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Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn

Die große Liebesbeziehung ist vorbei: Harley Quinn (Margot Robbie) und der Joker (Jared Leto) haben sich getrennt, was Quinn selbst nach einer durchzechten Nacht mit einem explosiven Überfall auf ihr Chemiewerk unterstreicht. Leider ist nun auch der Schutz vor all den Gangstern dahin - diese scheuten sich zuvor, die ständig Ärger machende Harley anzufassen, sind nun aber drauf und dran, der Psychopathin die Lichter auszupusten. Insbesondere der mordlustige Clubbesitzer Roman Sionis (Ewan McGregor) hat es auf sie abgesehen und ist nebenbei gleich noch hinter einem wertvollen Diamanten her. In diesen Fall wird Harley bald, dank einer Tat ihrer kleptomanischen Nachbarin Cassandra Cain (Ella Jay Basco) verstrickt und sieht sich somit einer ganzen Armee von wütenden Bösewichtern gegenüber... und auch dem Gesetz in Form der Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez), welche sie und den Joker schon lange dingfest machen will.

Harley Quinn beziehungsweise das, was die oscarnominierte Margot Robbie aus dieser schrägen Comicfigur schauspielerisch so machte, war definitiv das Highlight des ansonsten arg mittelmäßigen und albernen "Suicide Squad" vor rund dreieinhalb Jahren. Kein Wunder also, dass das DC-Universum, welches nun mit eigenständigeren Werken den Gegenpart zum enorm erfolgreichen Marvel Cinematic Universe geht und somit zu einer wesentlich eigeneren DNA findet, auf Quinn baut und ihr gleich einen eigenen Film spendiert... auch wenn um sie herum bereits weitere Figuren gebaut werden, die sich dann erneut zu einem Team zusammenfinden sollen. Wenn man überlegt, dass eben diese "Birds of Prey" in der Synopsis oben noch gar keine Erwähnung gefunden haben, ist es schon erstaunlich, wie viel der Film innerhalb seiner knappen 109 Minuten zu erzählen hat... und es ist überraschend, wie gelenk er all diese Plots noch unter einen Hut bringt.
Natürlich bleibt dabei nicht für jeden gleichermaßen viel Zeit und generell ist der Plot an sich auch eher zerfasert und im Kern nicht der Rede wert. Er unterscheidet sich dabei nur deshalb von den anderen Superheldenfilmen, weil hier die "Bösen" das Ruder übernehmen... auch wenn sie im Kampf gegen noch Bösere ranmüssen. Das Chaos, welches Quinn und Co. auf ihrem egomanischen Feldzug führen, ist dabei ein ziemlich Amüsantes, auch wenn es ein wenig braucht, bis diese Geschichte so richtig in Gang kommt. Mit hohem Tempo wird nämlich zunächst erst einmal ein wenig hin- und hergefahren in den verschiedenen Zeitebenen - da unsere Quinn nämlich auch als Erzählerin fungiert, plärrt sie diese Geschichte so raus, wie es ihr passt und muss deswegen immer wieder mittendrin zurückfahren, um in der Vergangenheit noch ein paar wesentliche Plotpoints aufzulesen. Das ist hin und wieder etwas wirr, aber niemals anstrengend und bringt durch solcherlei amüsante Erzählmuster die verschiedenen Charaktere zusammen, ohne dabei ernsthafte Hänger zu entwickeln.
Bis zur nächsten Actionszene ist es nämlich trotz vieler Etablierungen von Figuren und Plotpoints niemals weit und was das angeht, macht Regisseurin Cathy Yan einen sehr guten Job. Die einzelnen Scharmützel sind durch die Bank weg mehr als routiniert in Szene gesetzt und es bleibt immer wieder Platz für herausragend choreographierte Mann-gegen-Frau-Kämpfe und einzelne Moves sind gar so beeindruckend, dass man sie sich gern immer wieder ansehen würde. Und auch im Finale, welches zum Glück nicht ewig lang ausgeschlachtet wird, gibt es immer wieder einzelne Szenen zu bewundern, die aus dem effektgeladenen Blockbuster-Einerlei locker herausragen... eben auch deswegen, weil man hier weniger auf Computereffekte statt auf echte Haudrauf-Action aus ist. Das sieht dann echt schick aus und macht Laune, da man sich den schrägen Humor ebenfalls bewahrt hat und man so niemals Gefahr läuft, man könnte dieses bunte und teils auch ziemlich brutale Treiben irgendwann ernstnehmen.
Ernstnehmen tut dies auch Margot Robbie nicht, die im zweiten Auftritt dieser Rolle erneut wahnsinnig viel Spaß daran hat, mal richtig abzudrehen. Trotzdem macht sie ihre Harley Quinn nicht zu einer seelenlosen Psychopathin, findet in kleineren Momenten auch spannende, emotionale Zugänge zu ihrer Figur. Neben ihr hinterlässt "Männer, die auf Ziegen starren"-Star Ewan McGregor als vollkommen durchgeknallter Antagonist noch einen sehr bleibenden Eindruck, der offensichtlich auch Freude daran hat, hier mal vollkommen zu überzeichnen. Für Mary Elizabeth Winstead bleibt indes weniger Zeit, auch wenn sie ihre Szenen durchaus an sich reißt... stattdessen müssen wir mit dem Auftritt von Ella Jay Basco als Taschendiebin leben, die hier zwar nicht nervt, insgesamt aber dennoch etwas zu viel Aufmerksamkeit bekommt.

Fazit: "Birds of Prey" ist der Film, der "Suicide Squad" hätte sein sollen. Abgedrehte, optisch starke Action, eine famose Margot Robbie, viel Spaß und ein knackiger, runder Plot. Dieser zerfasert anfangs zwar recht harsch, findet später aber immer wieder seinen Boden. Ich wünsche mir somit mehr Abenteuer mit dieser schrägen Truppe.

Note: 3+





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