest ist da vollkommen egal und darf ignoriert werden... wer das tut, wird dann sicherlich doch noch irgendwie seine Freude haben.
Fazit: Das Drehbuch ist eine Katastrophe, die Charaktere sind unterentwickelt und furchtbar geschrieben, die Handlung ein unlogisches Intermezzo. Immerhin nimmt sich "Twister" dabei aber auch nie wirklich ernst und entfaltet in einer spektakulären Zerstörungsorgie genug beeindruckendes Blockbuster-Feeling.
Note: 3-
Es ist eigentlich schon eine ziemliche Beleidigung, was man uns hier als Drehbuch und Geschichte auftischt, um das Gerüst zwischen den einzelnen Tornado-Sequenzen zu spannen. Die Handlung, gegen welche sogar die Plots eines Emmerich-Films wie der nächste geistige Quantensprung wirken, dient dabei ausschließlich dazu, um ein Alibi für die häufigen Wirbelsturm-Attacken zu präsentieren - zwei Stunden aus purer Action kann man einem Zuschauer eben auch nicht zumuten, ohne dass die Charaktere da zumindest mal einen Hauch sagen dürfen. Über die Nutzung einer Maschine zur Erforschung der Tornados kann man angesichts eines solchen Popcorn-Films noch einigermaßen wohlwollend hinwegsehen, denn auch wenn dies logisch gesehen absoluter Schwachsinn ist, geht es hier in erster Linie schließlich immer noch um Unterhaltung, da darf man die Grenzen der Logik dann natürlich auch gerne mal verlassen.
Ein wenig Gehirnschmalz hätte man angesichts der Charakterentwicklung dann aber doch investieren können, denn diese sind tatsächlich passend zum Genre eine Katastrophe. Dass sämtliche Nebenfiguren, die dabei sogar noch von so bekannten Mimen wie "Lost"-Star Jeremy Davies oder dem 2014 verstorbenen Philip Seymour Hoffman gespielt werden, absolut unterzeichnet bleiben und rein auf ihre Funktionen als Sidekicks beschränkt werden, ist zwar schade, innerhalb des Blockbuster-Kinos aber auch noch okay, auch wenn man wesentlich mehr aus der im Grunde sehr sympathischen Wissenschaftler-Truppe hätte herausholen können. Den Vogel abschießen tut man erst mit den Hauptfiguren, deren emotionaler Kontext daraus besteht, dass sie innerhalb der Todesgefahr und um sie herumwirbelnden Kühe und Häuser ständig ihre zerbrochene Beziehung bestreiten müssen. Das ist dann nicht nur auf Soap-Niveau, sondern auch so erschreckend schlecht geschrieben, dass es einen graust.
Natürlich muss man dabei zugute halten, dass sich "Twister", ganz anders als all die Katastrophenfilme der letzten Jahre über "The Day After Tomorrow" und "2012", sich niemals die Spur ernstnimmt und in erster Linie einfach Spaß machen möchte, doch wenn man diese Linie schon fährt, sollte man es auch richtig tun. Die Szenen zwischen vollkommen stupider Beziehungs-Streiterei inklusive der unglaublich nervigen, ständig kreischenden neuen Freundin (Jami Gertz wurde dafür völlig zurecht mit der Goldenen Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin ausgezeichnet) beißen sich dabei mit den mehr als kompetent und streckenweise sogar extrem spannend und beeindruckend inszenierten Actionszenen.
Auch hier kommt zwar selten eine wirkliche Gefahr auf, da sich die Figuren doch etwas zu respektlos den Naturstürmen nähern und dabei keinen Zweifel zulassen, dass das alles schon gar nicht so schlimm ist, dennoch zieht "Speed"-Regisseur Jan De Bont hier alle Register des Katastrophen-Actioners der 90er. Die Effekte sind, ganz im Gegensatz zu den ungefähr gleichaltrigen, visuellen Meisterwerken "Independence Day" und "Titanic", wesentlich schlechter gealtert und wirken gerade in der ersten Filmhälfte unangenehm matschig, werden aber später auch besser. Und in einem vollkommen abgedrehten, dafür aber visuell absolut beeindruckenden Showdown hat De Bont die Bilder (und aus welchem anderen Grund würde man sich dieses Werk denn nun wirklich ansehen?) spektakulär gut im Griff. Der Rest ist da vollkommen egal und darf ignoriert werden... wer das tut, wird dann sicherlich doch noch irgendwie seine Freude haben.
Fazit: Das Drehbuch ist eine Katastrophe, die Charaktere sind unterentwickelt und furchtbar geschrieben, die Handlung ein unlogisches Intermezzo. Immerhin nimmt sich "Twister" dabei aber auch nie wirklich ernst und entfaltet in einer spektakulären Zerstörungsorgie genug beeindruckendes Blockbuster-Feeling.
Note: 3-
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