Direkt zum Hauptbereich

Lieber verliebt

Manchmal weiß man bei einem Film schon vorher irgendwie, dass er einem nicht wirklich gefallen wird. Man schaut ihn sich dann doch an, vielleicht, weil noch ein Fünkchen an Resthoffnung besteht, dass es doch nicht so schlimm wird oder weil man Angst hat, doch noch eine kleine Perle zu verpassen. In den meisten Fällen hätte man allerdings auf sein Bauchgefühl und es einfach sein lassen, sich die verlorene Zeit sparen sollen. So erging es mir nun auch bei der romantischen Komödie "Lieber verliebt", die mich bereits beim Trailer nicht ansprach und dieses Gefühl auch über die kompletten anderthalb Stunden Laufzeit nicht revidieren konnte...

LIEBER VERLIEBT


Die vierzigjährige Sandy (Catherine Zeta-Jones) ist frisch geschieden und zieht daher mit ihren beiden Kindern Frank Jr. (Jake Cherry) und Sadie (Kelly Gould) nach New York, wo sie ein neues Leben beginnen will. Dort lernt sie auch den jungen, ebenfalls von seiner großen Liebe verlassenen Aram Finkelstein (Justin Bartha) kennen, der sich schon bald als Babysitter der Familie ein wenig Geld dazuverdient. Als Sandy im Job und bei neuen Männern keinen Anschluss findet, beschließt sie, mit dem wesentlich jüngeren Aram auszugehen und aus einem heiteren Flirt entwickelt sich schon bald eine ernstere, spezielle Beziehung...

Mit der Realität hat das schon einmal gar nichts zu tun. Das soll nun nicht heißen, dass eine Beziehung zwischen einem jungen Mann und einer etwas älteren Frau, die bereits zwei Kinder hat, nicht funktionieren könne, aber wie die beiden hier ihren Alltag stemmen, sich im ersten Drittel der Annäherung immer wieder zufällig über den Weg laufen und alles doch schon arg stationiert wirkt, das ist schon eher dämlich. Die eher schwachen Dialoge tun ihr Übriges, um klarzumachen, dass die Macher niemals im Sinn hatten, das Genre irgendwie neu zu erfinden... zumindest das Ziel, einen guten Beitrag innerhalb dessen aufzustellen, hätten sie aber doch zumindest mal im Blick behalten sollen. 
Aber nein, es scheint, als hätten sie keinerlei eigene Ideen gehabt, wären enorm mutlos an das Projekt herangegangen, einfach nur darauf aus, eine weitere Schmonzette mit bravem Humor zu entwickeln, von denen es pro Jahr etliche gibt und die im Grunde nur wenige Tage nach dem breiten Kinostart schon wieder vergessen sind. So ein Film ist auch "Lieber verliebt", über den man sich ärgern könnte, wenn er seine Prämisse verfehlen würde... aber nein, er hat nicht mal eine. Dass die Geschichte einen elendig langen Bart hat, enorm vorhersehbar verläuft und in etliche Klischees tappt, kann man anprangern, wäre aber nicht so schlimm, wenn das Werk zumindest so etwas wie Charme oder Witz hätte, aber das ist Fehlanzeige. Die Gags schlummern in den Tiefen, oftmals hat der Film auch einfach keine parat und jongliert mit seinen furchtbaren, stereotypischen Figuren, aus denen trotz der namhaften Besetzung kaum mehr Leben herauszuholen ist. 
Das hat wohl auch "Hangover"-Star Justin Bartha so gesehen und müht sich daher gar nicht mal redlich, noch das Beste aus dem schwachen Skript zu machen, bleibt blass und irgendwie verloren. Das ist aber noch besser als die Show, welche die ehemalige Spitzenschauspielerin Catherine Zeta-Jones hier abliefert. Nach ihren Megahits "Terminal" und "Oceans Twelve" krähte alsbald kaum mehr ein Hahn nach ihr und so scheint sie diese läppische Romcom vielleicht als Strohhalm gesehen zu haben, an den sie sich klammern muss... was vollkommen nach hinten losging, denn erstens, verschaffte ihr dieser Film keinen weiteren Ruhm und zweitens wirkt ihre Darstellung angesichts solcher Mühen einfach nur überzogen. Zeta-Jones ist niemals glaubhaft, in bemüht "hippen" und jungen Szenen, wenn wilde Partys gefeiert oder ein Joint herumgereicht wird, kommt sie sogar peinlich rüber - mit gutem Schauspiel hat das wirklich nichts mehr zu tun, da wirken sogar die faden Sidekicks rund um Arams besten (und natürlich sexvernarrten) Freundes oder um seinen etwas schrägen Vater noch wie pures Comedy-Gold. 
Nein, am Ende wird da kaum jemand zufrieden sein, denn selbst Fanatiker der kitschigen Filmromantik werden bessere Alternativen finden, die nicht ganz so schematisch und seelenlos daherkommen. Sogar ein immerhin noch recht mutiges Ende zerschießen sich die Macher mit einer letzten Szene, die dann ganz klarmacht, dass man bloß keine Risiken eingehen will. Muss man ja auch nicht immer, aber dann gebt dem Zuschauer doch zumindest irgendwas, an dem er sich festhalten kann.

Fazit: Vieles ist ärgerlich, trotzdem ist diese müde RomCom noch mehr - und zwar belanglos. Angesichts einer vollkommen mauen Geschichte, blasser Schauspieler und langweiliger Stereotyp-Charaktere zünden weder Humor noch Romantik und sorgen für ebenso zähe wie konventionell-schnarchige anderthalb Stunden.

Note: 4-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se