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Super - Shut up, Crime!

Warum hat noch niemand im echten Leben versucht, ein Superheld zu sein? Diese Frage stellte sich bereits "Kick-Ass" 2010 in einer der unterhaltsamsten Comicverfilmungen aller Zeiten... und wieso sollte sich eigentlich in der Zeit, in der die Verfilmungen rund um Spider-Man, Daredevil und die Avengers so boomen, nicht in Wirklichkeit ein Kostüm überstreifen? Wohl, weil es eine ziemlich blöde Idee wäre... als Film sind solche Geschichten aber dann doch sehr unterhaltsam, wobei Ausnahmen wie James Gunns "Super" eigentlich die Regel bestätigen...

SUPER


Frank D'Arbo (Rainn Wilson) ist am Boden zerstört, als der hinterhältige Drogenverticker Jacques (Kevin Bacon) seine früher mit vielen Drogen hantierende und an der Flasche hängende Ehefrau Sarah (Liv Tyler) von ihm wegködert. Ab diesem Tag beschließt Frank, keine Art von Verbrechen mehr zu dulden und bastelt sich ein Kostüm, um auf der offenen Straße als "Der Blutrote Blitz" Kriminelle brutal zu bekämpfen und am Ende auch gegen Jacques antreten zu können. Doch Frank hat nicht mit dem Comicfreak Libby (Ellen Page) gerechnet, die schon bald von seinen Geheimnissen erfährt und sich ihm als Assistentin anschließen möchte...

Ja, das klingt wirklich schon ziemlich nach "Kick-Ass", aber da beide Filme relativ zeitgleich entstanden und die Regisseure Millar und Gunn erst später überrascht die Parallelen bemerkten, sollte man ihm das nicht zu dick ankreiden. Viel mehr sollte man bemängeln, dass "Kick-Ass" die Versatzstücke zu einem viel runderen Ganzen zusammenbekommt. Hüben wie drüben möchte sich ein Außenseiter als kräfteloser Superheld versuchen und nebenbei noch die Frau seiner Träume beeindrucken (in diesem Fall auch retten). Während Mark Millars grandios-spaßige Verfilmung diese Story noch mit genügend Herz, angemessenem Tiefgang und einem schönen Ausgleich zwischen extremer Brutalität und obskurem Humor an den Mann bringt, wirkt "Super" schon früh vollkommen verloren. Die überbordenden, extrem blutigen Auseinandersetzungen geraten schnell zum bloßen Selbstzweck und werden hier nicht durch den Kampf gegen wirklich böse Buben oder einer passenden Message kaschiert... anstattdessen scheint der Film uns sagen zu wollen, dass es schon okay ist, einem Mann und seiner Begleitung den Schädel einzuschlagen, wenn dieser sich in einer Warteschlange vordrängelt. Natürlich, man könnte dieses auch einfach als bitterbösen Trash sehen und sich besonders im Finale an den vollkommen übertriebenen Gore-Orgien erfreuen, dennoch hat all dies einen ziemlich bitteren Beigeschmack, da dies doch alles recht sinnlos geschieht und in der Story kaum eine wirkliche Bindung hat. Die Charaktere bleiben dabei formlos, sind reine Abziehbilder und werden einem, da sie fast immer nur auf der Jagd nach dem nächsten Blutrausch sind, kaum sympathisch... da haben wir Hit-Girl schon mehr gemocht, da sie neben ihrem brutalen Töten auch noch ein Herz und eine Seele hatte. Was genau uns James Gunn hier also erzählen möchte, bleibt schleierhaft, aber auch als nicht ernstzunehmender, alberner Trash verliert der Film, da die Gags zumeist doch recht albern ausfallen und es in der kargen Laufzeit von 87 Minuten sogar ein paar Längen gibt, da "Super" einfach schrecklich wenig zu erzählen hat. Mann will seine Frau retten und trainiert sich deswegen als Superheld... das war's, als knackiger Kurzfilm hätte das wohl sicher besser funktioniert. Ein paar positive Punkte gibts aber dennoch, so ist der Soundtrack gelungen und zwischendurch werden in Sachen Lacher doch ein paar Treffer gelandet, besonders erfolgreich sind hier die Running Gags in Form eines christlichen Helden, welcher Franks Idol wird. Auch die Schauspieler hatten offensichtlich ihren Spaß... während Liv Tyler hoffnungslos unterfordert bleibt und Rainn Wilson mit seiner vollkommen überzogenen, unnahbaren Performance schnell nervt, sorgt erwartungsgemäß Ellen Page für genau das richtige Feuer. Ihr Charakter ist zwar alles andere als sympathisch und sie geht ebenso over the top ab, aber Page findet dabei immerhin die konkrete Richtung. Kevin Bacon liefert als Bösewicht eine Standard-Performance ab, aber der Mann ist ja ohnehin immer gut. Letzten Endes also kein gigantischer, aber ein kleiner Griff ins Klo, der uns eine falsche Message liefert und auch fernab davon als blödeliger Trash mit einem niedrigen Gag-Level nicht wirklich überzeugt. Lieber nochmal "Kick-Ass" ansehen...

Note: 4


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