Morgan Freeman zählt auch heute noch zu den wohl wichtigsten, renommiertesten, talentiertesten und beliebtesten Schauspielern überhaupt. Auch mit Ende siebzig dreht Freeman weiterhin, als würde es nichts anderes für ihn geben und ist über Action-Blockbuster, leisen Dramen und lauten Komödien schon mal überall zu sehen gewesen. Den wirklichen Durchbruch feierte Freeman jedoch erst im Jahr 1989 mit der liebevollen Komödie "Miss Daisy und ihr Chauffeur". Zuvor hatte er zwar schon in vielen Filmen mitgewirkt, doch erst hier wurde ihm die wirkliche Aufmerksamkeit mit einem oscarnominierten Auftritt zuteil...
MISS DAISY UND IHR CHAUFFEUR
1948: Als die alte Witwe Daisy Werthan (Jessica Tandy) eines Morgens ihr Auto in einen Graben ihres Gartens fährt, beschließt ihr erwachsener Sohn Boolie (Dan Aykroyd), dass seine in die Jahre gekommene Mutter nicht mehr allein fahren sollte. Daher stellt er den schwarzen und ebenfalls verwitweten Hoke Coburn (Morgan Freeman) als ihren Chauffeur und Dienstmann ein, um ihr auf die alten Tage im Haushalt unter die Arme zu greifen. Doch Miss Daisy ist gar nicht zufrieden mit einem neuen Gesicht im Haus und wehrt sich mit stichelnden Kommentaren gegen Hoke... der jedoch mit ebenso kräftiger Freundlichkeit dagegenhält.
Mit vier Oscars bedacht (darunter bester Film), für fünf weitere nominiert... sowas liest sich immer ziemlich beeindruckend, da die Academy jedoch vor allem heutzutage relativ blind wählt und eher darauf ist, einen einzigen Film mit unzähligen Preisen zu bewerfen, wobei hunderte andere leer losgehen, sollte man solche Tatsachen mit Vorsicht ansehen. Auch "Miss Daisy und ihr Chauffeur" ist ein Film, der sicherlich gut unterhält, stellenweise lustig, an anderen Stellen melancholisch daherkommt, ob er nun aber diese Beweihräucherung verdient, darüber lässt sich streiten. Der Film macht es sich ziemlich einfach und spart schwierigere, heikle Themen ziemlich dreist aus, um sich den zwar schönen, aber dennoch leicht verträglicheren Themen und den frotzeligen Dialogen zwischen Daisy und Hoke zu widmen. So werden einzelne Todesfälle, das Verhältnis zwischen schwarz und weiß und die Verluste, die man in seinem Lebensabend machen muss, in Rekordtempo abgespult und hinterlassen dabei enttäuschend wenig Wirkung. Wirkungsvoll hingegen sind die sehr spaßigen Dialoge, in denen Morgan Freeman und Jessica Tandy humoristisch aufeinander losgelassen werden, wobei beide auf ihre Art die Sympathien des Publikums gewinnen. Wohin genau die anfänglichen Streitereien verlaufen, dass dürfte sich wohl jeder ausmalen können und dementsprechend vorherseh- und kalkulierbar ist der Film auch, der Weg dahin ist aber zumeist ein recht unterhaltsamer. Leider weiß man allerdings genau, welche Gefühle Regisseur Bruce Beresford beim Publikum auslösen möchte, was dem Ganzen einiges an Faszination und Spaß raubt. Deutlich wird dies in dem eigentlich schönen, aber viel zu laut über allen Szenen spielenden Soundtrack, der uns (ähnlich wie die eingespielten Lachsalven in diversen, amerikanischen Sitcoms) genau vorschreibt, was wir nun wann zu fühlen haben. Das tun heutige Komödien und Dramen zwar auch, doch wissen diese genau, dass sie es tun... dass ein hoch angesehener Film wie dieser mit den selben Mitteln spielt, dies noch nicht mal sonderlich herausragend macht und dafür von allen Seiten gelobt wird, ist schon etwas traurig und zeigt, wie sehr sich Kritiker von einzelnen Details blenden lassen. Geblendet wird man hier dann tatsächlich von den Schauspielern, die allesamt bravouröse Leistungen abliefern. Jessica Tandy erhilet hier, fünf Jahre vor ihrem Tod im Jahr 1994, zurecht den Oscar und Morgan Freemans zumindest nominierte Leistung ist mindestens ebenso stark. Ob aber nun Dan Aykroyd, der sicherlich gut, aber bestimmt nicht herausragend agiert, ebendfalls eine Nominierung verdient hat, ist wieder eine Sache, über die sich diskutieren lässt. "Miss Daisy und ihr Chauffeur" gerät so durch seine grandiosen Akteure, die in den wirklich schön geschriebenen Dialogen alles geben, sicherlich zu einem spaßigen Erlebnis, dahinter verbirgt sich dann jedoch eine recht blasse Komödie, die unterhält, dies jedoch auf einem durchschnittlichen Niveau.
Note: 3-
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