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Larry Crowne

In Vergessenheit geraten ist Tom Hanks sicherlich nicht, aber es lässt sich nicht leugnen, dass der Hollywood-Star seine ganz großen Zeiten in den 90ern hatte... mit meisterhaften Erfolgen wie "Philadelphia", "Forrest Gump", "Der Soldat James Ryan" und "The Green Mile". An solcherlei Erfolge kann er heute nicht mehr anknüpfen und wenn man Hanks nun auf einmal in einer schrecklich harmlosen und handzahmen RomCom sehen muss, wie man sie alle zwei Wochen im Kino vorgelegt bekommt, dann ist das schon irgendwie traurig.

LARRY CROWNE


Larry Crownes (Tom Hanks) Leben läuft nicht gerade glatt. Geschieden von seiner Ex-Frau und nun auch noch seinen langjährigen Jobv verloren, da er nie ein College besucht hat und die Firma ausmisten muss. Crowne beschließt schließlich, doch noch ein College zu besuchen und belegt dabei einen Kurs im Freien Sprechen, bei der Dozentin Mercedes Tainot (Julia Roberts). Während Larry einige jüngere Studenten kennenlernt, die ihn optisch aufpäppeln wollen und erstaunlich freigeistig leben, kommt er auch Mercedes näher...

Tom Hanks übernahm hier nicht nur die Hauptrolle, sondern führte auch gleichzeitig Regie. Nur so lässt sich wohl erklären, dass Hanks hier wie gehabt den sympathischen Looser spielt, dabei aber in seiner Umgebung so wohlwollend aufgenommen wird, dass einem etliche Fragezeichen um den Kopf schwirren. In der normalen Welt würde ein so viel älterer Kommilitone wohl kaum in einer Motorroller-Gang mitfahren geschweige denn so viel Zeit mit Menschen verbringen, die gerade einmal halb so alt sind... zumindest nicht so schnell und ohne eine gewisse Vorarbeit im Kennenlernen. Mit der Logik sollte man es hier also wirklich nicht zu genau nehmen und wenn man das nicht tut, hat man zumindest teilweise seinen Spaß. Tom Hanks erinnert in seiner Paraderolle an den überforderten Tollpatsch aus "Terminal"... leider hier ohne den Background einer interessanten Geschichte oder zündenden Gags. Wirklich, hier gibt es kaum etwas zu lachen, da man die Mühen der Macher, hier immer wieder ein paar harmlose Witzchen zu präsentieren, jederzeit erkennen kann, weshalb der ganze Film von vorne bis hinten steif, kalkuliert und unlocker wirkt, was sich erschreckend negativ auf die Gagquote auswirkt. Sympathisch ist das aber irgendwie dennoch, die Funken zwischen Hanks und Roberts fliegen zwar nicht allzusehr, aber sie machen eine gute Figur in ihren Rollen, wobei besonders Roberts einfach mal wieder kess und kotzerig agieren darf, was ihr ja immer gut steht. Leider werden die wirklich netten Nebenrollen verheizt oder bekommen einen Stand in der Geschichte, der sich mir nicht wirklich erschlossen hat. So ist der Freund der hübschen Talia (wunderbar: Gugu Mbatha-Raw) für einen Konflikt zuständig, der nicht nur vollkommen banal und blöde ist, sondern der später auch ohne irgendetwas Brauchbares unter den Tisch fällt. Und auch der große Bryan Cranston wird hier als Mercy's leicht neben der Spur lebender Ehemann in drei kurzen Szenen vollkommen verschenkt. So bleibt es an Hanks und Roberts und in Teilen Mbatha-Raw und einem ziemlich witzigen Cedric the Entertainer als Crownes geldgieriger Nachbar, die Blicke auf sich zu ziehen, doch da die Geschichte so banal, blass, vorhersehbar und zahnlos daherkommt und schlichtweg nichts Neues erzählt, ist das Vergmügen immer nur recht kurz. Nicht so schlimm, fühlt man sich doch einigermaßen unterhalten, bis zu einem absolut kitschigen und in der Hinsicht beinahe schon ekelhaft-zuckrigen Schlussakt voller pathetisch-emotionaler Vorträge, die beinhalten, was die Charaktere in dem Kurs nicht alles gelernt haben. Mit Applaus und Lobhudeleien, die so dermaßen over the top sind, dass man nur noch den Kopf schüttelt. Tatsächlich reißt dieses überzogene Ende die Benotung noch mal ein Stück runter, sodass "Larry Crowne" zwar eine sympathische Komödie ist, dabei aber eben harmlos, arm an Witzen und besonders arm an Originalität ist. Hanks' beste Zeiten sind wohl wirklich vorbei.

Note: 4+


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