Die Ehe von Nicole (Scarlett Johansson) und Charlie Barber (Adam Driver) scheint unwiderruflich zerbrochen, eine Trennung mit anschließender Scheidung wird bereits geplant. Ganz so leicht ist diese, von den horrenden Anwaltskosten einmal abgesehen, aber gar nicht zu vollziehen, haben sie doch auch ihren gemeinsamen Sohn Henry (Azhy Robertson) mit einzubeziehen. Beide wollen das Sorgerecht für Henry, weswegen sich die Anwälte beider Parteien, die spitzfindige Nora Fanshaw (Laura Dern) auf Nicoles Seite und der etwas zu gutmütige Bert Spitz (Alan Alda) auf Seiten Charlies, eine regelrechte Schlammschlacht liefern. Und in dieser vergessen Nicole und Charlie nicht nur, was ihr gemeinsames Leben einst ausgemacht hat... sondern auch, wie es dazu kommen konnte, dass sie sich überhaupt einmal geliebt haben.
Scarlett Johansson ist gleich zweimal im Rennen, wenn an diesem Sonntag die Oscars erneut vergeben werden - zum einen mit dem noch in den deutschen Kinos laufenden "Jojo Rabbit", den ich voraussichtlich aber wohl erst im Heimkino nachholen kann, und zum anderen mit dieser Netflix-Produktion, die wohl jetzt schon zum Besten gehört, was der Streaming-Dienst filmisch jemals abgeliefert hat. Wo sich große Produktionsstudios heutzutage immer mehr sorgen und deswegen kleineren Originalstoffe keine Bühne bieten, da schlägt Netflix einfach zu... und hat somit jetzt einen Kandidaten vorzuweisen, der nicht nur einfach für mehrere Goldstatuen ins Rennen geht, sondern eben auch in einigen Kategorien echte Chancen haben dürfte und das trotz großer Konkurrenz seitens "Joker", "1917" und "Once Upon A Time in Hollywood".
Echtes Schauspieler-Kino hat man hier unter der Regie von Noah Baumbach abgeliefert... und es ist kein Wohlfühl-Kino. Sicher, gerade in den feurigen Dialogen hat man immer wieder auch etwas zu lachen und die Schlammschlacht der beiden Anwaltsparteien ist, obwohl es dabei auch verbal richtig zur Sache geht, immer wieder für gelungene Gags gut. Das Comedy-Timing stimmt fast immer und dennoch gelingt es Baumbach, die tragische Grundstimmung der menschlichen Geschichte durch solcherlei Einwürfe nicht zu verraten. Es ist eher tragikomisch, wenn Charlie den Besuch einer ziemlich schläfrigen Gutachterin über sich ergehen lassen muss oder Laura Dern's Nora Fanshaw vor Gericht richtig auf den Tisch haut. Man lacht, aber niemals über die Figuren oder deren Dilemmata. Man ist ergriffen, wie Baumbach es hinbekommt, die skurillen Seiten eines solchen Streits aufzudecken und gar in den Fokus zu stellen, ohne dabei das echte Drama zu vernachlässigen. Und ein solches ist "Marriage Story" auch dann, wenn man mal lacht.
Tatsächlich fühlt man sich nämlich über die meiste Zeit nicht wohl und selbst in Sachen Humor geht es wesentlich böser und dringlicher zu, als man vorab meinen würde. Eine Scheidung ist nun mal keine schöne Sache, für keine der involvierten Parteien und Noah Baumbach unterschlägt dabei auch rein gar nichts. Von den finanziellen Nöten, der Psyche des unter der Trennung leidenden Kindes und der emotionalen Ausarbeitung der beiden Erwachsenen deckt er alles ab und trifft dabei gleichzeitig Herz und Magengrube - wenn sich Nicole und Charlie in einer absolut elektrisierenden Szene den Tod wünschen, dann fühlt man sich zugleich erschlagen und emotional aufgewühlt. Und am Ende rührt uns das Drama gar noch zu Tränen, ohne dabei allzu sensibel oder kalkuliert die sonstigen Klischees abzugreifen. "Marriage Story" ist dabei nicht manipulierend, sondern schlichtweg erschütternd ehrlich... und das macht diesen Film manchmal gar unerträglich schwermütig.
Das sorgt dann aber auch hin und wieder für einige Hänger und gerade im Mittelteil fehlt es dem Film dann doch etwas an Schwung - die Laufzeit von 140 Minuten wiegt hier doch etwas schwerer. Über solcherlei Längen kann der großartige Cast aber immer wieder elegant hinwegtäuschen. Gerade Scarlett Johansson und "BlacKkKlansman"-Star Adam Driver geben als (noch) verheiratetes Paar eine absolute Glanzvorstellung, die erschüttert und betrifft. In einer Nebenrolle darf sich auch Laura Dern Hoffnung auf einen Oscar machen: Ihre Leistung ist sicherlich mehr als beachtlich, beinahe noch beeindruckender empfand ich jedoch die Performance von "Blow"-Star Ray Liotta, der gerade in den Szenen vor Gericht, wenn er ein Argument der Gegenseite nach dem anderen förmlich zerreißt und plötzlich doch wieder einstecken muss (und auch dies mit Eleganz tut), absolut brilliert - wie gerne ich ihn öfters in solchen Rollen sehen würde, kann ich kaum beschreiben.
