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Die Lincoln Verschwörung

Gerade rund um Präsident Lincoln sind in den letzten Jahren ja erstaunlich viele Filme in den unterschiedlichsten Genres präsentiert worden, nicht zuletzt Steven Spielbergs pompöser, schlicht betitelter "Lincoln", einem der Lieblinge der Academy 2012. 2011 brachte Robert Redford, der ja doch eher durch seine Schauspieltätigkeiten denn durch seine Regiekünste auffiel, die Geschichte rund um die Verschwörer und ihren Prozess auf die Leinwand, welchen sie nach der Ermordung Lincolns durchstehen mussten. Doch ist hier wirklich jeder schuldig? Mit dieser und vielen anderen Fragen setzt sich Redford hier auseinander.

DIE LINCOLN VERSCHWÖRUNG


Anwalt und ehemaliger Kriegsheld Frederick Aiken (James McAvoy) erlebt die Ermordung des Präsidenten Abraham Lincoln (Gerald Bestrom) mit. Der nächste Schock ereilt ihn nur wenig später, als Senator Johnson (Tom Wilkinson) den jungen Mann bittet, eine mutmaßliche Verschwörerin des Mordes vor Gericht zu verteidigen: Mary Surratt (Robin Wright), Mutter des Mitverschwörers John Surratt (Johnny Simmons). Dabei muss er sich dem Kreuzfeuer der Staatsanwälte und Generäle aussetzen, welche Mary ohne weiteres für schuldig befinden wollen. Doch Aiken verlangt einen Prozess und diesen bekommt er...

Um Lincoln selbst geht es hier also eigentlich nicht und es dreht sich auch gar nicht mal so sehr um die Frage, ob Mary Surratt und ihr Sohn sowie die anderen Männer im Gerichtssaal wirklich schuldig sind oder nicht. Bei einigen steht dies von Anfang an ziemlich fest, bei anderen wird es den Zuschauern überlassen, wie diese das sehen, eine konkrete Antwort wird nicht gegeben und diese ist auch nicht nötig. Wirklich geht es hier nämlich darum, einem Beschuldigten einen Prozess zu bieten, um die Möglichkeit wahrzunehmen, dessen Unschuld zu beweisen. Dafür kämpft Aiken immer wieder und letztendlich ist er so besessen davon, die Unschuld Marys zu beweisen, dass er selbst kaum mehr die Wahrheit zu sehen vermag. Redford stellt hier viele Fragen und beantwortet sie absichtlich nicht. Ihm dabei einen Vorwurf zu machen, ist schwierig, denn immerhin sollte man diese wahre Geschichte nicht abfälschen... dennoch fühlt man sich am Ende ein wenig unbefriedigt, da einzelne Storyfäden nicht wirklich zu ihrem Abschluss kommen können, eben genau dort, wo die reale Geschichte bis heute Löcher aufweist. Das wäre halb so schlimm, wenn der Rest funktionieren würde, aber hier fehlt es eindeutig an Schwung. Während Redford die Gerichtsszenen, die als mit Abstand besten und intensivsten des Films gelten, mit viel Schwung und Dialogkraft inszeniert, so versagt er beim Rest in ziemlicher Langatmigkeit. Er schafft es nicht, durch die trägen, ausdruckslosen Bilder eine gewisse Art von Interesse beim Zuschauer zu wecken, er bleibt steif und oberflächlich und versimpelt seine Figuren zu Abziehbildern. Dabei macht er die Story komplexer, als sie eigentlich ist, denn trotz meines immer mehr schwindenden Interesses hatte ich keinerlei Mühe, dieser zu folgen, selbst wenn ich den Blick mal abwandte und mir nicht jeden Satz genau zu Ohren führte: Ein klarer Beweis dafür, dass Redford in den Zwischenstücken recht wenig zu erzählen hat, aber immer wieder mit Pathos und Gefühlsduselei so tut, als wäre das alles ganz groß und wichtig. Den Schauspielern muss man dafür Lob zollen, denn trotz eines recht einseitigen Skripts machen sie noch recht viel aus den Figuren. James McAvoy geht voll auf, Robin Wright ist wie gewohnt angenehm zurückhaltend und nuanciert, Danny Huston erfrischend streng und maßlos. Leider haben nicht alle Stars so viel Leinwandzeit abgekriegt, so hätte ich gerne mehr von dem großartigen Tom Wilkinson gesehen und "The walking Dead"-Star Norman Reedus hat kaum mehr als ein paar wenige Dialogzeilen abbekommen. Offensichtlich, dass Redgord nicht genau wusste, was er damit anfangen soll und trotz der leisen Töne das Geschehen unnötig und somit realitätsfern aufbläst. Kein schlechter Film, aber ein langatmiger, etwas zu kühl kalkulierter, welcher mit seinen Erzählungen spielt, sie aber nie clever nutzen möchte.

Note: 4+


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