Direkt zum Hauptbereich

Trolls

Dass Spielzeug in unserer heutigen Zeit dann auch mal ganze Film-Franchises ins Leben rufen kann, ist auch keine Überraschung mehr, seit Hasbro's "Transformers" an den Kinokassen bereits viermal gigantische Erfolge verzeichneten... und offensichtlich ist, dass auch die fünfte Roboter-Materialschlacht von Michael Bay im Juni 2017 ähnlich gut laufen wird. Das machte den Weg frei für etliche weitere, größtenteils ziemlich miese "Play"-Verfilmungen. So habe ich mir auch von der Animationskomödie "Trolls", die auf den bunten, "haarigen" Kreaturen basieren, nach denen in den 60ern im Grunde jeder scharf war, basiert, nichts erwartet. Ganz so schlimm war es dann aber wirklich nicht...

TROLLS


Die bunten Trolls leben glücklich und zufrieden in einem versteckten Waldstück. Singend, tanzend und ewig frohlockend fühlen sie sich mehr als wohl, einzig der ewig schlecht gelaunte Miesepeter Branch möchte an der andauernden Party nicht teilhaben. Als ein Großteil der kleinen Kreaturen eines Tages von einem "Berger", einem monsterartigen Giganten, entführt werden, eilt die mutige Prinzessin Poppy zur Rettung. Sie will ihre Freunde vor der Verspeisung der Berger in ihrem fernen Dorf retten. Dazu braucht sie jedoch die Hilfe von Branch... und der zeigt sich gar nicht begeistert, mit der ständig trällernden und optimistischen Poppy auf eine solch gefährliche Reise zu gehen.

Eigentlich erwartete ich irgendetwas zwischen extrem nervigen Animationsfilm und irgendwie niedlich. Vielleicht sind diese enorm niedrigen Erwartungen dann auch der Grund, dass mir "Trolls" doch ganz gut gefallen hat, denn ich hatte wirklich eine Menge Spaß. Besonders während der ersten halben Stunde feuert der Film ein wahres Feuerwerk ab, dem man sich nur schwer entziehen kann. Der Einstieg in die Welt dieser bunten, ewig tanzenden und singenden kleinen Kreaturen ist dabei nicht nur musikalisch ein wahrer Akt, sondern hält auch jede Menge genialer Witze parat, sodass ich mehr als einmal auch lauter gelacht habe. Natürlich helfen dabei auch die grandiosen Animationen, die voller liebenswerter Details stecken und die wenigen Actionszenen zu einem rasanten Genuss machen, denn diese sind herausragend choreographiert und meistens sehr, sehr lustig. 
Nach dem starken Einstieg lässt "Trolls" dann allerdings recht bald federn und die ohnehin sehr vorhersehbare und weitestgehend kindlich zurechtgestrickte Geschichte verschwimmt immer wieder in Firlefanz. Dann wird hier ein wenig getanzt und dort etwas gebrüllt, so richtig an Fahrt aufnehmen tut der Film hier aber nicht. Das liegt vielleicht daran, dass Poppy und Branch nur wenige Minuten nach dem Aufbruch zu ihrem großen Abenteuer schon am Ziel ankommen und sich dort dann mit einigen großen und kleinen Gefahren herumärgern müssen. Die Macher strecken ihr Werk dann doch merklich, um auf die kinotauglichen anderthalb Stunden zu kommen, präsentieren uns einen doch sehr faden und langatmigen Subplot um eine kleine Berger-Dame und drücken zu selten wirklich aufs Gaspedal. 
Einige bunte und animationstechnisch herausragende Ideen gibt es zwar noch immer ab und zu, sie werden allerdings seltener, weswegen auch der Gag-Level zu diesem Zeitpunkt spürbar nachlässt. Das ist schade, denn hätte "Trolls" das Tempo der ersten halben Stunde durchgehalten, wäre sicherlich ein überraschend guter Animationsspaß für Jung und Alt herausgekommen. Bis zum netten Finale spricht der Film so aber, trotz manch einer düsteren Stelle, eher jüngere Zuschauer an, während sich Erwachsene aufgrund der klaren Klischees schon früher langweilen werden. Überraschend ist dann aber immerhin eine so nicht absehbare Wendung und einige doch treffsicher angelegte, emotionale Momente, die tatsächlich die Gefühlsebene anzusprechen wissen. 
Dies und die schmissigen Musikeinlagen sorgen dann doch immer wieder für eine Menge Spaß und gerade diese Songs bringen einige geniale Ohrwürmer. Ganz gleich, ob Justin Timberlake, Gwen Stefani und Co. hier einige Partyklassiker neu aufgemotzt zum Besten geben oder pünktlich zum Showdown mit ihrem Mega-Hit "Can't Stop the Feeling" um die Ecke kommen, man ertappt sich immer wieder grinsend beim Mitwippen angesichts dieser perfekt getimten Musical-Einlagen. Und so ist man dann beim Rollen des Abspanns irgendwie doch ganz happy, obwohl der Film weitaus weniger erreicht, als er hätte erreichen sollen.
Fazit: Zwischen einem starken Auftakt und einem netten Ende gibt es einiges an Leerlauf, wobei auch die dünne Geschichte kaum hilft. Dank schmissiger Musikeinlagen, grandiosen, detailreichen Animationen und einigen perfekt getimten Gags hat man dennoch Spaß... wenn auch nicht über die gesamte Laufzeit.

Note: 3




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...