Wolfgang Petersen ist einer von zwei deutschen Filmemachern, die in Hollywood seit geraumer Zeit mit ihren gigantischen Blockbustern ordentlich Krawall schlagen... zumindest früher einmal. Denn während unser Herr Emmerich noch immer in regelmäßigen Abständen in Werken wie "2012" oder "Independence Day" Wahrzeichen von Naturkatastrophen und Außerirdischen hochjagen lässt, ist Petersen nach damaligen Hits eigentlich von der Bildfläche verschwunden - sein an den Kassen ordentlich Baden gegangenes Katastrophen-Werk "Poseidon" wollte man ihm anscheinend nicht verzeihen. Dabei standen ihm zu Beginn der 80er eigentlich alle Türen offen, als sein deutscher Kriegsfilm "Das Boot" auch außerhalb der Heimat enormes Aufsehen erregte...
DAS BOOT
1941: Das deutsche U-Boot U96 läuft in den Nordatlantik aus, um dort britische Handelsschiffe aufzuspüren und zu versenken und somit zu verhindern, dass diese die englische Küste mit Gütern versorgen zu können. Zu Gast an Bord ist auch der Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), welcher die Besatzung über Wochen und Monate bei ihrer Mission begleiten soll. Dabei lernt er auch den Kommandanten "Der Alte" (Jürgen Prochnow) kennen und genießt zu Beginn die Gastfreundschaft und die ausgelassene Stimmung an Bord. Doch schon bald gibt es den ersten Feindkontakt und die U96 gerät in die Bredouille... gegen die Zerstörer der Feindeslinien scheint das Boot nicht gewachsen zu sein und auch die Moral der Truppen an Bord wird durch den stetigen, psychischen Druck immer weiter verringert.
Von den drei verschiedenen Versionen, die von Wolfgang Petersens "Das Boot" existieren, entschied ich mich für den Directors Cut anstatt der Kino- oder TV-Serien-Fassung - ist ein solcher Regie-Cut doch zumeist die Fassung, welche der Regisseur selbst auch als beste ansieht und die somit am ehesten die künstlerische Vision wiedergibt, die sich dieser Herr gedacht hat. Das größte Fragezeichen, welches zuvor über meinem Kopf schwebte, umgeht Petersen dabei bereits mit Bravour: Ich fragte mich, wie man eine Gruppe deutscher Soldaten während des Zweiten Weltkrieges, die die englischen Handelsschiffe aufs Korn nehmen wollen, denn bitte sympathisch darstellen soll - schließlich sind es Nazis. Petersen zeichnet die Besatzung dabei aber weniger als Soldaten denn als Menschen, die zumeist gar nicht mit den Zielen Hitlers und Görings d'accord gehen und eben nur an Bord dieses Schiffes sitzen, weil sie es müssen. Der Krieg ist dabei eine Pflicht und sicher kein Spaß, was die Atmosphäre des Films dabei immer wieder drückend, aber niemals überdrückend, zeigt.
Generell hat Petersen die Inszenierung seines Kriegsfilmes herausragend gut im Griff. Wenn die Bomben einschlagen, durchschlägt die Wirkung der Explosionen auch den Körper des Zuschauers - wir zucken unwiderruflich zusammen. Die bedrückende Enge der Gänge und Räumlichkeiten an Bord wird durch eine starke Kameraarbeit eingefangen, die Ausstattung ist bravourös, die Spezialeffekte für einen Film diesen Alters beeindruckend und der Soundtrack untermalt das Geschehen mit einer perfekten Dringlichkeit. Petersen veranschaulicht das Geschehen des grausamen Krieges, stößt dabei aber nicht in solch intensive Welten wie die von Spielbergs "Der Soldat James Ryan" vor, was aber nicht schlimm ist. Generell haben mich die psychologischen Aspekte des Drehbuchs, welches sich mit den einzelnen Charakteren beschäftigt und die Auswirkungen des Krieges auf ihre Menschlichkeit zeigt, wesentlich mehr gepackt als jede neue Seeschlacht, denn diese Actionszenen wiederholen sich auf Dauer auch in ihrer überbordenden Länge und fesseln später wesentlich weniger als noch während der ersten, durchaus packend inszenierten Stunde.
Die Länge ist generell ein Teil des Films, der mir nicht ganz so gut geschmeckt hat. Generell mag ich überlange Filme sehr gerne, ist eine lange Laufzeit doch zumeist ein Zeichen dafür, dass man sich Zeit für Handlung und Charaktere nimmt und sich nicht hetzen muss - etwas, wovon zum Beispiel die meisten guten TV-Serien oder auch epische Reihen wie "Der Herr der Ringe" und "Pirates of the Caribbean" laufend profitieren. "Das Boot" jedoch ist deutlich und mehr als deutlich zu lang geraten und verpasst es dabei dennoch, den meisten seiner Charaktere wirkliches Gewicht zu verleihen. Sie sind sympathisch und stechen insbesondere durch einzelne, herausragende Leistungen der Darsteller heraus (die meisten von ihnen, wie Heinz Hoenig oder die "Vorstadtkrokodile"-Stars Ralf Richter und Martin Semmelrogge) erhielten dadurch gar ihren wohlverdienten Durchbruch im Filmgeschäft, nachdem sie zuvor eher auf Theaterbühnen heimisch waren. Trotzdem sind es weitestgehend Herbert Grönemeyer und der großartige Jürgen Prochnow in den prägnantesten und größten Rollen, die nicht nur dem Film, sondern auch ihren schön geschriebenen Charakteren Gewicht verleihen, während der große Rest der Nebendarsteller schon bald bemüht ist, nicht als bloße Staffage zu enden. Die Laufzeit von dreieinhalb Stunden hätte man dabei vielleicht mehr für die psychologischen Aspekte als für immer mehr und immer weiter ausufernde Actionszenen, die sich auf Dauer gleichen, nutzen sollen.
