Das Found-Footage-Genre hat sich langsam totgeritten. Nach dem xten "Paranormal Activity"-Film und zahlreichen Nachahmern der berühmten Handkamerafilmchen sitzen die Schocks nur noch selten und besonders oder originell sind diese schon lange nicht mehr. Es war also Zeit für die nächste, große Idee im Horrorbereich und auch wenn man bezweifeln darf, dass der Stil von "Unknown User" (falls es dann überhaupt so weit kommen wird) etliche Nachfolger finden wird, ist dieser immerhin reizvoll und clever genug, um das Interesse zu wecken...
UNKNOWN USER
Ein Jahr ist es her, seit sich die Schülerin Laura Barns (Heather Sossamon) das Leben nahm, nachdem Bekannte ein Video eines Alkoholabsturzes von ihr im Internet posteten, wonach sie schweres Mobbing ertragen musste. An diesem Jahrestag treffen sich sechs Freunde in einem Skype-Chat, ganz alltäglich. Doch als sich ein fremder User dem Videochat zuschaltet, der sich per Textnachricht als die verstorbene Laura ausgibt, hat der Spaß schnell ein Ende. Der Nutzer zwingt die Freunde zu einem tödlichen Spiel, in welchem sie ihre schrecklichsten Geheimnisse ans Licht bringen müssen...
Der komplette Film spielt sich auf dem Desktop-Bildschirm von Blaire, einem der sechs Teenies, die hier im Videochat zusammenkommen, ab. In dieser Form gab es so etwas auch noch nie und der Film zieht das Stilmittel über seine komplette Laufzeit durch und bedient sich dabei unseren alltäglichen, sozialen Netzwerken, um richtig Schwung in die Sache zu bringen. Über Skype, Facebook, YouTube, Google und Instagram führt die Gruselreise, welche die sechs "Opfer" schon bald an den Rand des Wahnsinns bringt. Dabei nutzt "Unknown User" die Plattformen nicht als schnöde Gimmicks, sondern führt durch sie stets die zwar an sich recht unoriginelle, aber spannende Geschichte weiter. Mit 82 Minuten ist der Horrorstreifen sehr knapp geraten, hätte aber tatsächlich kaum länger laufen dürfen, da sich der hübsche, originelle Stil im Mittelteil kurz abzunutzen beginnt und das Tempo zeitweilig verloren geht. Es ist daher auch nicht anzunehmen, dass "Unknown User" dadurch die nächste Tür im Horror-Genre aufgeschlagen hat, für einen einzigen Film funktioniert dies aber sehr ordentlich und hat auch einige schöne Ideen parat. Für Herrschaften des älteren Semesters, die sich mit all diesen Programmen und Netzwerken jedoch nicht auskennen, dürfte schon bald eine Überforderung eintreten, denn viele von ihnen werden gleichzeitig genutzt, sodass man sich schon mit ihnen auskennen sollte, um noch vollkommen durchzublicken. Die Geschichte selbst verwirrt hingegen keineswegs, hält kaum wirkliche Überraschungen bereit, hält aber bei der Stange... wobei natürlich besonders mit dem "Wer ist der nächste"-Spiel hervorragend umgegangen wird. Vermisst habe ich jedoch wirklich tiefgehende Schockeffekte, denn außer ein paar kleinen Zusammenzuckern war nichts dabei, was wirklich erschreckt, da sins Horror-Fans bereits wahrlich anders gewöhnt. Erschreckend ist nur die Entscheidung der FSK-Freigabe, den Film in Deutschland ab 12 Jahren freizugeben, denn dafür ist das Werk dann an einigen Stellen wirklich zu krass, sowohl was den Einsatz von Blut als auch von Obszinitäten angeht. Sollte diese Freigabe ein Wink mit dem Zaunpfahl für die "Kleinen" sein, sich von solchen Netzwerken eher fernzuhalten, so dürfte ein kleines Trauma eher erreicht werden. Unter fünfzehn Jahren sollte sich dies jedenfalls besser keiner geben. Die unbekannten Jungschauspieler agieren überzeugend und in ihren eingeschränkten Möglichkeiten und innerhalb des Genres filtert jeder seine Momente heraus... mit einigen Klischees muss man dabei natürlich ebenso leben wie mit einigen recht ungewöhnlichen, aber durchaus passenden und wirkungsvollen Momenten. Nach einem intensiven Finale hat man dann also einen sehr spannenden, originellen, wenn auch nicht wirklich schockigen Film gesehen, der unterhält und mitreißt, allerdings kaum einen neuen Genre-Maßstab setzt. Für wohlige Grusel-Unterhaltung sorgt "Unknown User" jedoch mit frischen Ideen und einem guten Maß an Suspense.
Note: 3
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