Nach dem Unfalltod eines Kollegen während einer Verfolgungsjagd über die Dächer von San Francisco ist der ehemalige Polizist John Ferguson (James Stewart) pensioniert und hat mit einem Trauma sowie enormer Höhenangst zu kämpfen. Zu dieser Zeit erhält er von seinem alten Schulfreund Gavin Elster (Tom Helmore) den Auftrag, dessen Ehefrau Madeleine (Kim Novak) zu beschatten - er glaubt, sie sei von einer Toten besessen. Ferguson nimmt den Auftrag skeptisch an und entdeckt schon bald seltsame Verhaltensmuster in Madeleines Tagesablauf. Als sie sich offensichtlich mit Suizidabsicht in die Bucht von San Francisco wird, rettet Ferguson ihr Leben... und kommt seinem menschlichen Auftrag somit näher, als er zuvor wollte.
"Vertigo" war die letzte Zusammenarbeit zwischen dem legendären Regisseur Alfred Hitchcock und dem Studio Paramount - heute zählt der raffinierte Thriller nach einer Buchvorlage von Pierre Boileau und Thomas Narcejac zu Hitchcocks bedeutendsten Werken. Dabei wurde der Film bei seiner Premiere im Jahr 1958 nur gehemmt aufgenommen und war auch an den Kinokassen kein großer Erfolg. Mittlerweile steht "Vertigo" aber auf so ziemlich jeder Bestenliste... und auch wenn man sich den Film heute, über siebzig Jahre nach seiner Uraufführung, noch einmal oder, wie ich, nun zum ersten Mal ansieht, dann versteht man, wieso er solch einen Ruf hat.
Hitchcocks virtuose Inszenierung steht hier wieder über allem - er zeigt sich spielerischen Experimenten weiterhin nicht abgeneigt, erfand sogar eine Kameratechnik, die fortan als der "Vertigo"-Effekt bekannt sein sollte und die erschreckende Belastung durch Höhen thematisiert. Hier war der Meisterregisseur, der zwei Jahre später mit seinem ebenfalls bahnbrechenden "Psycho" wieder die Gunst des Publikums gewinnen sollte, seiner Zeit erneut voraus. Im Gegensatz zu früheren oder späteren Werken verzichtete er hier aber darauf, die Daumenschrauben immer stärker anzuziehen. Es gibt zwar ein hochspannendes Finale, über hundertachtundzwanzig Minuten nimmt er das Tempo aber auch immer wieder konsequent raus, um in einem spannenden Genre-Mix zu baden, der hier durchaus seinen Reiz hat: "Vertigo" beginnt als mysteriöser Krimi, geht als Thriller weiter und wandelt sich schließlich zu einer Art psychotischem Drama. Auf solcherlei Wendungen muss man sich einlassen - wenn man das tut, wird man jedoch brillant unterhalten.
Kleinere Schwächen sind auf die damalige Zeit zu schieben: So setzte sich Hitchcock für eine frühere Auflösung des großen Geheimnisses ein, was hier absolut richtig ist, sparte jedoch am Ende - "Vertigo" endet absolut abrupt und lässt uns auf dem Höhepunkt der Spannung ein wenig ratlos und unterwältigt zurück, wenn nur Sekunden nach der letzten großen, dramatischen Wendung schon das "Paramount"-Logo erscheint. Auch funktioniert ein ruhigerer Subplot rund um Fergusons platonische Freundin Midge Wood weniger gut, da ihm zu wenig Raum gegeben wird. Es braucht diesen Boden zwar, um immer wieder von dem Kriminalfall weg- und zu Fergusons Persönlichkeit zu lenken, die gerade im letzten Drittel noch einmal voll im Fokus steht, dennoch hätte es in dieser Form vielleicht etwas mehr Gewichtung gebraucht, um den Charakter der von Barbara Bel Geddes gespielten Midge etwas besser auszuloten.
Schauspielerisch erwies sich der 1997 verstorbene James Stewart jedoch erneut als absolutes Schwergewicht - Hitchcock und Stewart hatten zuvor bereits mehrfach miteinander gearbeitet und auch hier kitzelte der "Das Fenster zum Hof"-Regisseur alles aus dem Hollywood-Star heraus. Stewart gelingt es, besonders das persönliche und psychische Drama seiner Figur hervorragend auszuloten und in den gemeinsamen Szenen mit Kim Novak knistert es gar ganz gewaltig. Beiden ist es zu verdanken, dass "Vertigo" auch heute noch nicht nur als sehr cleverer Thriller funktioniert, sondern auch auf der menschlichen Ebene packende Geschichten erzählt, die zeitlos und somit für alle Generationen von Filmfans hinweg packend bleiben.
Fazit: "Vertigo" ist nicht Hitchcocks Bester, aber es war ein verdammt großer Wurf innerhalb seiner Goldenen Ära. Ein spannender Thriller, verpackt in dramatische Elemente unter dem Deckmantel des Krimis, der besonders durch das elektrisierende Zusammenspiel von Novak und Stewart sowie die brillante Inszenierung besticht.
Note: 2-
"Vertigo" war die letzte Zusammenarbeit zwischen dem legendären Regisseur Alfred Hitchcock und dem Studio Paramount - heute zählt der raffinierte Thriller nach einer Buchvorlage von Pierre Boileau und Thomas Narcejac zu Hitchcocks bedeutendsten Werken. Dabei wurde der Film bei seiner Premiere im Jahr 1958 nur gehemmt aufgenommen und war auch an den Kinokassen kein großer Erfolg. Mittlerweile steht "Vertigo" aber auf so ziemlich jeder Bestenliste... und auch wenn man sich den Film heute, über siebzig Jahre nach seiner Uraufführung, noch einmal oder, wie ich, nun zum ersten Mal ansieht, dann versteht man, wieso er solch einen Ruf hat.
Hitchcocks virtuose Inszenierung steht hier wieder über allem - er zeigt sich spielerischen Experimenten weiterhin nicht abgeneigt, erfand sogar eine Kameratechnik, die fortan als der "Vertigo"-Effekt bekannt sein sollte und die erschreckende Belastung durch Höhen thematisiert. Hier war der Meisterregisseur, der zwei Jahre später mit seinem ebenfalls bahnbrechenden "Psycho" wieder die Gunst des Publikums gewinnen sollte, seiner Zeit erneut voraus. Im Gegensatz zu früheren oder späteren Werken verzichtete er hier aber darauf, die Daumenschrauben immer stärker anzuziehen. Es gibt zwar ein hochspannendes Finale, über hundertachtundzwanzig Minuten nimmt er das Tempo aber auch immer wieder konsequent raus, um in einem spannenden Genre-Mix zu baden, der hier durchaus seinen Reiz hat: "Vertigo" beginnt als mysteriöser Krimi, geht als Thriller weiter und wandelt sich schließlich zu einer Art psychotischem Drama. Auf solcherlei Wendungen muss man sich einlassen - wenn man das tut, wird man jedoch brillant unterhalten.
Kleinere Schwächen sind auf die damalige Zeit zu schieben: So setzte sich Hitchcock für eine frühere Auflösung des großen Geheimnisses ein, was hier absolut richtig ist, sparte jedoch am Ende - "Vertigo" endet absolut abrupt und lässt uns auf dem Höhepunkt der Spannung ein wenig ratlos und unterwältigt zurück, wenn nur Sekunden nach der letzten großen, dramatischen Wendung schon das "Paramount"-Logo erscheint. Auch funktioniert ein ruhigerer Subplot rund um Fergusons platonische Freundin Midge Wood weniger gut, da ihm zu wenig Raum gegeben wird. Es braucht diesen Boden zwar, um immer wieder von dem Kriminalfall weg- und zu Fergusons Persönlichkeit zu lenken, die gerade im letzten Drittel noch einmal voll im Fokus steht, dennoch hätte es in dieser Form vielleicht etwas mehr Gewichtung gebraucht, um den Charakter der von Barbara Bel Geddes gespielten Midge etwas besser auszuloten.
Schauspielerisch erwies sich der 1997 verstorbene James Stewart jedoch erneut als absolutes Schwergewicht - Hitchcock und Stewart hatten zuvor bereits mehrfach miteinander gearbeitet und auch hier kitzelte der "Das Fenster zum Hof"-Regisseur alles aus dem Hollywood-Star heraus. Stewart gelingt es, besonders das persönliche und psychische Drama seiner Figur hervorragend auszuloten und in den gemeinsamen Szenen mit Kim Novak knistert es gar ganz gewaltig. Beiden ist es zu verdanken, dass "Vertigo" auch heute noch nicht nur als sehr cleverer Thriller funktioniert, sondern auch auf der menschlichen Ebene packende Geschichten erzählt, die zeitlos und somit für alle Generationen von Filmfans hinweg packend bleiben.
Fazit: "Vertigo" ist nicht Hitchcocks Bester, aber es war ein verdammt großer Wurf innerhalb seiner Goldenen Ära. Ein spannender Thriller, verpackt in dramatische Elemente unter dem Deckmantel des Krimis, der besonders durch das elektrisierende Zusammenspiel von Novak und Stewart sowie die brillante Inszenierung besticht.
Note: 2-
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