Fazit: "Das Boot" ist fantastisch inszeniert, sieht hervorragend aus, ist brillant gespielt und erhält besonders dank einiger cleverer, psychologisch angehauchter Charaktermomente ein Plus an Tiefe. Und dennoch ist er zu lang, viel zu lang, wobei sich die anfangs noch intensiven Actionszenen schon bald gleichen und für Redundanz sorgen.
Note: 3
Von den drei verschiedenen Versionen, die von Wolfgang Petersens "Das Boot" existieren, entschied ich mich für den Directors Cut anstatt der Kino- oder TV-Serien-Fassung - ist ein solcher Regie-Cut doch zumeist die Fassung, welche der Regisseur selbst auch als beste ansieht und die somit am ehesten die künstlerische Vision wiedergibt, die sich dieser Herr gedacht hat. Das größte Fragezeichen, welches zuvor über meinem Kopf schwebte, umgeht Petersen dabei bereits mit Bravour: Ich fragte mich, wie man eine Gruppe deutscher Soldaten während des Zweiten Weltkrieges, die die englischen Handelsschiffe aufs Korn nehmen wollen, denn bitte sympathisch darstellen soll - schließlich sind es Nazis. Petersen zeichnet die Besatzung dabei aber weniger als Soldaten denn als Menschen, die zumeist gar nicht mit den Zielen Hitlers und Görings d'accord gehen und eben nur an Bord dieses Schiffes sitzen, weil sie es müssen. Der Krieg ist dabei eine Pflicht und sicher kein Spaß, was die Atmosphäre des Films dabei immer wieder drückend, aber niemals überdrückend, zeigt.
Generell hat Petersen die Inszenierung seines Kriegsfilmes herausragend gut im Griff. Wenn die Bomben einschlagen, durchschlägt die Wirkung der Explosionen auch den Körper des Zuschauers - wir zucken unwiderruflich zusammen. Die bedrückende Enge der Gänge und Räumlichkeiten an Bord wird durch eine starke Kameraarbeit eingefangen, die Ausstattung ist bravourös, die Spezialeffekte für einen Film diesen Alters beeindruckend und der Soundtrack untermalt das Geschehen mit einer perfekten Dringlichkeit. Petersen veranschaulicht das Geschehen des grausamen Krieges, stößt dabei aber nicht in solch intensive Welten wie die von Spielbergs "Der Soldat James Ryan" vor, was aber nicht schlimm ist. Generell haben mich die psychologischen Aspekte des Drehbuchs, welches sich mit den einzelnen Charakteren beschäftigt und die Auswirkungen des Krieges auf ihre Menschlichkeit zeigt, wesentlich mehr gepackt als jede neue Seeschlacht, denn diese Actionszenen wiederholen sich auf Dauer auch in ihrer überbordenden Länge und fesseln später wesentlich weniger als noch während der ersten, durchaus packend inszenierten Stunde.
Die Länge ist generell ein Teil des Films, der mir nicht ganz so gut geschmeckt hat. Generell mag ich überlange Filme sehr gerne, ist eine lange Laufzeit doch zumeist ein Zeichen dafür, dass man sich Zeit für Handlung und Charaktere nimmt und sich nicht hetzen muss - etwas, wovon zum Beispiel die meisten guten TV-Serien oder auch epische Reihen wie "Der Herr der Ringe" und "Pirates of the Caribbean" laufend profitieren. "Das Boot" jedoch ist deutlich und mehr als deutlich zu lang geraten und verpasst es dabei dennoch, den meisten seiner Charaktere wirkliches Gewicht zu verleihen. Sie sind sympathisch und stechen insbesondere durch einzelne, herausragende Leistungen der Darsteller heraus (die meisten von ihnen, wie Heinz Hoenig oder die "Vorstadtkrokodile"-Stars Ralf Richter und Martin Semmelrogge) erhielten dadurch gar ihren wohlverdienten Durchbruch im Filmgeschäft, nachdem sie zuvor eher auf Theaterbühnen heimisch waren. Trotzdem sind es weitestgehend Herbert Grönemeyer und der großartige Jürgen Prochnow in den prägnantesten und größten Rollen, die nicht nur dem Film, sondern auch ihren schön geschriebenen Charakteren Gewicht verleihen, während der große Rest der Nebendarsteller schon bald bemüht ist, nicht als bloße Staffage zu enden. Die Laufzeit von dreieinhalb Stunden hätte man dabei vielleicht mehr für die psychologischen Aspekte als für immer mehr und immer weiter ausufernde Actionszenen, die sich auf Dauer gleichen, nutzen sollen.
Fazit: "Das Boot" ist fantastisch inszeniert, sieht hervorragend aus, ist brillant gespielt und erhält besonders dank einiger cleverer, psychologisch angehauchter Charaktermomente ein Plus an Tiefe. Und dennoch ist er zu lang, viel zu lang, wobei sich die anfangs noch intensiven Actionszenen schon bald gleichen und für Redundanz sorgen.
Note: 3
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