Im Jahr 2005 wird Joseph Kardinal Ratzinger (Anthony Hopkins) vom Konklave zum neuen Papst gewählt, nachdem Johannes Paul II. verstorben ist. Zuvor galt der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Kardinal Bergoglio (Jonathan Pryce) als aussichtsreicher Kandidat, obwohl er das Amt kaum selbst anstrebte. Sechs Jahre später wird Bergoglio nach Italien gerufen, um Ratzinger in seinem Sommerhaus zu treffen - Bergoglio will sein Amt als Bischof niederlegen und die Sache mit dem Papst besprechen. Der zeigt sich jedoch uneinsichtig und möchte Bergoglio vom Gegenteil überzeugen. Im prunkvollen Sitz Ratzingers entbrennt ein Wortduell der beiden geistlichen Männer, während welchem auch einige Geheimnisse ans Licht kommen, die hinter den verschlossenen Türen des Vatikans verblieben sind...
Netflix war der große Verlierer der vergangenen Oscarnacht: Bei insgesamt vierundzwanzig Nominierungen gab es nur zwei Goldstatuen - eine für Laura Derns fantastische Performance im brillanten "Marriage Story", den anderen für die Dokumentation "American Factory". Leer gingen hingegen der zehnfach nominierte "The Irishman" sowie "Die zwei Päpste" aus. Dies war in beiden Fällen zwar einigermaßen absehbar, doch gerade bei letzterem ist dies nun durchaus als traurig anzusehen. Denn nun, da ich ihn endlich nachholen konnte, hätte ich ihm jeden der drei Oscars, für die er nominiert gewesen ist gegönnt - insbesondere den Hauptdarstelleroscar für Jonathan Pryce, der vielleicht noch nie so gut war wie hier.
Im Gegensatz zum lauten, schier ekstatischen Joaquin Phoenix als Titelfigur in "Joker" agiert der ehemalige "Game of Thrones"-Star Pryce hier nun so leise, dass man förmlich zwei verschiedene Schauspielwelten aufgetan hat. Und doch ist es eine wahre Freude, ihm dabei zuzusehen. Zuzusehen, wie er zuhört. Wie er lernt, erfährt, sieht... und noch mehr sieht. Und obwohl er so wenig selbst tut, ist es keine passive Figur, die Pryce hier mit solch einer wunderbaren Ruhe verkörpert. Papst Franziskus, wie er gemeinhin bekannt ist, war weit mehr als eine wichtige Schachfigur im Vatikan - er verkörpert auch insbesondere in diesem Film, der ihm gewidmet ist, den Aufbruch zum Neuen. Das hätte man an einigen Stellen etwas unpathetischer erzählen können, doch die Message, die hier innewohnt und die Pryce auf so grandiose Weise mit seiner Darstellung transportiert, die ist gewichtig.
Der "Fluch der Karibik"-Star schafft es indes sogar, den grandiosen Anthony Hopkins zu überstrahlen. Der war ebenfalls für einen Oscar nominiert und das auch vollkommen zurecht (bedenkt man auch, dass er in den vergangenen Jahren ja nicht durchweg durch eine gute Rollenauswahl glänzte), doch so richtig aufblühen tut er auch erst, wenn er gemeinsam mit Jonathan Pryce zu sehen ist. Die Dialogszenen zwischen den beiden betagten Herren, die hier noch einmal aufzeigen, was leise, stille Schauspielkunst ist, sind herrlich feurig, ohne dabei zu elektrisierend zu sein. Ganz im Gegenteil, sie zeichnen sich durch feinen Humor aus, durch kleine Weisheiten, aber auch durch eine wunderbare Menschlichkeit... die genau in den Momenten wehtut, wo es dann auch echte Wahrheiten zu besprechen gibt. In diesen Szenen ist "Die zwei Päpste" dann auch mal ein schmerzhafter Film, der mit seinem sympathischen Humor bricht.
Diese Wahrheiten werden nicht abschlüssig geklärt und werden es wohl auch niemals. Was genau alles hinter den sorgfältig verschlossenen Türen des Christentums geschieht, das werden wir nie voll und ganz erfahren - auch nicht, ob all das, was uns dieser Film nun präsentiert, denn nun so stimmt und stimmig ist oder ob man da in den letzten Schritten nicht doch etwas unpassende Glorifizierung betreibt. Das sind Punkte, an denen sich "Die zwei Päpste" angreifbar macht und über die man durchaus diskutieren kann, aber da muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit gewissen Themen und deren Aufbereitung umgeht. Diskutieren kann man auch darüber, warum man Ratzinger und Franziskus nicht ihren Nationalitäten entsprechend besetzt hat - allerdings sind Pryce und Hopkins hier eben auch so herausragend gut, dass man sich kaum jemand anderen in den Rollen vorstellen kann. Und das Bild, wie Hopkins in ganzer Papstkluft eine Fanta-Flasche öffnet, das ist schlichtweg unbezahlbar.
