Direkt zum Hauptbereich

7 Zwerge - Männer allein im Wald

Das konnte doch eigentlich nichts werden. Die damals irgendwie unterhaltsamen, heute aber größtenteils schrecklich unlustigen und ihren Zenit längst überschrittenen, deutschen Blödel-Comedians vereint in einem Film, welcher eine Parodie auf das altbekannte, tausendfach erzählte Märchen "Schneewittchen" darstellt. Ich war zwölf, als der Film damals rauskam und habe mich köstlich amüsiert. Doch mein Humor ist innerhalb der letzten elf Jahre natürlich auch erwachsener geworden und ich erwartete bei der Wiedersicht eine Pleite. Überraschenderweise wurde ich aber erstaunlich gut unterhalten.

7 ZWERGE


Sieben Männer haben vor mehreren Jahren eine Zwergengemeinschaft im finsteren Unterwald gegründet. Sie alle wurden von Frauen schwer enttäuscht und leben deshalb fern vom anderen Geschlecht, allein und zufrieden. Doch eines Tages begegnet Bubi (Otto Waalkes) im Wald einer Frau... und wenig später stößt das von der bösen Königin (Nina Hagen) wegen ihrer Schönheit verfolgten Schneewittchen (Cosma Shiva Hagen) zu dem Männertrupp. Sechs der Zwerge sind von dem fremden Wesen ganz hin und weg, doch Anführer Brummboss (Heinz Hoenig) hegt Zweifel...

Natürlich ist dies hier keine anspruchsvolle Komödie. Ähnlich wie in Bully Herbigs "Schuh des Manitu" wird hier in Sachen Gags mit dem Holzhammer zugeschlagen und dies auch noch deutlich heftiger und offensichtlicher als bei dem großen Vorbild. Die hier aufgestellte Comedian-Garde macht dann auch nicht mehr als die alten Kalauer abzuspulen, für welche wir sie sowieso kennen und wer die ganzen Recken nicht bereits in den xten Shows a la "Schillerstraße" oder "Die dreisten Drei" lustig fand, der wird hier nicht bekehrt. Somit hängt die Gagquote auch immer stark davon ab, welcher Comedy-Star hier gerade seine Momente hat. Wenn Leute wie Norbert Heisterkamp, Ralf Schmitz oder der wirklich furchtbar unlustige Markus Majowski im Mittelpunkt stehen, bleiben die angepeilten Lacher aus und es wird stellenweise gar furchtbar peinlich. Aber da (fast) jeder des sehr großen und farbenfrohen Casts immer wieder mal für ein paar Lacher verantwortlich zeigt, gibt es doch erstaunlich viel zu Schmunzeln, auch wenn das ntaürlich alles vollkommen blöde ist. Die Witze sind albern, stellenweise arg vorhersehbar und ziemlich kindisch... aber Regisseur Sven Unterwaldt verpackt diese mit einem solchen Charme und einem guten Gespür für Timing, dass man ihm da kaum böse sein kann. Ab und an gibt es dann richtige Höhenflieger und sehr laute Lacher, womit man einfach nur sagen kann, dass "7 Zwerge" einfach Spaß macht. Man merkt allen Beteiligten auch die Freude an dem Projekt an, denn auch wenn sie sicher nicht alle Rohrkrepierer retten können, so bemühen sie sich immerhin stattlich und sorgen dafür, dass der Zuschauer zumindest immer wieder grinst. Auch in Sachen Ausstattung muss man Lob zollen, denn obwohl dies alles schon sehr billig und klar nach Studio aussieht, ist es einfach furchtbar charmant... und "7 Zwerge" hätte mit seiner absurden, aber irgendwie doch niedlichen Story in einer glatten Blockbuster-Optik wohl auch kaum funktioniert. So steht den abliefernden Comedians, die hier einen Joke nach dem anderen raushauen und damit immer wieder erstaunlich viel Erfolg haben, nichts im Wege und man kann sich voll auf die wirklich überzeugenden Gag-Lieferanten konzentrieren. Während Bully-Buddy Christian Tramitz dabei leider als Jäger erstaunlich wenig zu tun hat und auch Otto Waalkes schon bald kaum mehr auffällt, sind es besonders der vollkommen abdrehende Mirco Nontschwe, eine erstaunlich präsente Cosma Shiva Hagen, ein herrlich selbstironischer Atze Schröder, eine überdrehte Nina Hagen, die Armada an gelungenen Gastauftritten (unter anderem Helge Schneider und Harald Schmidt) und ein herausstechender, weil minimalistisch genialer Boris Aljinovic als Miesmuffel Cloudy. Wie gesagt, sicher kein Comedy-Gold, aber ein sehr sympathisches Stück Film, welches überraschenderweise auch heute noch funktioniert und einige Lacher bietet... und das obwohl ich einen Großteil der Comedians heute kaum mehr sehen mag.

Note: 3+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid