Direkt zum Hauptbereich

Real Steel

Charlie Kenton (Hugh Jackman) war ehemals Profiboxer - heute verdient er sich sein mickriges Geld mit dem Austragen von Roboterkämpfen. Mit diesen läuft es gar nicht mehr gut, weswegen er bis zum Hals in Schulden steckt. Da hat es ihm gerade noch gefehlt, dass plötzlich sein elfjähriger Sohn Max (Dakota Goyo) in sein Leben tritt, nachdem dessen Mutter plötzlich verstorben ist. Charlie nimmt ihn gegen einen Deal unter seine Fittiche, hat dabei jedoch erneut nur das liebe Geld im Auge. Als Max sich jedoch nicht nur als sehr interessiert an Charlies Beruf herausstellt, sondern auf einem Schrottplatz auch noch einen Roboter entdeckt, der womöglich ein gewisses Potenzial in sich birgt, werden aus den beiden Jungs noch echte Teamkameraden... und wahrlich Vater und Sohn.

Shawn Levy ist ja mehrheitlich bekannt für geradlinige, zumeist familientaugliche Unterhaltung. Dem steht er seit 2016 mit der Serie "Stranger Things" zumindest teilweise entgegen, ansonsten fahren seine Werke wie die "Nachts im Museum"-Filme oder "Im Dutzend Billiger" aber ganz klare Routen: Unterhaltsam, sicherlich mit einer spannenden Ausgangssituation, aber ohne die ganz großen Ideen oder doppelbödigen Neuerungen. In diese Reihe fügt sich auch der Box-Actioner "Real Steel" ziemlich locker ein - er ist aufgrund seiner Inszenierung zwar sicherlich nicht für die jüngsten Zuschauer geeignet und eher an Teens und junge Erwachsene gerichtet, in Sachen Plot und Struktur bleibt Levy sich allerdings treu.
Das muss ja per se erst einmal nichts Schlechtes sein, denn gegen geradlinige Unterhaltung habe ich so ja erstmal überhaupt nichts. Es ist nur schade, dass Levy es sich wirklich sehr einfach macht und quasi das Handbuch des Genres bereithält, um anschließend faktisch alle Plotpoints abzuarbeiten, die man von diesem Treiben nun haarklein genauso erwartet. Dass der Trailer dabei im Grunde bereits die ganze Geschichte erzählt, ist letztendlich gar nicht schlimm, denn Überraschungen sind hier ohnehin keine zu erwarten. Stattdessen erzählt Levy das, was er hier eben nun hat, auf solide Art und Weise, ohne markante Eckpunkte, aber auch weitestgehend ohne echte Fehler. Die visuellen Effekte wissen zu gefallen, Hugh Jackman gibt einen charismatischen Anti-Helden und auch der Soundtrack ist ganz nett.
Die Geister werden sich jedoch beim zweiten Hauptdarsteller scheiden: Dakota Goyo, der später auch noch Nebenrollen in Blockbustern wie "Thor" und "Noah" übernahm, fungiert hier zwar auf dem Papier als Sympathieträger, im Film selbst ist dieses ziemlich egomanische und überdrehte Kind aber schon nach kurzer Zeit eine nervige Gestalt. Da sind es nicht nur die peinlichen Tanzeinlagen, die Levy hier zur Poser-Choreo erhebt, die missbilligend auffallen - so verpasst der junge Goyo seinem Max Kenton auch solch schwer zu ertragende Seiten, dass man kaum verstehen mag, wieso sich sein Vater mit der Zeit doch ein Herz nimmt oder dieses für sein Kind entdeckt. Nun gut, diese Familiengeschichte muss natürlich auf diese Art und Weise erzählt werden, trotzdem tut man sich als Zuschauer schwer, einem egomanischen Vater (der sein Kind sogar auf einem Schrottplatz zurücklässt) und einem ständig prollenden Jungen zuzusehen.
Am sympathischsten agiert da gar noch "Ant-Man"-Star Evangeline Lilly, die aber leider auch nur wenig mehr zu tun bekommt, als am Rande des Rings mit Freund und Kind mitzufiebern. Selbiges gilt für die namhaften Nebendarsteller: Weder Anthony Mackie noch Lillys "Lost"-Kollege Kevin Durand kommen über den Standard eines Stichwortgebers hinaus und die Antagonisten im und abseits des Rings bleiben ungemein farblos. Das macht dann auch den finalen Kampf zu einer eher halbgaren und letztendlich überlangen Angelegenheit ohne Überraschungen, dafür aber mit massig Pathos. Immerhin inszeniert Levy dies aber über zwei Stunden so gekonnt, dass man immer wieder Spaß hat.

Fazit: "Real Steel" ist ebenso vorhersehbares wie glattgebügeltes Hollywood-Kino ohne Ecken und Kanten und mit einem schlichtweg untragbar nervigen Kinderhauptdarsteller... dafür aber auch mit starker Action, sympathischem Witz und einer gekonnten Regie.

Note: 3-





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...