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Die drei Musketiere (2011)

Es ist schon seit vielen Jahren im Filmgeschäft gang und gebe, ältere Kultklassiker im modernen Blockbuster-Kino neu aufleben zu lassen. Die Sterne für eine Neuverfilmung von "Die drei Musketiere" standen auch vorerst ziemlich gut. Eine glanzvolle Besetzung, prachtvolle Sets, starke Action... aber der Regisseur Paul W.S. Anderson steht ja nun eigentlich eher für ziemlich miese Kost. Immerhin ist ihm mit diesem Werk aber ein sehr solider, wenn auch substanzloser Blockbuster gelungen.

DIE DREI MUSKETIERE


Athos (Matthew MacFadyen), Porthos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans), besser bekannt als "Die drei Musketiere", sind seit einem schweren Verrat aus den eigenen Reihen nicht mehr zusammen aktiv gewesen und fristen ein eher langweiliges Dasein in Paris. Dort begegnen sie eines Tages dem stürmischen Raufbold D'Artagnan (Logan Lerman), welcher sich der Truppe anschließen möchte. Dies kommt gelegen, da politische Verwirrungen einen Krieg wahrscheinlich machen: Der intrigante Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) plant gemeinsam mit der Attentäterin Milady (Milla Jovovich) ein Komplott, welches den Frieden in Europa in Gefahr bringt...

Eigentlich gibt es an dieser Neuverfilmung gar nicht so viel auszusetzen. So schlecht, wie ihn die teilweise erbarmungslosen Kritiken nämlich machen, ist er ganz sicher nicht. Natürlich, das ist Kino ohne Tiefen, mit sehr überzogener Action, nicht immer ganz ausgereiften Effekten und ohne wirkliche Spannung, von Substanz oder Anspruch mag man hier gar nicht sprechen. Das ist aber vielleicht auch mal gut so, denn zu viel Komplexität und Ernsthaftigkeit hätte dem Werk vielleicht den Unterhaltungsfaktor gekostet, welches dieses definitiv innehat. Mit einem guten Gespür für Timing und Optik macht sich der Film daran, ohne großartige Verschnaufpausen den Bildschirm zum Beben zu bringen und das gelingt. Neben einem harmlosen, aber dennoch überraschend hohen Gag-Quotienten gefallen hier besonders die Actionszenen. Filmfans, welche auf zeitliche Genauigkeit und geschichtliche Logik irgendeinen Wert legen, werden schnell genervt den Kopf schütteln, alle anderen bekommen mit spektakulären (Luft)schiffschlachten, flotten Degenkämpfen und einer Masse an Explosionen und Zerstörung aber so viel fürs Auge geboten, dass sich die Frage nach einem näheren Hinterfragen dieses storytechnischen Unsinns gar nicht stellt. Über die massiven Logiklöcher denkt man besser nicht nach, so hat man doch viel mehr Spaß. Die Charaktere sind sympathisch, sogar die kleine, aber feine Liebesgeschichte zwischen D'Artagnan und Constance entwickelt, trotz ihrer Vorhersehbarkeit, ein gewisses Feuer. Nichts ist hier in irgendeiner Weise originell, aber es macht immerhin auch mal Freude, zu alten Gewohnheiten zurückzukehren, wo die Bösen nur böse und die Guten nur strahlende Helden sind, wo ständig blöde Sprüche geklopft werden und die Sidekicks nur dazu da sind, ein paar Phrasen zu dreschen und die Hauptfiguren gut aussehen zu lassen. Warum denn nicht? Auch die Akteure haben dies wohl erkannt, denn allesamt scheinen eine schiere Freude am Chargieren zu haben. Während einzig Luke Evans von den Hauptprotagonisten etwas zurückbleibt (da ihm das Skript auch kaum Möglichkeiten bietet, mehr herauszustechen), sind Ray Stevenson, Matthew MacFadyen und Logan Lerman als einseitige, aber sehr sympathische Helden mit so viel Spaß bei der Sache, dass man ihnen gerne auf dem Abenteuer folgt. Noch stärker agieren Christoph Waltz, Milla Jovovich und Orlando Bloom mit süffisantem Bösewicht-Spielereien und Ausstechereien auf der Seite der Feinde... wobei einzig Bloom etwas enttäuscht, was weniger an seinem Spiel als an seiner Rolle liegt, da er nicht den Bösewicht verkörpert, den man sich endlich mal von ihm gewünscht hätte. Aber macht nix, der Film ist sehr unterhaltsam, schnell vergessen und man verpasst immerhin eine Menge Spaß, wenn man sich von den Kritiken vergraulen lässt. Und das ist doch schon mal eine Überraschung.

Note: 3+


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