Direkt zum Hauptbereich

Tolkien

Seine Mutter Mabel (Laura Donnelly) stirbt jung, er und sein Bruder Hilary (Guillermo Bedward) werden dem Pastor Francis Morgan (Colm Meany) erstellt: Das Leben von John Ronald Reuel Tolkien (Nicholas Hoult; Harry Gilby) ist schon in seiner Jugend von Schicksalsschlägen geprägt. Auf einer Knabenschule wird er nach dem Tod seiner Mutter erst zum Ausgestoßenen, findet dann jedoch auch Freunde, mit denen er einen eigenen Kunstclub gründet. Tolkien ist fasziniert von teils völlig frei erfundenen Sprachen und großen Geschichten und schreibt seine Ideen nieder. In diese bettet er auch seine große Liebe Edith (Lily Collins) ein, deren Gefühle jedoch nicht mit denen Tolkiens übereinzustimmen scheinen...

J.R.R. Tolkien ist sicherlich einer der begabtesten und beliebtesten Fantasy-Autoren aller Zeiten und mit seinen Märchen über Hobbits, Elben und Zwerge faszinierte er unzählige Fans. Er schrieb Fantasy-Geschichte in Romanform und somit letztendlich, auch wenn er zu dieser Zeit nicht mehr lebte, Kinogeschichte, als Regisseur Peter Jackson seine Romane als heute klassische "Der Herr der Ringe"-Trilogie verfilmte. Tolkiens Leben war also weitestgehend auf diesen unglaublichen Erfolg gemünzt... man durfte daher gespannt sein, was er denn noch so erlebt hat, wie sein Werdegang ausgesehen hat und welche persönlichen Dramen den Mann verfolgten, als er die Feder zu den ersten Worten seines Kinderbuches ansetzte: "In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.".
Tatsächlich scheint Tolkiens Leben aber nicht perfekt und wie gemacht für ein großes Kinodrama zu sein und das schien den Machern rund um Regisseur Dome Karukosi auch bewusst zu sein. Der damals noch so junge Autor erlebte den Ersten Weltkrieg, er verliebte sich und musste familiäre Schicksalsschläge hinnehmen... doch eben das mussten zu dieser Zeit so viele Menschen, dass man sich schon fragt, was denn an Tolkiens Geschichte nun so herausragend ist, dass man sie unbedingt verfilmen musste. Mal ganz abgesehen von seinem plötzlichen Erfolg, als er die Fantasy-Meisterwerke schlechthin zu Papier brachte. Tatsächlich gibt es da allerdings auch gar nicht so viel, weswegen man sich schon recht früh auf die Liebesgeschichte zwischen John und Edith fokussiert, die hier aber eher mau und ohne echte Highlights erzählt wird. Nicholas Hoult und "To the Bone"-Star Lily Collins mühen sich in diesem Plot redlich, entwickeln aber keine echte Bindung zueinander und können daher wenig mehr tun, als die eher müde angelegten, gemeinsamen Szenen irgendwie mit solider Präsenz aufzuwerten.
Auch die Szenen im Schützengraben, mit denen der Film beginnt, um dann mehrere Jahre zurückzurudern, stechen nicht aus der Genre-Masse heraus, werden höchstens von dem darüber hinaus grandiosen Soundtrack von "1917"-Komponist Thomas Newman getragen. Für Fans von Tolkiens Werken fallen die Anspielungen auf seine späteren Geschichten dann wesentlich deutlicher ins Gewicht: Immer wieder hat er diese einen, kleinen Ideen vor Augen, die Fans sofort wiedererkennen und zuordnen können. Manchmal "kopiert" Karukosi gar Kamerawinkel und einzelne Einstellungen, um sie passend und raffiniert den Filmen anzugleichen, die durch Tolkiens Bücher entstanden sind. Da fühlen sich Fans gleich wohl und können auch in Sachen Soundtrack und einzelnen Effekten immer wieder Bindungen herstellen, die nur in den seltensten Momenten etwas zu bemüht oder selbstzweckhaft ausfallen.
Darüber hinaus hat "Tolkien" aber eben gar nicht so viel zu erzählen, weswegen sich die 111 Minuten trotz einer sicheren Inszenierung und einer gewissen Atmosphäre durchaus sehr lang anfühlen können. Die Erzählung wirkt in ihrem Bemühen, immer wieder eine gewisse Größe durchscheinen zu lassen, gar etwas dröge und gedehnt. Den Machern war es offensichtlich ein Klotz am Bein, Tolkiens Geschichte so lebensnah wie möglich zu erzählen, weswegen sie hier nun doch eher unspektakulär und ohne echte Ecken und Kanten auf die Leinwand kommt. Das muss per se nichts Schlechtes sein, reicht letzten Endes aber eben nur für reinen Durchschnitt - nicht hinter jedem großen Namen, der sich so perfekt vermarkten lässt, versteckt sich also gleich eine Geschichte, die auf der großen Kinoleinwand gut aufgehoben ist.

Fazit: "Tolkien" erzählt die Lebensgeschichte des grandiosen Fantasy-Autors auf eher dröge und uninspirierte Art und Weise. Trotz einer ideenreichen Regie bleibt am Ende nicht viel haften von der Person des wahren Tolkiens, da hier keine echten Wagnisse eingegangen werden.

Note: 4+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid