Direkt zum Hauptbereich

Cloud Atlas

Im Jahr 2321, über 100 Winter nach dem Untergang der uns bekannten Welt, sitzt der alte Ziegenhirte Zachry (Tom Hanks) am Lagerfeuer und erzählt Geschichten. Verbundene Geschichten aus vergangenen Zeiten und Epochen. Über einen kranken Seefahrer (Jim Sturgess) im Jahr 1849, der sich mit einem versteckten Sklaven (David Gyasi) anfreundet. Über einen verbitterten Verleger (Jim Broadbent) im Jahr 2012, der sich aus brutalen Geldschulden herauszuwinden versucht. Oder auch um eine Journalistin (Halle Berry) in den 70ern, die eine Verschwörung aufdeckt, die sie selbst ins Fadenkreuz eines kaltblütigen Killers (Hugo Weaving) bringt. All diese Menschen scheinen über die langen Zeiten miteinander verbunden zu sein... über das Schicksal, die Liebe und alles auf der Welt bekannte hinaus.

Um diese Romanverfilmung anzugehen, taten sich die Geschwister Wachowski mit "Das Parfum"-Regisseur Tom Tykwer zusammen - sechs verschiedene Geschichten tragen sie innerhalb von fast drei Stunden Laufzeit zusammen und wer da an welchem Plot wie beteiligt war, lässt sich leicht erkennen, sofern man die Handschrift der Regisseure durch ihre vorherigen Arbeiten kennt. Natürlich führt dies, bei so verschiedenen Regiestyles, auch zu einem nicht allzu runden Ergebnis. Nun war ein solches wohl auch nicht beabsichtigt, denn obwohl der Plot und die Werbemaschinerie von "Cloud Atlas" uns 2012 große Zusammenhänge aller Geschichten vorgaukeln wollte, so bekommen wir ein solches Gesamtbild nur auf sparsame Art und Weise geboten... und sicherlich nicht so episch und ausladend, wie sich das viele Zuschauer zuvor vorgestellt haben mögen.
Statt nämlich ein großes Netz um die einzelnen und sich in ihrer Tonart und Inszenierung enorm voneinander unterscheidenden Plots zu werfen, lässt man eben diese eher parallel nebeneinander herlaufen, ohne, dass es dabei viele Berühungspunkte gäbe. Es wird zwar immer wieder in pathetischen Phrasen davon gesprochen, dass sie alle verbunden sind... doch viel mehr, als dass die gleichen Schauspieler in anderen Rollen in allen diesen Geschichten auftreten und die Inszenierung die Szenenwechsel gekonnt vollführt, ist eben nicht drin. Das an sich muss ja nicht schlimm sein, denn ein solch bombastisches Werk wie "Cloud Atlas" könnte mit seinen ausladenden Ideen und verschiedensten Emotionen auch überzeugen, ohne dass gleich ein großer Hut über alles gestülpt wird, was wir hier sehen. Leider scheitert der Film aber auch auf dieser Ebene, da die verschiedenen Handlungen qualitativ arg schwanken.
So wirken einzelne Plots, wie die der dystopie-artigen Kriegshandlung einer anderen Welt, wesentlich stimmiger auserzählt als manch andere. So fühlt sich, obwohl im Humorbereich gelungen, die 2012-Geschichte rund um einen gar nicht mal so senilen Verleger, der in einem Altenheim eingesperrt wird, in seiner albernen Machart wie nachträglich hinzugeklappt an. Und auch das große Science-Fiction-Epos bleibt hier, obwohl es optisch ein wahrer Augenöffner ist, auf der reinen Handlungsebene nur ein laues Lüftchen. Prinzipiell haben fast alle dieser sechs Geschichten ihre Momente, doch wenn man es auf den Gesamtkontext bezieht, fallen einige dabei recht harsch ab, da sie weniger bravourös und leidenschaftlich inszeniert sind als die anderen.
Ein Fest ist es aber natürlich für die versammelte Starbesetzung, die sich hier dann gleich in mehreren, teils skurillen Rollen austoben darf. Herausragen tun dabei Tom Hanks und vor allem ein herrlich aufgelegter Jim Broadbent, der sich hier förmlich die Seele aus dem Leib spielt. Erinnerungswürdig agieren auch "Matrix"-Star Hugo Weaving, der aber vor allem eher, weil er hier Parts bekleidet, die so fern sind von seiner sonstigen Rollenauswahl, dass man nicht anders kann, als ihn zu bewundern - etwas, was in dieser Form auch auf "Mickey Blue Eyes"-Star Hugh Grant zutrifft, der insgesamt aber weniger zu tun bekommt als seine Kollegen. Wo Hanks, Halle Berry und Co. nämlich in fast jeder Geschichte eine tragende Rolle übernehmen, so bleiben Grant nur noch die kleineren Parts, die zwar ebenfalls ihre Momente haben, aber wesentlich weniger griffig sind. Loben muss man dabei aber natürlich auch die grandiose Arbeit der Maskenbildner, welche die bekannten Stars teils so dermaßen gut hinter Make-Up verstecken, dass sie kaum mehr wiederzuerkennen sind - wenn im Abspann jede ihrer Rollen aufgezeigt wird, ist das einer der größten Überraschungseffekte dieser ansonsten oftmals reichlich wirren 170 Minuten.

Fazit: "Cloud Atlas" ist ein gewagtes Produkt von schier unnachahmlicher Größe, dabei aber auch sehr wirr, zusammenhanglos und skurill. Der große "Aha"-Effekt verpufft dabei trotz Starbesetzung und brillanter Optik recht schnell und lässt den Zuschauer ahnungslos und unterwältigt zurück.

Note: 4





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...