Fazit: Ein wunderbar leiser und dennoch aufrüttelnder Film mit zwei brillanten Hauptdarstellern - besonders Jonathan Pryce war wohl noch nie so gut wie hier. Mit leisem Humor, grandioser Kameraarbeit und einem klugen Drehbuch entsteht eine Geschichte mit versteckten Wahrheiten, die erst gegen Ende etwas unmutig und eindeutig in zu simple Richtungen abdriftet.
Note: 2-
Netflix war der große Verlierer der vergangenen Oscarnacht: Bei insgesamt vierundzwanzig Nominierungen gab es nur zwei Goldstatuen - eine für Laura Derns fantastische Performance im brillanten "Marriage Story", den anderen für die Dokumentation "American Factory". Leer gingen hingegen der zehnfach nominierte "The Irishman" sowie "Die zwei Päpste" aus. Dies war in beiden Fällen zwar einigermaßen absehbar, doch gerade bei letzterem ist dies nun durchaus als traurig anzusehen. Denn nun, da ich ihn endlich nachholen konnte, hätte ich ihm jeden der drei Oscars, für die er nominiert gewesen ist gegönnt - insbesondere den Hauptdarstelleroscar für Jonathan Pryce, der vielleicht noch nie so gut war wie hier.
Im Gegensatz zum lauten, schier ekstatischen Joaquin Phoenix als Titelfigur in "Joker" agiert der ehemalige "Game of Thrones"-Star Pryce hier nun so leise, dass man förmlich zwei verschiedene Schauspielwelten aufgetan hat. Und doch ist es eine wahre Freude, ihm dabei zuzusehen. Zuzusehen, wie er zuhört. Wie er lernt, erfährt, sieht... und noch mehr sieht. Und obwohl er so wenig selbst tut, ist es keine passive Figur, die Pryce hier mit solch einer wunderbaren Ruhe verkörpert. Papst Franziskus, wie er gemeinhin bekannt ist, war weit mehr als eine wichtige Schachfigur im Vatikan - er verkörpert auch insbesondere in diesem Film, der ihm gewidmet ist, den Aufbruch zum Neuen. Das hätte man an einigen Stellen etwas unpathetischer erzählen können, doch die Message, die hier innewohnt und die Pryce auf so grandiose Weise mit seiner Darstellung transportiert, die ist gewichtig.
Der "Fluch der Karibik"-Star schafft es indes sogar, den grandiosen Anthony Hopkins zu überstrahlen. Der war ebenfalls für einen Oscar nominiert und das auch vollkommen zurecht (bedenkt man auch, dass er in den vergangenen Jahren ja nicht durchweg durch eine gute Rollenauswahl glänzte), doch so richtig aufblühen tut er auch erst, wenn er gemeinsam mit Jonathan Pryce zu sehen ist. Die Dialogszenen zwischen den beiden betagten Herren, die hier noch einmal aufzeigen, was leise, stille Schauspielkunst ist, sind herrlich feurig, ohne dabei zu elektrisierend zu sein. Ganz im Gegenteil, sie zeichnen sich durch feinen Humor aus, durch kleine Weisheiten, aber auch durch eine wunderbare Menschlichkeit... die genau in den Momenten wehtut, wo es dann auch echte Wahrheiten zu besprechen gibt. In diesen Szenen ist "Die zwei Päpste" dann auch mal ein schmerzhafter Film, der mit seinem sympathischen Humor bricht.
Diese Wahrheiten werden nicht abschlüssig geklärt und werden es wohl auch niemals. Was genau alles hinter den sorgfältig verschlossenen Türen des Christentums geschieht, das werden wir nie voll und ganz erfahren - auch nicht, ob all das, was uns dieser Film nun präsentiert, denn nun so stimmt und stimmig ist oder ob man da in den letzten Schritten nicht doch etwas unpassende Glorifizierung betreibt. Das sind Punkte, an denen sich "Die zwei Päpste" angreifbar macht und über die man durchaus diskutieren kann, aber da muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, wie er mit gewissen Themen und deren Aufbereitung umgeht. Diskutieren kann man auch darüber, warum man Ratzinger und Franziskus nicht ihren Nationalitäten entsprechend besetzt hat - allerdings sind Pryce und Hopkins hier eben auch so herausragend gut, dass man sich kaum jemand anderen in den Rollen vorstellen kann. Und das Bild, wie Hopkins in ganzer Papstkluft eine Fanta-Flasche öffnet, das ist schlichtweg unbezahlbar.
Fazit: Ein wunderbar leiser und dennoch aufrüttelnder Film mit zwei brillanten Hauptdarstellern - besonders Jonathan Pryce war wohl noch nie so gut wie hier. Mit leisem Humor, grandioser Kameraarbeit und einem klugen Drehbuch entsteht eine Geschichte mit versteckten Wahrheiten, die erst gegen Ende etwas unmutig und eindeutig in zu simple Richtungen abdriftet.
Note: 2-
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