James Cameron hat das Kino auf seine eigene Art und Weise revolutioniert. Kaum ein anderer könnte es sich wohl erlauben, nach dem Erschaffen des weltweit erfolgreichsten Filmes aller Zeiten zwölf Jahre bis zum nächsten Werk verstreichen zu lassen... und mit diesem seine eigenen All-Time-Records zu pulverisieren. Und auch in Sachen Qualität hat Cameron mit "Titanic", "Avatar" und "Terminator 2" unbestreitbare Meisterwerke erschaffen, wobei sich sein Film "Abyss" aus dem Jahr 1989 leider nicht gut eingliedern kann, da es der Story an Substanz mangelt.
THE ABYSS
Ein Militär-U-Boot stößt in den dunklen Tiefen des Meeres auf etwas Unbekanntes. Es kommt zu einer Kollision mit einer Felswand, alle Insassen sterben. Die tauchbare Bohrplattform "Rig", welche von Virgil Brigman (Ec Harris) angeführt wird, soll für die anrückende Navy als Station dienen, damit diese in dem Wrack forschen können. Dabei kommt es jedoch zu einem Unglück und die komplette Plattform stürzt mit sämtlichen Insassen in eine Felsspalte, in die tiefsten Tiefen des Meeres. Dort macht die Crew, unter welcher sich auch Virgils Ex-Frau Lindsey (Mary Elizabeth Mastrantonio), die zugleich die Chefkonstrukteurin der "Rig" ist, eine unglaubliche Entdeckung...
Oberflächlich gesehen ist "Abyss" eigentlich ein guter Film. Er hält einigermaßen bei der Stange, ist in passenden Abständen immer wieder sehr spannend und besonders von technischer Seite aus brillant gemacht. Dies sind aber, wie wir alle wissen, sowieso James Camerons beste Seiten, hat er doch tricktechnisch das Kino bereits mehrfach auf beeindruckende Art und Weise revolutioniert. Auch heute noch sehen die Effekte hier ziemlich beeindruckend aus... und das will doch etwas heißen, wenn diese bald schon dreißig Jahre auf dem Buckel haben. Erst im doch recht effekthascherischen Finale sind die Tricks und Kniffe, mit denen gearbeitet wurde, leicht als solche zu enttarnen, zuvor haben wir einen cleveren und optisch schönen Mix aus Handwerk und visuellen Effekten gesehen, was sehr harmonisch wirkt, besonders in Kombination mit dem starken Soundtrack. Auch die Geschichte an sich ist sehr interessant, aber hier kommen wir schon zu den ersten Knackpunkten. Denn so gut Cameron hier anfängt, desto mehr verstrickt er sich mit der Zeit. Für eine Länge von 160 Minuten (in der Extended Edition) hat "Abyss" schlichtweg viel zu wenig zu erzählen und die Laufzeit zeugt nicht von einer epischen Weise des Storytellings, sondern von einer doch recht schleppend verlaufenden Erzählung. Was genau Cameron uns sagen möchte, das bleibt bis zum Ende relativ schwammig und auch als bloßer Blockbuster funktioniert der Film nicht vollständig, da doch immer wieder Längen den Fluss erheblich stören, mal ganz davon abgesehen, dass die Story nun auch nicht wahnsinnig originell daherkommt. Wie im zwanzig Jahre später erschienenen "Avatar" besteht die Bedrohung nicht aus den seltsamen Wesen, auf welche die Crew am Meeresgrund trifft, sondern aus dem Menschen an sich... leider macht man hier zu wenig aus der Prämisse und setzt einzig auf einige wirkungsvolle, aber nicht wirklich tiefe Thriller-Sequenzen. Von den seltsamen Wesen selbst bekommen wir wenig zu sehen, was zwar gut ist, da ihre raren Auftritte somit eine Art "Spezial-Aha-Effekt" haben, übertüncht kann dies mit den menschlichen Geschichten aber nicht, da die Backgroundstorys der Protagonisten reichlich blass bleiben. Da können auch die Schauspieler angesichts der schwachen Dialoge wenig reißen, einzig Ed Harris gibt seinem eindimensionalen Charakter so etwas wie eine Persönlichkeit, während Mary Elizabeth Mastrantonio bereits nach kurzer Zeit furchtbar nervt. Das ist dann alles nicht wirklich schlecht, im Vergleich zu Camerons anderen Blockbustern aber doch nicht eine, sondern sogar zwei oder drei Spuren schlechter und leerer. Ein Meisterwerk ist "Abyss", trotz tricktechnischer Brillanz und vielen sehr interessanten Ansätzen, also sicherlich nicht.
Note: 3-
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