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The Blacklist - Die erste Staffel

Generell mag ich es nicht, wenn Serien sich auf dem "Fall der Woche"-Prinzip ausruhen, da eine fortlaufende Geschichte, die uns im besten Fall geboten werden soll, davon entweder gehemmt oder komplett zum Stillstand gebracht wird - etwas was mich an den ansonsten so hochgelobten Shows "Agents of Shield" und "Hannibal" durchgehend störte. Auch "Blacklist" bedient sich dieses Prozederes und konnte mich daher nicht in Begeisterungsstürme locken. Immerhin bedient die Serie jedoch auch noch eine Geschichte, die sich über alle 22 Folgen der ersten Staffel (und wohl auch folgende Episoden) zieht, weswegen ich der Show unbedingt eine faire Chance geben wollte...

THE BLACKLIST - STAFFEL 1


Das FBI unter der Leitung des Agenten Harold Cooper (Harry Lennix) staunt nicht schlecht, als sich eines Tages der gesuchte Schwerverbrecher Raymond Reddington (James Spader) freiwillig in ihre Hände begibt. Der Mann wird eingesperrt, bietet den Agenten jedoch im gleichen Atemzug seine Hilfe an, um seine "Schwarze Liste" abzuarbeiten: Eine Sammlung von gesuchten Verbrechern, zu denen Reddington entweder Kontakt hatte oder über die er genau Bescheid weiß und somit helfen kann, sie aufzuspüren. Reden möchte er dabei jedoch nur mit Elizabeth Keen (Megan Boone), die gerade heute ihren ersten Arbeitstag beim FBI hat - was genau Reddington von ihr will und wie er genau auf diese Frau kommt, behält er als wohlgehütetes Geheimnis. Cooper ruft eine Spezialeinheit in Zusammenarbeit mit Reddington, Keen und einigen anderen Agenten ins Leben, wobei sie schon bald auf die Jagd nach den gefährlichsten Verbrechern der ganzen Welt gehen...

"The Blacklist" teilt das Problem vieler Serien, die sich auf das sogenannte "Fall der Woche"-Prinzip festlegen: In jeder Folge wird ein neuer Verbrecher von Reddingtons Blacklist in den Fokus gestellt, in den meisten Fällen endet die Jagd auf den Schurken dann auch nach vierzig Minuten und macht für die nächste Folge Platz für den nächsten Bösewicht. An und für sich sind die meisten dieser kleinen Einzelfälle spannend - die Qualität schwankt dabei zwar ab und an ziemlich arg und sorgt gerade in der zweiten Staffelhälfte für einige deutliche Hänger, dennoch kann man vor den Ideen, welche die Macher hier hatten, nur den Hut ziehen. 
Und dennoch: Es ist eben wesentlich weniger spannend, in jeder Folge eine im Grunde weitestgehend abgeschlossene Handlung zu genießen, die dank der kurzen Episoden eben auch im Eiltempo abgefrühstückt wird und zudem im späteren Verlauf nur noch sehr vage verändert wird als eine Geschichte zu verfolgen, die sich über mehrere Episoden weiterstrickt, wie es die ganz großen Shows wie "Lost" und "The Walking Dead" tun. Natürlich ist das auch Geschmackssache, manch einer will sich vielleicht auch einfach nur berieseln lassen, zum Bingewatching eignet sich "The Blacklist" dabei dann aber weniger, denn selten verleiten die Cliffhanger oder Episodenabschlüsse dazu, direkt weiterzugucken - handelt es sich hier doch eben weitestgehend um rasch abgeschlossene Fälle. Das ist alles sauber inszeniert, hat ein ordentliches Tempo, gewitzte Dialoge und sympathische, wenn auch oftmals etwas zu glatt geschriebene Charaktere - aber es ist eben einfach nicht mehr als eine weitere FBI-Serie, in welcher Pistolen alle fünf Minuten gezückt werden. 
Glücklicherweise erkannten das die Autoren aber auch und beginnen später recht deutlich, auch noch eine Geschichte zu entwickeln, die im Grunde neben den Einzelfällen nebenher läuft und die sich über die gesamte Episodenanzahl strickt. Diese wird anfangs noch arg stiefmütterlich behandelt und bekommt angesichts der viel Raum einnehmenden Einzelhandlungen so gut wie keine Luft zum Atmen, ein richtiger Fortschritt der Haupthandlung ist kaum wahrnehmbar. Später konzentriert man sich mehr auf diese Geschichte, weswegen die weiterhin eingestrickten Einzelfälle schon bald wie ein mühseliger Störfaktor wirken, ein nerviger Rucksack, den man mitschleppt, weil es das Konzept der Serie so vorschreibt. "Blacklist" wird insgesamt spannender, nimmt sich aber viel Tempo raus, da man sich weiterhin auf die Einzelfälle konzentrieren muss, die qualitativ in der zweiten Hälfte doch deutlich schwächer werden, einige Male geradezu schwach geschrieben sind. 
Gegen Ende verknüpfen sich einige der Handlungen dann immerhin auf einigermaßen clevere Weise und machen Hoffnung für die zweite Staffel. Es ist zwar alles ein wenig klischeehaft und hätte auch bedeutend leiser erzählt werden können, dennoch verläuft die Geschichte letztendlich in eine interessante Richtung, die einen spannenderen Ton angibt und auch für die ein oder andere überraschende Wendung sorgt. 
Für die klaren Highlights der 22 Folgen andauernden, ersten Staffel sorgt jedoch beinahe im Alleingang "Avengers"-Star James Spader, der in der Hauptrolle einen schlichtweg entwaffnenden, bitterbösen Charme an den Tag legt - seine Dialoge sind ein Genuss und generell ist es eine Freude, diesem nuanciert aufspielenden Darsteller dabei zuzusehen, wie er scheinbar jeden Fetzen seiner interessanten und sehr originell geschriebenen Rolle genießt. Die restlichen Darsteller machen ihren Job dabei ebenfalls sehr gut, stehen jedoch deutlich in Spaders Schatten, was sicherlich auch so gewollt ist. Dennoch sollte man, neben etlichen namhaften Nebendarstellern in kleinen und großen Rollen (wie "Dexter"-Star David Zayas oder die aus "House of Cards" bekannte Rachel Brosnahan) auch Megan Boone hervorheben, die in der weiblichen Hauptrolle besonders später eine enorm gute, emotional ansprechende Figur macht.

Fazit: Das "Fall der Woche"-Prinzip nutzt sich auch in dieser Crimeshow rasch ab und sorgt für eine Haupthandlung, die viel zu lange nur vor sich hinmäsert. Im direkten Vergleich mit ähnlichen Shows liefert "Blacklist" aber dennoch genug Spannung, um zumindest solide zu unterhalten... und mit James Spader einen geradezu fabelhaften Hauptdarsteller.

Note: 3



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