Fazit: "Marriage Story" ist ein schmerzhaftes Drama, welches uns auch zum Lachen bringt, im nächsten Moment aber wieder schwer schlucken lässt. Trotz einiger spürbarer Hänger treibt uns die Ehegeschichte von Nicole und Charlie, von Driver und Johansson brillant gespielt, immer wieder in die düsteren Ecken unserer Gefühle - kein schöner Film, aber ein ungemein intensiver.
Note: 2
Scarlett Johansson ist gleich zweimal im Rennen, wenn an diesem Sonntag die Oscars erneut vergeben werden - zum einen mit dem noch in den deutschen Kinos laufenden "Jojo Rabbit", den ich voraussichtlich aber wohl erst im Heimkino nachholen kann, und zum anderen mit dieser Netflix-Produktion, die wohl jetzt schon zum Besten gehört, was der Streaming-Dienst filmisch jemals abgeliefert hat. Wo sich große Produktionsstudios heutzutage immer mehr sorgen und deswegen kleineren Originalstoffe keine Bühne bieten, da schlägt Netflix einfach zu... und hat somit jetzt einen Kandidaten vorzuweisen, der nicht nur einfach für mehrere Goldstatuen ins Rennen geht, sondern eben auch in einigen Kategorien echte Chancen haben dürfte und das trotz großer Konkurrenz seitens "Joker", "1917" und "Once Upon A Time in Hollywood".
Echtes Schauspieler-Kino hat man hier unter der Regie von Noah Baumbach abgeliefert... und es ist kein Wohlfühl-Kino. Sicher, gerade in den feurigen Dialogen hat man immer wieder auch etwas zu lachen und die Schlammschlacht der beiden Anwaltsparteien ist, obwohl es dabei auch verbal richtig zur Sache geht, immer wieder für gelungene Gags gut. Das Comedy-Timing stimmt fast immer und dennoch gelingt es Baumbach, die tragische Grundstimmung der menschlichen Geschichte durch solcherlei Einwürfe nicht zu verraten. Es ist eher tragikomisch, wenn Charlie den Besuch einer ziemlich schläfrigen Gutachterin über sich ergehen lassen muss oder Laura Dern's Nora Fanshaw vor Gericht richtig auf den Tisch haut. Man lacht, aber niemals über die Figuren oder deren Dilemmata. Man ist ergriffen, wie Baumbach es hinbekommt, die skurillen Seiten eines solchen Streits aufzudecken und gar in den Fokus zu stellen, ohne dabei das echte Drama zu vernachlässigen. Und ein solches ist "Marriage Story" auch dann, wenn man mal lacht.
Tatsächlich fühlt man sich nämlich über die meiste Zeit nicht wohl und selbst in Sachen Humor geht es wesentlich böser und dringlicher zu, als man vorab meinen würde. Eine Scheidung ist nun mal keine schöne Sache, für keine der involvierten Parteien und Noah Baumbach unterschlägt dabei auch rein gar nichts. Von den finanziellen Nöten, der Psyche des unter der Trennung leidenden Kindes und der emotionalen Ausarbeitung der beiden Erwachsenen deckt er alles ab und trifft dabei gleichzeitig Herz und Magengrube - wenn sich Nicole und Charlie in einer absolut elektrisierenden Szene den Tod wünschen, dann fühlt man sich zugleich erschlagen und emotional aufgewühlt. Und am Ende rührt uns das Drama gar noch zu Tränen, ohne dabei allzu sensibel oder kalkuliert die sonstigen Klischees abzugreifen. "Marriage Story" ist dabei nicht manipulierend, sondern schlichtweg erschütternd ehrlich... und das macht diesen Film manchmal gar unerträglich schwermütig.
Das sorgt dann aber auch hin und wieder für einige Hänger und gerade im Mittelteil fehlt es dem Film dann doch etwas an Schwung - die Laufzeit von 140 Minuten wiegt hier doch etwas schwerer. Über solcherlei Längen kann der großartige Cast aber immer wieder elegant hinwegtäuschen. Gerade Scarlett Johansson und "BlacKkKlansman"-Star Adam Driver geben als (noch) verheiratetes Paar eine absolute Glanzvorstellung, die erschüttert und betrifft. In einer Nebenrolle darf sich auch Laura Dern Hoffnung auf einen Oscar machen: Ihre Leistung ist sicherlich mehr als beachtlich, beinahe noch beeindruckender empfand ich jedoch die Performance von "Blow"-Star Ray Liotta, der gerade in den Szenen vor Gericht, wenn er ein Argument der Gegenseite nach dem anderen förmlich zerreißt und plötzlich doch wieder einstecken muss (und auch dies mit Eleganz tut), absolut brilliert - wie gerne ich ihn öfters in solchen Rollen sehen würde, kann ich kaum beschreiben.
Fazit: "Marriage Story" ist ein schmerzhaftes Drama, welches uns auch zum Lachen bringt, im nächsten Moment aber wieder schwer schlucken lässt. Trotz einiger spürbarer Hänger treibt uns die Ehegeschichte von Nicole und Charlie, von Driver und Johansson brillant gespielt, immer wieder in die düsteren Ecken unserer Gefühle - kein schöner Film, aber ein ungemein intensiver.
Note: 2
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