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Stephen King's ES

Nachdem die Neuverfilmung von Stephen Kings Klassiker "IT" fürs Kino erstmal auf Eis gelegt wurde, war ich traurig und beschloss, dafür den Roman nochmal zu lesen, da ich ihn als eines der Meisterwerke des Horrorautors in Erinnerung hatte. Nach den über 1200 Seiten war ich dann ziemlich ernüchtert: Seltsamerweise empfand ich das Werk mittlerweile nun als zu langatmig, zu selbstreferenziell, zu kitschig. Zum Abschluss habe ich mir auch die TV-Verfilmung aus dem Jahr 1990 nochmal angesehen...

ES


Ein seltsames Wesen treibt in der Kleinstadt Derry, nahe bei Maine, sein Unwesen. Ein Monster, welches sich in verschiedene Kreaturen tarnen kann, welche aus den tiefsten Ängsten des jeweiligen Menschen bestehen, der ihm begegnet. "Es" tötet Kinder und terrorisiert die Stadt, bis eine Gruppe von Außenseitern beschließt, dem ein Ende zu setzen. Sie schaffen es, das Monster zu bezwingen... doch siebenundzwanzig Jahre später kehrt "Es" zurück und die sieben Freunde, nun allesamt erwachsen, müssen sich erneut versammeln, um der Gefahr gegenüberzutreten und ihm endgültig den Garaus zu machen...

Drei Stunden geht dieses Machwerk und natürlich ist es dabei nicht einmal annähernd möglich, den 1200 Seiten langen Roman detailliert wiederzugeben. Dass aber nicht einmal der Versuch unternommen wird ist schade, denn in Details und stellenweise auch in der vollständigen Erzählung unterscheiden sich Buch und Film extrem. Das wäre nun nicht so schlimm, wenn die Änderungen einen Sinn hätten, dem ist aber nicht so, ganz im Gegenteil, sie ruinieren den Plot immer wieder. Auf Details möchte ich dabei nicht eingehen, um niemanden zu spoilern, der sich den Film noch ansehen möchte (warum auch immer), dennoch fällt dies schon ziemlich auf. Die extrem breit gefächerte Handlung, die im Roman selbst zwar spannend, aber doch schon reichlich langatmig und überdramatisiert geschildert wurde, wird auf ihre Kernelemente reduziert und erinnert schon bald nur noch an ein Abarbeiten der einzelnen Elemente. Schöpft man zu Beginn noch Hoffnung, dass das Ganze vielleicht gar nicht so schlecht inszeniert ist wie befürchtet, muss man diese schon bald wieder niederlegen, denn was die Autoren hier getan haben, das grenzt an Blasphemie. Die Dialoge sind zum Schreien, die einzelnen Spannungssequenzen sind in ihrer Technik so billig und unfreiwillig komisch und zudem immer wieder nach zwei Minuten abgehandelt (die finale Konfrontation selbst dauert nicht mal länger, King widmete ihr damals zwei ganze Kapitel) und verlieren so ihre Dramatik, ihren Horror, ihre Tiefe. Zudem wird auch in den heftigeren Bereichen gespart, wo es nur geht... "Es" ist ein sehr brutales und auch recht schlüpfriges Buch und auch wenn King es dabei immer wieder unpassend übertreibt und in jedem Kapitel mindestens einmal auf Genitalien, sexuelle Handlungen und Erektionen eingehen muss, so ist es doch schon irgendwie komisch, dass dies in einem dreistündigen Film gar keine Verwendung mehr findet, immerhin waren die pubertären Gefühle der Protagonisten im Buch das entscheidende Salz in der Suppe, auch wenn King in sachen Tiefe immer wieder am Herz vorbeigeschlittert ist. "ES" sucht sich als Verfilmung nur die Eckpunkte einer horrorartigen Bedrohung und beachtet eventuelle Nebenstränge kaum oder arbeitet sie in Rekordtempi ab, sodass es wohl gar nicht verkehrt gewesen wäre, solcherlei verkürzten Schund der Schere zum Opfer fallen zu lassen. So langweilen wir uns während der drei Stunden zwar nie, da alles so unglaublich schnell geht, es ist dabei aber auch so oberflächlich, so uninspiriert, so herzlos und so schlecht gemacht, dass man sich einfach nur das Ende herbeiwünscht... denn besser wird es definitiv nicht. Zu guter Letzt ist auch das Casting völlig misslungen, denn von den vielen Schauspielern empfand ich einzig und allein drei als passend besetzt: Zum einen die jungen Versionen von Richie und Eddie und schließlich die erwachsene Version von Mike Hanlon, die immerhin solide Leistungen bieten. Der Rest ist so dermaßen an dem vorbei, was King in seinem Buch vorstellte, stellenweise werden die Charaktere gar komplett umgeändert und dies nicht zum Guten. Als kleines Beispiel dürfte genannt sein, dass im Buch immer wieder von Beverlys wallendem, roten Haar gesprochen wird... im Film selbst trägt sie fast immer Zöpfe. Für Nicht-Buchkenner nicht schlimm, aber man merkt, wie wenig darauf geachtet wurde, dass das Ganze zusammenpasst. Detailarm, technisch mies, schlecht gespielt... ein ekelhaftes Machwerk, welches auch ein mittelmäßiges Buch nie verdient hätte und somit "Eragon" als wohl mieseste Romanverfilmung aller Zeiten ablöst.

Note: 6+




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