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Heilstätten

Man wollte ihnen allen noch einmal eine Chance geben, wieso auch immer. Michael David Pate hatte sich mit seinem YouTube-Flickwerk "Kartoffelsalat" eigentlich bereits sein eigenes Grab geschaufelt und auch die Vlogger-Szene der Videoplattform hat sich seitdem weitestgehend aus dem Kino ferngehalten, zu unser aller Wohl. Nun sind zumindest einige von ihnen an Seiten von deutschen Schauspielern, die in die Rolle von fiktiven YouTubern schlüpfen, zurück und Herr Pate führt erneut Regie, diesmal im Horror-Genre. Hier beweist er nun erneut, dass es ihm trotz sehr solider Ansätze noch enorm am Gespür fürs Medium Kino fehlt...

HEILSTÄTTEN


Das nächste Ding soll alles übertreffen: Als die beliebtesten "Pranker" im Netz wollen Charly (Emilio Sakraya) und sein Buddy Finn (Timmi Trinks) sich einer neuen Challenge stellen. Vierundzwanzig Stunden wollen sie in den berüchtigten Beelitzer-Heilstätten in Berlin verbringen, wo während des Zweiten Weltkrieges Tuberkulose-Patienten während Menschenversuchen zu Tode gefoltert wurden. Mittlerweile ist das Krankenhaus verlassen, es gehen jedoch Gerüchte um paranormale Aktivitäten um. Als die beiden YouTuber gemeinsam mit der Vlog-Konkurrentin Betty (Nilam Farooq) sowie weiteren Begleitern in den finsteren Gemäuern ankommen, merken sie schon bald, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht...

Manchmal ist es ärgerlich, was aus manchen Filmen wird. Nicht, weil die Filme so schlecht sind, dass sie nicht mehr guckbar scheinen und man sich über die vertane Lebenszeit ärgert. Nein, viel mehr, weil immer wieder mehr als nur achtsames Potenzial durchscheint, es sogar immer wieder einige packende Szenen gibt, der ganze Rest aber eben doch als recht klarer Schund gelten muss. Genau so ein Ärgernis ist "Heilstätten", denn obwohl Michael David Pate nach seinem qualitativen Mega-Flop "Kartoffelsalat" (den ich nicht so mies fand wie alle anderen, mit welchem er sich aber natürlich trotzdem nicht mit Ruhm bekleckert hat) die Richtung ändert und herzlich versucht, Fehler auszubügeln, landet er doch nur wieder im Loch... weil er zwar in die richtige Richtung rennt, dabei aber immer wieder blind mit dem Kopf gegen einen Baum knallt, bis er als ächzendes Knäuel am Boden liegt, unbrauchbar und irgendwie auch erbärmlich. 
Es war sicherlich eine gute Idee, diesmal gestandene Schauspieler ranzulassen und Auftritte von YouTubern wie FreshTorge, Davis Schulz und dem zum Glück nur für wenige Sekunden dämlich dreingrinsenden Leon Machere als Cameos einzubauen... aber an der Schauspielführung hapert es leider enorm. Die eigentlich gestandenen Jungstars liefern teils desaströse Leistungen und ich wollte mir mehrfach die Hände über dem Kopf zusammenschlagen angesichts des furchtbar miesen, unfreiwillig komischen Spiels, was "Die Welle"-Star Tim Oliver Schultz hier getrieben hat. Selbst die sonst so talentierte Sonja Gerhardt ist ein Ausfall, den ich so kaum nachvollziehen kann, sie kann der im Zentrum der Geschichte stehenden Marnie niemals auch nur annähernd so etwas wie Tiefe verleihen. Überraschend, dass es letztendlich doch eine YouTube-Vloggerin ist, welche aus dem Ensemble positiv hervorsticht. Nun hat sich Nilam Farooq alias "Daaruum" ja bereits recht erfolgreich als Schauspielerin etabliert und überzeugte zuletzt zum Beispiel in dem sympathischen Comedy-Drama "Mein Blind Date mit dem Leben" und trotz ihrer Vlog-Vergangenheit ist sie es nun auch, die zumindest eine sehr solide Performance zum Besten gibt und somit ihren Kollegen klar die lange Nase zeigt. 
Abseits der Schauspielführung leistet sich Pate weitere Fehler, die umso unverständlicher anmuten, wenn man sieht, dass er doch einiges auf dem Kasten hat. Die Inszenierung weiß dank der Location immer wieder angenehm zu schauern, einige der Schockeffekte sind gar nicht so übel gesetzt (auch wenn wir es hier nur mit vorhersehbaren Horror-Klischees zu tun haben) und in Sachen Sound-Design funktioniert das Ding auch, sodass wir in der zweiten, wesentlich spannenderen Hälfte doch einige packende Szenen bewundern können. Aber wieso hält man diese solide Inszenierung nicht dauerhaft durch? Wieso leistet sich Pate mit miesen Effekten, hirnrissigen Wendungen und grausam geschriebenen Dialogen, die aus den Mündern der Akteure stets wie aufgesagt klingen, immer solch grobe Schnitzer? Es wirkt manchmal wie ein reichlich seltsamer Zwitter, wenn sich sie nette Inszenierung mit billigsten Soap-Gesprächen abwechselt, eine Wendung zum Schluss nur noch als absolute Satire verstanden werden kann und man dem ganzen YouTube-Wahn viel zu viel Bedeutung beimisst, sodass all das am Ende als Komödie gewertet werden könnte... würde Pate diese Chose nicht so ernstnehmen. Das ist dann alles schon arg seltsam und nicht so gut, wie es hätte werden können, da man sich doch einige sehr eklatante Fehler erlaubt.

Fazit: Die Inszenierung steht immer wieder auf guten Füßen, dank einer miesen Geschichte, hirnrissigen Wendungen und unfähigen Darstellern verbaut man sich diese Vorteile aber immer wieder. Potenzial war da und ist sichtbar, leider nutzt man dieses jedoch nur für eine ziemlich schwache und unfreiwillig komische YouTube-Debatte und abgenutzte Horror-Klischees.

Note: 4




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