"Apocalypse Now" ist wohl das Beispiel der Filmgeschichte für eine katastrophale Entstehung. Ein Sturm zerstörte das Set, der Hauptdarsteller erlitt einen Herzinfarkt, Marlon Brando erschien übergewichtig und eigentlich ungeeignet am Set und durch all die kleinen und großen Vorkommnisse wurden aus geplanten vier Monaten Dreh ganze sechzehn, weswegen Regisseur Francis Ford Coppola alle Risiken einging und den Film zu einem Großteil finanizell mitstemmte. Das hätte kollossal in die Hose gehen können, aber die Geschichte ist bekannt: Sein Anti-Vietnamkriegsfilm avancierte zu einem der größten Klassiker des Genres.
APOCALYPSE NOW - REDUX
Captain Willard (Martin Sheen) hat schon mehrfach im Krieg gedient und steht daher neben sich. Er betet für einen neuen Auftrag, damit er zurück in die Schlacht kann, während vor seinen Fenstern der Vietnamkrieg tobt. Schließlich wird er dazu aufgefordert, im kambodschanischen Dschungel den verrückt gewordenen Lieutnant Kurtz (Marlon Brando) zu finden und zu liquidieren. Dieser hat sich tief in der Wildnis bei den Eingeborenen verschanzt und stellt eine Gefahr für sich und die Soldaten da. Gemeinsam mit einem kleinen Trupp befährt Willard den Fluss über viele, viele Kilometer, tief hinein ins Herz des Bösen...
2001 brachte Coppola, der bereits viele Jahre keinen sonderlich angesehenen Film mehr zustande gebracht hatte, sein Werk "Apocalypse Now" als fünfzig Minuten längere und digital überarbeitete Version erneut in die Kinos. Die Kritiker waren sich einig, dass dies die einzig wahrte Version des Klassikers sei und man danach das zweieinhalbstündige Original kaum mehr sehen brauchte. Ich kenne ausschließlich die gefeierte Redux-Version und war anfangs ähnlich begeistert. Coppola beschreibt den Vietnamkrieg in eindrücklichen Bildern, nimmt sich keine Meinung wirklich heraus, sondern zeigt nur wie es war. Das wirkt ungemein realistisch, echt und hinterlässt jede Menghe Eindruck. Mit grandiosen Kamerafahrten, starker Effekte und gigantischen Sets lässt er einen Krieg aufleben, in welchem wir uns mittendrin fühlen, indem nichts glattgebügelt wird und die Spannung, auch dank sympathischer, lebensechter Charaktere, denen wir gerne folgen und um die wir uns sorgen, ungeahnte Höhen erreicht. Anderthalb Stunden lang sehen wir hier sicher kein Meisterwerk, aber einen sehr gut inszenierten und vortrefflich gespielten Kriegsfilm, der sich nicht auf die grandiose Action, sondern auf die Figuren konzentriert, die drohen, bei all den Leichen, all dem Tod, all dem "Grauen" den Verstand zu verlieren und dies teilweise später auch tun. Coppola muss nicht zwanghaft eine Tiefgründigkeit erschaffen, sie ist einfach da und das macht den Film so fesselnd, so flott, so eindrücklich. Später verliert der Film jedoch merklich an Tempo und zumindest mich haben die späteren, zwar grandios geschriebenen, aber doch irgendwie ziellosen Monologe irgendwann ermüdet. Eine gute halbe Stunde verbringt Coppola mit einer Diskussion, in welcher die überlebenden Soldaten mit Franzosen am Tisch sitzen... etwas handlungstragendes kommt dabei nicht herum, aber man hat wieder ein paar Eckpunkte abgegrast. Dies wird in der zweiten Hälfte dann gerne immer öfter getan, wenn sich in langen und langwierigen Dialogen Einzelheiten gewidmet wird, die für viele Zuschauer interessant sein dürften, die mich jedoch in all ihrer Metatextualität kalt ließen. Ich habe keinerlei Action vermisst, mir war der Film während der letzten anderthalb Stunden nur einfach gründlich zu lang und besonders das Finale, in welchem ein grandioser Marlon Brando auftritt, hat inhaltlich wenig zu bieten, dauert dennoch aber beinahe eine geschlagene Stunde. Was die Fans darin sehen, kann ich nachvollziehen, ich kann es nur nicht teilen, denn ich habe mich, so angetan ich zuvor noch war, nur recht mühselig, streckenweise sogar gelangweilt durch "Apocalypse Now" geschleppt und mich dabei immer wieder gefragt, was Coppola mir damit wohl sagen wollte, in dem er sämtliche Textpassagen so auswalzt. Vorher haben die kleinen Abstecher an Land Spaß gemacht, da sie die Charaktere thematisierten und dem Zuschauer näherbrachten, wer sie sind, später ging dieser Reiz in Schwere und bedeutungsschwangeren Texten verloren. Ein recht sperriges Werk, welches besonders von Sheen und Brando sowie von großen Namen wie Dennis Hopper, Laurence Fishburne und ganz speziell Robert Duvall fantastisch gespielt ist, dabei aber viele Zuschauer vor den Kopf stoßen dürfte. Ein Film, den man gesehen haben muss. Aber ich weiß nicht genau, wieso.
Note: 3-
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