Direkt zum Hauptbereich

21 Bridges

Andre Davis (Chadwick Boseman) ist Detective beim NYPD und dafür bekannt, dass er seine Schusswaffe schon mehrfach benutzen musste. Nun zieht man ihn für einen grausamen Fall hinzu: Während eines Überfalls zweier Gangster wurden insgesamt sieben Polizisten getötet, die beiden Täter Michael (Stephan James) und Ray (Taylor Kitsch) sind flüchtig. Davis befiehlt die Abriegelung von Manhattan, da er die Täter dort vermutet und begibt sich auf die Jagd nach ihnen. Unterstützt wird er dabei von der Drogenfahnderin Frankie Burns (Sienna Miller), welche sich an die 50 Kilogramm Kokain heften will, welche Ray und Michael haben mitgehen lassen...

Anthony und Joe Russo waren in den letzten Jahren ziemlich beschäftigt - zuletzt schufen sie mit "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" das gigantischste und beste Blockbuster-Doppel seit langer, langer Zeit. Letzterer knackte dabei sogar etliche Einnahmenrekorde und wurde der bis heute erfolgreichste Film aller Zeiten. Was die Russo-Brüder als nächstes Regieprojekt angehen, das steht noch in den Sternen und der Fanboy in mir hofft natürlich, dass sie sich dabei nicht so viel Zeit nehmen wie James Cameron. Der hat mit "Titanic" und "Avatar" immerhin auch zweimal den erfolgreichsten Film aller Zeiten erschaffen... und ließ zwischen beiden Projekten ganze zwölf Jahre vergehen.
Untätig sind die Russo's aber natürlich nicht, auch, wenn es sie noch nicht wieder auf einen Regiestuhl verschlagen hat. Stattdessen haben sie nun einen Film mitproduziert, der ohne großen Hype oder wahnwitzige Überdimensionen auskommt: "21 Bridges" ist ein vollkommen geradliniger und souveräner Cop-Thriller nach bewährten Mustern, dem der große Kassenerfolg aber trotz bekannter Namen wohl verwehrt bleiben wird. Denn um in diese Kreise vorzustoßen, braucht es einfach von allem etwas mehr. Und das besonders heutzutage, wo die Konkurrenz so üppig ist, dass man schon wirklich etwas liefern muss, um nicht von ihr erdrückt zu werden. Und genau das liefert der Film nun nicht... und eben leider noch um einiges weniger.
Generell ist "21 Bridges" flott erzählt und weiß besonders in der ersten Hälfte, wenn es noch allein um das Thema "Jäger und Gejagter" geht, solide zu unterhalten. Sicher, die Charaktere kommen durchweg aus der Klischee-Schublade und besonders die emotionalen Konflikte, die diese zu bewältigen haben, sind so ausgenudelt und fade, dass sie bereits langweilen, bevor sie richtig zur Sprache gekommen sind. Glücklicherweise hält sich "Game of Thrones"-Regisseur Brian Kirk mit solcherlei Plot-Progression aber nie zu lange auf, schwenkt rasch zu den spannenderen Actionszenen (die auch recht hart geraten sind) und zu den cleveren Ermittlungsarbeiten zurück - und wie Chadwick Boseman's Andre Davis hierbei zu Beginn den Tatort analysiert, um dadurch nachvollziehen zu können, in welchen Stadtteil die beiden Cop-Killer wohl geflohen sind, das macht richtig Laune.
Leider gerät der geradlinige Plot alsbald in echte Klischee-Richtungen, wenn die Macher auch noch eine interne Verschwörung etablieren wollen. Diese ist arg vorhersehbar und gegen Ende gar vollkommen haarsträubend geschrieben, sodass man sich in der letzten halben Stunde fragt, ob die Autoren uns ein solches Drehbuchgepinsel wirklich als ihren Ernst verkaufen wollen. Auch die Schauspieler haben zu dieser Zeit bereits aufgegeben: J.K. Simmons spielt eher gelangweilt seinen Charaktertypus herunter, "Black Panther"-Star Chadwick Boseman bleibt in seiner ersten, echten Hauptrolle abseits der Marvel-Blockbuster reichlich farblos und Sienna Miller hat an seiner Seite ebenfalls nur wenig zu tun. Immerhin können "American Assassin"-Star Taylor Kitsch und Stephan James ihren beiden Gangstern etwas mehr Konturen verleihen, doch auch sie bleiben dabei zu oft nur Spielbälle der etwas lauen Handlung.

Fazit: Ein solider, aber keinesfalls aufregender Cop-Thriller nach dem altbekannten Schema F, der gerade in der zweiten Hälfte in abstruse und vorhersehbare Plotmuster abrutscht. Souverän inszeniert, aber ohne echte Höhepunkte oder eigene Ideen. So bleibt ein recht farbloser Film ohne Ecken und Kanten.

Note: 4+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se