Manch große Stars drehen in kürzester Zeit so viele Filme, dass es schon fast unrealistisch anmutet - wo nehmen sie nur all die Energie her, um drei oder viermal innerhalb eines Jahres auf der Kinoleinwand zu erscheinen? Die Lösung ist in vielen (sicherlich nicht in allen) Fällen eigentlich eine ganz einfache: Sie spielen in Werken mit, die ohnehin schon eine recht ansehnliche Star-Besetzung aufweisen, wodurch der Film mit großen Namen ködert, die dann aber zumeist nur recht überschaubare Rollen verkörpern. So können sich John Malkovich oder Michael Douglas recht fix einen neuen Eintrag in ihrer Vita zulegen und müssen dafür nicht viele Drehtage in Kauf nehmen - auch eine Möglichkeit, um nicht in Vergessenheit zu geraten...
UNLOCKED
Nach einem Anschlag in Paris im Jahr 2012 hat die CIA-Top-Agentin Alice Racine (Noomi Rapace) mit solcherlei Tätigkeiten abgeschlossen, arbeitet nun weitestgehend als verdeckte Informantin für den Geheimdienst. Als sie während eines Verhörs einen verdächtigen, jungen Mann, dem man einen geplanten Anschlag zutraut, jedoch erfährt, dass ihre Abteilung infiltriert wurde und sie sich bei all den Informationen, die sie besitzt, in akuter Lebensgefahr befindet, muss sie reagieren. Plötzlich kann sie niemandem mehr trauen und sieht sich einem Komplott gegenüber, welches wesentlich größer ist als sie selbst... und etliche Menschenleben fordern könnte, sollte sie darin versagen, die finsteren Hintermänner auszuknipsen.
Die Story sollte man hier besser nicht weiter hinterfragen, denn mal ganz davon abgesehen, dass man das Gezeigte in anderen Werken ohnehin schon einmal gesehen hat, der Film also absolut nichts Neues erzählt, überschreitet man die Grenze des Thriller-Klischees ohnehin mehrere Male. Zu Beginn vermag noch eine recht spannende Atmosphäre erschaffen werden, die ruhige und dennoch immerzu recht bedrohliche Stimmung erfüllt ihr Soll, was die ersten zwanzig Minuten ziemlich unterhaltsam macht. Sobald man sich jedoch dem ebenso konventionellen wie weitestgehend vorhersehbaren Action-Plot zuwendet, wenn sich unsere Protagonistin nirgends mehr sicher fühlen kann, von Pontius zu Pilatus hetzt und alle paar Minuten erneut aus einer brenzligen Situation flüchten muss, beginnt dieses noch recht sympathische Grundgerüst zu wackeln.
Es wird nie wirklich langweilig und die knappen 98 Minuten gehen flott vorbei, ohne dass es dabei sonderliche Hänger oder verzichtbare Subplots geben würde, wirklich packen tut "Unlocked" bis zum eher schalen Finale trotz einiger netter Wendungen aber auch nicht mehr. Immerhin wird der Versuch unternommen, den zahlreichen Charakteren so etwas wie Leben einzuhauchen und es ist auch löblich zu benennen, dass man sich nicht zu lange mit ersetzbaren Einführungen etlicher Lebensumstände aufhält, die das Tempo wesentlich aufgehalten hätten - sobald die Kugeln jedoch fliegen, sind die sparsam eingestreuten Charakteristiken aber eh hinfällig und die Beziehungen der einzelnen Figuren untereinander verkommen zur reinen Behauptung.
Nein, auf Story-Ebene will all das trotz einer solch gigantischen Bedrohung im Hintergrund nie wirklich zünden und auch im Action-Bereich bleibt man dem Zuschauer einiges schuldig. "Narnia"-Regisseur Michael Apted vermag es niemals, den einzelnen Scharmützeln eine wirkliche Dringlichkeit zu verleihen, es fehlt an Härte und Dynamik. Erschwerend kommt hinzu, dass Noomi Rapace als Actionheldin nicht funktioniert. Schauspielerisch macht die unter anderem aus "Prometheus" bekannte Darstellerin einen gewohnt soliden Job, auch wenn sie hier wesentlich weniger gefordert wird als sonst, in den häufigen Actionszenen, bewegt sie sich aber eher ungelenk durchs Bild, was in den schwächsten Momenten sogar mal unfreiwillig komisch wirken kann - offensichtlich hat man sich hier technisch schwer getan, die an sich doch eher einfachen Setpieces auch passend umzusetzen.
Die Nebendarsteller haben ebenfalls wenig zu tun: Die kleinste Rolle unter den großen Namen übernimmt "Con Air"-Star John Malkovich, der aber immerhin in seinen wenigen Szenen noch so etwas wie ironische Gewitztheit durchscheinen lässt - der Rest verkümmert in mal mehr, mal weniger aussagekräftigen Nebenrollen, was sowohl für den schwach gezeichneten Mentor, gespielt von Michael Douglas, als auch für Toni Collette und "Fluch der Karibik"-Star Orlando Bloom gilt. Am Ende tut der Film niemandem wirklich weh, es lässt sich nicht einmal sagen, dass angesichts der lauwarmen Geschichte viel Potenzial verschleudert wurde. Es ist eben ein Film, den es in dieser Art wie Sand am Meer gibt, der für anderthalb Stunden durchaus solide unterhält, danach sehr schnell wieder vergessen ist und das Geschriebene selten wert ist. Man kann seinen Abend schlechter verbringen, ansonsten sollte man sich in dem Genre aber nach sehenswerteren Alternativen umsehen.
Fazit: Die schwache Geschichte weiß nach einem spannenden Beginn nicht mehr zu packen, die Actionszenen haben keinen Wumms, selbst die Darsteller haben wenig zu tun. Dass "Unlocked" zumindest etappenweise solide unterhält, ist dabei immerhin noch dem angenehm hohen Tempo zu verdanken.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen