Und sie landeten schon wieder einen Coup: Nachdem das Team hinter dem Überraschungserfolg "Cloverfield" von 2008 eine ebenso undurchsichtige wie geniale Werbekampagne zum damaligen Mystery-Original gestartet hatte, musste man dies bei den beiden im selben Universum spielenden, ansonsten aber weitestgehend unabhängig voneinander existierenden "Sequels" noch übertreffen. Und indem man die Fans Monate lang rätseln ließ, wann denn nun der lang unbetitelte dritte Teil in den Kinos starten würde und um was es dabei denn gehen mochte, ließ man die Bombe beim diesjährigen Superbowl platzen und veröffentlichte urplötzlich den gesamten Film auf dem Streaming-Portal Netflix. Die Aufmerksamkeit der Fans war durch diesen Schritt Gewissheit, doch macht das natürlich noch lange keinen guten Film aus... etwas, was "The Cloverfield Paradox" nun auf bösartigste Art und Weise am eigenen Leib erfahren musste.
THE CLOVERFIELD PARADOX
Die Erde befindet sich in einer Energiekrise. Zu diesem Zweck reisten acht mutige Menschen bereits vor zwei Jahren ins All, um der Welt mit Hilfe modernster Strahlentechnologie wieder aufzuhelfen. Bislang scheiterten die von dem deutschen Wissenschaftler Schmidt (Daniel Brühl), womit er die Wut seiner Mitstreiter auf sich zieht. Als die Mannschaft schließlich doch einen Erfolg verzeichnet, ist die Stimmung ausgelassen... doch nur für einen Moment, denn offenbar hat man durch das Gelingen auch einige unvorhersehbare Ereignisse in Gang gesetzt, die tödliche und zerstörerische Folgen haben könnten.
Irgendwie ist das alles schon reichlich seltsam. Man muss sagen, dass bereits der erste "Cloverfield"-Film die gigantischen Erwartungen nach der genialen Werbekampagne nicht zu halten wusste, dass es sich schließlich doch "nur" um einen sehr gut inszenierten Monsterfilm handelte, aber eben auch nicht um dieses ganz große Ding, womit viele rechneten. 2016 war "10 Cloverfield Lane" als eine Art Fortsetzung des Universums ebenfalls unterhaltsam... und nun rechnete man vielleicht mit einem Klimax, einem möglichen Abschluss der Trilogie, der noch einmal alles auf den Kopf stellen sollte. Die ständigen Verschiebungen des Startttermins und mysteriöse Andeutungen um Zusammenhänge und Geheimnisse sahen schon wieder nach einer trickreichen Kampagne aus, aber auch diesmal zeigt sich, dass doch nicht mehr dahinter steckt.
Nein, viel mehr, die Reihe scheint sich mittlerweile genau dadurch auszuzeichnen, dass man durch die virale Mundpropaganda viel Aufmerksamkeit um sich schart, dass man alle Hebel in Gang setzt, um den Film stark zu bewerben und die Neugier der Zuschauer zu wecken... für den Film an sich scheinen sich die Macher dann aber weniger zu interessieren. Nur so ist zu erklären, dass die beiden anderen Werke eben "nur" gut und absolut nicht besonders waren... und dass dieser dritte Film nun zu solch einer kollossalen Bauchlandung wurde. Vielleicht ahnten dass die Filmemacher selbst, fürchteten sich vor dem Word-to-Mouth-Einbruch an den Kinokassen und holten Netflix ins Boot, um die Einnahmen zu sichern. Doch ganz gleich, ob "The Cloverfield Paradox" nun ins Kino gekommen wäre oder auf dem ein oder anderen Streaming-Portal zur Verfügung steht - ein schlechter Film bleibt ein schlechter Film und genau das ist es nun geworden, das lässt sich nicht schönreden.
Das Ganze beginnt immerhin noch ziemlich atmosphärisch, macht neugierig, hat eine nette Grundidee, die etliches Potanziel für einen mal durchgedrehten, aber auch hochspannenden und intelligenten Weltraum-Mystery-Thriller hergegeben hätte. Die Macher nutzen dies jedoch nur für verschwurbelte "Alien"-Anzeichen, wissen anscheinend selbst nie genau, wo sie eigentlich hinlaufen sollen und bieten daher irgendwie von allem Etwas, was sich niemals zu einem runden Ganzen verbindet.
Dank teils grausam schlechter Effekte kleidet sich "Cloverfield" nun in den Rahmen eines miesen Trash-Films, der die wenigen guten Ansätze seiner Geschichte nachhaltig verpulvert und überhaupt nicht weiß, was eigentlich los ist. Es wird verbunden und doch lose weitererzählt, während sich nichtssagende Figuren, die einem bereits nach fünf Minuten furchtbar egal sind, durch ein Raumschiff bewegen und sich dabei so dumm verhalten, dass man sich als halbwegs mitdenkender Zuschauer bereits fragt, wie diese Menschen denn auserwählt werden konnten, eine solch wichtige Mission im All durchzuziehen.
Da bleiben sogar namhafte Schauspieler wie "Captive"-Star David Oyelowo oder den aus dem letzten "Kong"-Film bekannten John Ortiz auf der Strecke, einzig unser deutscher Topstar Daniel Brühl sowie eine engagierte Gugu Mbatha-Raw halten die Fahne hoch. Doch auch sie können niemals verschleiern, dass das desaströse Skript voller grausamer Dialoge, schlecht geschriebener Figuren und vollkommen wirren Wendungen steckt, dass all das keinen Sinn ergibt, nicht packt, gar langweilt. Das hat das Franchise nicht verdient und es würde nicht wundern, wenn es nun seinen finalen Todesstoß erlebt hat. Sollte den Machern abseits von all den zündenden Werbekampagnen filmisch aber ohnehin nichts mehr einfallen, ist das sicherlich gar nicht so verkehrt.
Fazit: Wirres Weltraum-Thrillerchen, dessen marode Handlung zu einer verschwurbelten Aneinanderreihung von Genres verkommt, seine Schauspieler im Stich lässt und im Gewand eines mies durchdachten B-Movies ohne Seele oder gute Ideen daherkommt. Das hat das bislang immerhin solide Franchise nicht verdient.
Note: 4-
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