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Vom Winde verweht

Fragt man nach den größten, bekanntesten, beliebtesten, unvergesslichsten Klassikern der Filmgeschichte, können sich viele Titel einbrennen. "Psycho", "Casablanca" oder "Citizen Kane" möglicherweise, aus aktueller Sicht sicherlich auch die "Herr der Ringe"-Trilogie, "Titanic" und "Star Wars". Niemand wird jedoch je "Vom Winde verweht" vergessen, inflationsbereinigt noch heute der erfolgreichste Film aller Zeiten, ein Epos sondergleichen, welches bis heute noch sämtliche Zuschauer in Verzückung versetzt. Was für ein Film!

VOM WINDE VERWEHT


Im Jahr 1861 schwärmt die junge Scarlett O'Hara (Vivien Leigh) kurz vor dem Beginn des Sezessionskrieges für den edlen Ashley Wilkes (Leslie Howard). Dieser steht jedoch kurz davor, seine Cousine Melanie Hamilton (Olivia de Havilland) zu heiraten, was Scarlett in tiefe Trauer stürzt. Während eines Festes im Hause Wilkes lernt sie den charmanten, aber auch äußerst direkten und ungehobelten Kriegshelden Rhett Butler (Clark Gable) kennen. Dieser verliebt sich sofort in die störrische Frau, was von dieser jedoch nicht erwidert wird. Dann bricht der Krieg aus und Ashley zieht in den Kampf...

Dies ist natürlich nur der Aufhänger zu einer Geschichte, welche als Film beinahe vier Stunden lang geht und so viel zu erzählen hat, dass man es heute wohl nur noch als aufwendige TV-Serie produzieren würde, um sich den einzelnen Handlungssträngen besser widmen zu können. Damals machte man noch einen ganzen Film daraus und Regisseur Viktor Fleming ließ nichts zu, was seinem Traumprojekt im Weg stehen konnte. Herausgekommen ist ein Meisterwerk, welches auch heute noch nichts von seinem Reiz verloren hat. Natürlich ist das Ding unglaublich lang und in seiner ausufernden Erzählung fehlt es immer wieder mal an Tempo... aber dies war damals eben der Zeitgeist und eigentlich lässt sich kaum sagen, welche der vielen Episoden man hätte streichen können, der Film und die Charaktere brauchen sie alle. Fleming bestand auf die Besetzung von Clark Gable und lieferte Filmfans dabei eine grandiose Darstellung... ebenso wie die brillanten Vivien Leigh, Olivia de Havilland, Hattie McDaniel und Leslie Howard. "Vom Winde verweht" ist ein Epos, welches viele Ausflüchte zur Seite macht und sich den einzelnen Geschichten der Protagonisten sehr ausführlich widmet, dabei nimmt der Erzählrahmen gar viele Jahre ein, verfolgt das Leben von Scarlett O'Hara von jungen Jahren bis hin über verschiedene Ehen und die Gründung einer Familie. Dies wird mit unglaublich kraftvollen Bildern, einer sagenhaften Detailvielfalt und einem fantastischen Soundtrack erzählt, welcher einen mit seinem Titelthema noch Tage nach Ende des Films verfolgen wird... was für wunderbare Melodien. "Vom Winde verweht" war seiner Zeit damals schon weit voraus, welches man besonders an der Produktion bemerkt. Denn wo die Erzählung in Sachen Familienehre, Frauenpositionen und Sklaverei immer wieder arg harsch und am Rande des Rassismus steckenbleibt (auch wenn man hier bereits weiter war als andere Produktionen der gleichen Zeit), ist der Aufwand bei Ausstattung, Sets und Kostümen auch heute noch beispiellos. Ein einheitlicher Stil, welcher sich in den fantastischen Dialogen und besonders im Gefühl wiederspiegelt. Natürlich ist der Film kitschig, aber das muss so sein, hier geht es eben um menschliche Beziehungen, die so dramatisch, so tiefgreifend sind, dass man dies dicker auftragen sollte... besonders zu jener Zeit. Darüber hinaus erzählt der Film aber nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern regt uns mit anderen Themen zum Denken an. Krieg, Familie, Neid, Hass, Verlust, Tod, Rassismus. Auch wenn er sich nicht all diesen Themen mit gewünschter Ausführlichkeit widmen kann (denn die Laufzeit ist ja so wirklich schon lang genug und fordert viel Durchhhaltevermögen und Sitzfleisch), so geht er mit diesem kraftvollen Mix sehr gut um und vergisst dabei seine Figuren nie. Ein zeitloses Werk, welches sicherlich nicht einfach zu schauen ist, aber kaum Staub angesetzt hat. Gefühlvoll, tief, wunderbar.

Note: 2




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