Direkt zum Hauptbereich

My Girl - Meine erste Liebe

Die elfjährige Vada Sultenfuss (Anna Chlumsky) lebt gemeinsam mit ihrem Vater Harry (Dan Aykroyd) - er betreibt ein Bestattungsunternehmen, welches er seit dem Tod seiner Frau, zwei Tage nach Vadas Geburt, alleine führt. Vada verbringt die Sommertage der 70er Jahre vor allem mit ihrem guten Freund Thomas (Macaulay Culkin) und schwärmt für den Lehrer Jake Bixler (Griffin Dunne), an dessen Schriftstellerkurs sie teilnehmen möchte, um ihn zu beeindrucken. Eines Tages hängt der Haussegen im Familienhaus Sultenfuss jedoch schief: Mit der Maskenbildnerin Shelly (Jamie Lee Curtis) bringt Harry eine neue Mitarbeiterin ins Haus... für die er bald mehr zu empfinden scheint. Vada fürchtet um ihre Position in der Familie und versucht alles, um das aufkeimende Pärchen auseinanderzubringen, bevor es sich überhaupt richtig gefunden hat.

Von "My Girl" hatte ich schon so einiges gehört - irgendetwas musste wohl dran sein an diesem Familiendrama aus dem Jahr 1992. Vor allem hörte ich jedoch, dass man als Zuschauer wohl dringend Taschentücher bereit halten sollte, würde einen dieser Film doch zu Tränen rühren. Vielleicht habe ich deswegen nun etwas länger gebraucht, um "My Girl" endlich zu sehen... und tatsächlich enttäuschte er mich nicht, denn trotz einiger dramaturgischer Schwächen und manch eines eher lauen Subplots hat er mich durchgehend bewegen können.
Das ist vor allem Anna Chlumsky zu verdanken, der zwar im Nachhinein und bis heute keine ganz große Filmkarriere mehr vergönnt gewesen ist, die damals im jungen Alter aber bereits solch eine enorme Präsenz bewies, dass man die Augen kaum von ihr abwenden kann. Mit Charme, Witz und einer ungemeinen Spielfreude verkörpert sie die Hauptrolle der Vada Sultenfuss, durch deren Augen wir die Dramen der Familie und der Menschen um sie herum wahrnehmen - den Augen eines Kindes, welches bereits im Alter von elf Jahren Dinge erfahren und lernen muss, für die sie eigentlich noch zu jung ist. Vada stellt sich dabei nicht als einfaches Mädchen heraus, sondern als Kind, dass seinen eigenen Weg geht und diesen mit cleveren Eigeninterpretationen, einem losen Mundwerk und offenem Herzen bestreitet. Dabei wird diese Vada nicht zu einem reinen Abziehbild fungiert, sondern bleibt durchweg eine glaubwürdige Figur.
Etwas kritischer darf man da schon beim Rest der Besetzung sein: "Miss Daisy und ihr Chauffeur"-Star Dan Aykroyd macht seine Sache ebenso wie Jamie Lee Curtis absolut wunderbar, ihr gemeinsamer Romantik-Plot schöpft allerdings nicht aus dem Vollen und wird erst später wirklich gut, wenn Curtis' Figur auch mal etwas tiefer mit Chlumsky's Vada interagiert. Auch Macaulay Culkin, der nur zwei Jahre zuvor mit der Titelrolle im Weihnachtsklassiker "Home Alone" zu absoluter Berühmtheit gelangte (und seine Karriere danach ebenso heftig versanden ließ), ist hier mit dabei und darf als Vadas schüchterner Freund so etwas wie das zweite, emotionale Zentrum der Geschichte verkörpern. Gerade die Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Kindern, die hier in verschiedensten Gefühlslagen wiedergegeben wird, funktioniert herausragend und hat gegen Ende dann auch einen richtig emotionalen Punch zu bieten.
Man kann "My Girl" sicherlich an vielen Stellen angreifen: Er ist oftmals etwas manipulativ, macht es sich an vielen Stellen zu einfach und hätte auch etwas kritischer sein können. Man darf das kritisieren, aber sollte eben auch nicht vergessen, dass der Film von anderer Seite betrachtet sehr viel richtig macht. Der Witz gerät nicht albern, sondern lebensnah und charmant und hat gerade in seinen leisen Tönen einige sehr sympathische Momente zu bieten... und wenn sich das Werk dann immer wieder passend, aber nur selten zu laut zu einem tränendrückenden Drama wandelt, dann muss man sich angesichts des grandiosen Soundtracks und der schnörkellosen Regie von Howard Zieff nicht wundern, wenn man hier tatsächlich mal einige Krokodilstränen vergießt. Dafür ist dieser Film dann in seinen zwar simplen, aber auch sehr treffsicheren Messages mehr als geeignet.

Fazit: "My Girl" lebt ganz besonders von der brillanten Darstellung der jungen Anna Chlumsky, die den Film mit Charme, Witz und ungemeiner Ausstrahlung trägt. Darüber hinaus ist das Werk manchmal etwa zu seicht, in den richtigen Momenten aber auch erhellend und clever... und rührt schließlich zu Tränen.

Note: 2-







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid