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Breaking Bad - Die vierte Staffel

Mit der dritten Season legte "Breaking Bad" sein bisheriges Meisterstück vor und die Erwartungen an die folgende vierte Staffel waren hoch. Auch wenn die letzten Folgen ein wenig schwächelten, war der Cliffhanger so hundsgemein, dass ich die vierte Staffel noch am nächsten Tag begann und sie in einer Rekordzeit von drei Tagen vollständig guckte, was zeigt, dass die Serie mich noch immer fesselt, auch wenn gerade diese dreizehn Folgen teilweise arg behäbig abliefen...

BREAKING BAD - STAFFEL 4


Gus (Giancarlo Esposito) hatte eigentlich keine Verwendung mehr für Walter White (Bryan Cranston) und wollte diesen nun endlich hinrichten lassen, um sich die Probleme, die er ständig mit sich bringt, vom Hals zu schaffen. Die Ermordung von Gale (David Costabile) gibt ihm jedoch noch Zeit, mit seinem Partner Jesse weiterzuarbeiten und seine Lebenszeit hinauszuzögern... doch Gus schmiedet bereits weitere Pläne. Unterdessen kommt der weiterhin ans Bett gefesselte Hank (Dean Norris) langsam wieder auf die Beine und als das Blue Meth im Fall des verstorbenen Gale wieder auftaucht, nimmt dieser die Ermittlungen wieder auf...

"Breaking Bad" hört genau dort auf, wo die dritte Staffel endete, sowohl storytechnisch als auch qualitativ. Das heißt: Die Spannung ist in einigen Einzelszenen und in speziellen Episoden bald wieder unerträglich und so dynamisch und clever gemacht, dass einen der Atem stockt. Hinzu gesellen sich aber immer wieder einzelne Folgen und Handlungsstränge, welche etwas zäh daher kommen, denen sich ein wenig zu stark gewidmet wird, die ab und an immer wieder unangenehme Längen nach sich ziehen. Dieser Formel bleibt die Serie weiterhin treu und auch wenn ich nach wie vor gespannt dagesessen und mir eine Folge nach der anderen angesehen habe, kaum möglich, irgendwann einmal damit aufzuhören, wurde ich nach und nach immer ein wenig enttäuschter, da sich die einzelnen Geschichten ab und an ziehen, manchmal treten sie gar auf der Stelle. Erst spät wird klar, was die einzelnen Parteien da genau aushecken und sobald dies geklärt ist dauert es auch noch einmal eine ganze Weile, bis endlich zur Tat geschritten wird, da voerst alles haarklein diskutiert und ausgewogen werden muss. Das gibt den Charakteren in ihren Handlungen weiterhin eine unglaubliche Tiefe, die Konflikte haben erneut einen starken Brennstoff, die Dialoge sind wie jeher geschliffen scharf, aber schon wieder fehlt der letzte Funke. In Einzelszenen bleibt einem dafür immer wieder der Atem weg, wenn die Macher gewisse Schlüsselmomente einfangen, Antworten geben und Wendungen präsentieren, die so aus dem Nichts kommen, dass wir sie erst einmal gar nicht fassen können... hierbei steht "Breaking Bad" beinahe auf einer Ebene mit "Lost", nur lässt sich die Serie mit solch meisterhaften Szenarien dann doch immer wieder zu viel Zeit. Es ist schön, dass die Serie eine gewisse Ruhe mitbringt und es macht Freude, den Figuren zuzusehen, wie sie zutiefst schreckliche Probleme meistern müssen, wir leiden mit ihnen... dies aber über ganze Folgen auszuwalzen ist doch etwas träge. Der Unterhaltungswert ist nach wie vor sehr hoch, dennoch hätte ich dieser Staffel wohl eine 3+ geben müssen (was der bislang schlechteste Wert nach Season 1 gewesen wäre), aber in den letzten zwei Folgen wird alles wettgemacht, was uns zuvor noch so resignierte. In einem gigantischen, hochspannenden, komplexen, tiefgründigen und alles auf den Kopf stellenden Finale bringen die Autoren sämtliche Handlungsstränge so perfekt getimt, so wunderbar auf einen Nenner, bringen viele von ihnen zu Ende und liefern uns Schocks zusammen mit schön-skurillem Humor in einer solchen Bandbreite, dass diese nichts anderes als eine glatte 1 verdient gehabt hätten. Eine solche Schlagzahl kann eine Serie nie auf eine ganze Staffel durchhalten, aber schön, dass "Breaking Bad" wieder auf ein solches Niveau kommen kann und darüber hinaus, denn die beiden letzten Folgen der Season 4 sind die bislang besten der ganzen Serie. Über die Schauspieler muss man wenige Worte verlieren, denn Bryan Cranston, Aaron Paul, Anna Gunn, Dean Norris und ein wieder mal herrlich undurchsichtiger, oscarreifer Giancarlo Esposito spielen sich wie gewohnt die Seele aus dem Leib und fesseln mit ihren Darstellungen noch weit über das Ende der Staffel hinaus. Mit einem nervenaufreibenden, genialen Finale entschädigt Staffel 4 also für einiges, vorher lässt das Tempo zu wünschen übrig... der Unterhaltungswert ist in der Summe dennoch groß und die Einführung zur finalen Staffel hätte kaum besser und wirkungsvoller sein können.

Note: 2-





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