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Crank 2: High Voltage

Sie können es einfach nicht gut sein lassen. Kaum erweist sich ein kleiner, sympathischer Film mit einer cleveren Grundidee mal als überraschender Achtungserfolg, muss gleich eine Fortsetzung her, um mit dieser noch mehr Kohle zu verdienen. In den wenigsten Fällen konnten diese Sequels mit dem Original auch nur annähernd mithalten, wovon "Hangover", "96 Hours" und Co. etliche Lieder singen können. "Crank" ergeht es dabei leider ähnlich, denn mit der Fortsetzung scheinen die Macher nur noch ein Ziel zu haben: Möglichst viel Knete mit einem unfassbar miesen Film zu verdienen...

CRANK 2: HIGH VOLTAGE


Den Sturz aus mehreren tausend Metern hinab auf eine befahrene Straße hat Chev Chelios (Jason Statham) wundersamerweise überlebt. Eine unbestimmte Zeit später findet er sich in einem merkwürdigen Operationssaal wieder, wo ihm sein Herz entnommen und anstattdessen ein künstliches Herz eingesetzt wurde. Dieses droht schon bald, den Geist aufzugeben, weswegen Chelios erneut wie ein wilder Stier durch die Stadt hetzen muss... diesmal auf der Jagd nach seinem Herz und erneut angetrieben von dem Gefühl purster Rache. 

Eigentlich war die Sache aus. Hätte Mr. Statham am vollkommen überzogenen Ende des ersten "Crank"-Filmes nicht noch einmal in die Kamera geblinzelt, wäre es mit seiner Figur wohl tatsächlich vorbei gewesen. Sicherlich hätten sich die Macher des Filmes trotzdem noch irgendwie eine Fortsetzung aus dem Ärmel geleiert, nun hielt man sich diese Tür aber bereits von Beginn an offen... und da der originelle Actioner aus dem Jahr 2006 besonders auf dem Heimvideomarkt noch einmal ordentlich Geld machte, war klar, dass man die Geschichte weiter erzählen musste. 
Dabei schließt "Crank 2" nahtlos an das Ende des ersten Filmes an und bringt dabei bereits die ersten dicken Probleme mit sich, denn das Finale des Originals war bereits der schwächste Part des ganzen Werkes, überzog die zuvor zwar unrealistische, im Kontext des Filmes an sich aber weiterhin nachvollziehbare Logik ins bodenlose und sorgte für manch ein Kopfschütteln. Genau auf dieser Spur düsen die Macher nun ihrer Fortsetzung von Anfang bis Ende weiter und machen ihr Sequel somit zu einer totalen Katastrophe. 
Sicherlich war auch der erste "Crank"-Streifen ein weitestgehend sinnloser und hirnrissiger Krachbum--Film, der aber immerhin Originalität, Charme und Witz mitbrachte. Im zweiten Teil soll all dies dann nur noch geschmacklos auf die Spitze getrieben werden, es gibt keine Regeln mehr, Chelios überlebt ohnehin alles und jeden, weswegen auch alles passieren kann, ganz gleich ob es passt oder nicht. Das Ergebnis ist nun ein vollkommen überdrehtes Spektakel, welches allerhand Szenen aneinanderreiht, die eine Beleidigung für die Intelligenz des Zuschauers darstellen. Der Humor beschränkt sich nur noch auf Titten- und Peniswitze und vielleicht auch mal darauf, dass eine Person möglichst makaber über den Jordan geht, was die Regisseure Mark Neveldine und Brian Taylor in einer wirren, hektisch geschnittenen und hyperaktiven Inszenierung darstellen. Nichts steht still, immer passiert irgendwas... nur ist dieses "irgendwas" durchgehend so dumm, so pubertär und schwachsinnig, dass es einem wehtut. 
Es scheint, als wollten die Macher einfach nur mal ihre seltsamen Neigungen filmisch ausleben, weswegen sie Blut, Sex und Gewalt in einen Topf werfen, ohne Kontrolle darüber, ob das danach alles noch zusammenpasst. So könnte man sich, wenn man denn will, über manch eine Einzelszene freuen, so wie eine erneute Sexszene in der Öffentlichkeit, während welcher es Chelios seiner Freundin diesmal auf einer Pferderennbahn besorgt oder man lacht über die Art und Weise, wie der Film mit der enorm anstrengenden Bai Ling (die in einer der schwächeren "Lost"-Folgen bereits nur nervte) umspringt. Das ist aber alles eben nicht unterhaltsam, sondern nur erschreckend dumm und angesichts der junkiehaften Inszenierung bald nichts anderes mehr als eines der anstrengendsten und schließlich auch langweiligsten Filmerlebnisse, die ich je sehen durfte. Da kann nicht einmal Jason Statham noch irgendetwas retten, denn auch der wirkt als Grobian innerhalb dieses wüsten Amoklaufs ohne Verstand etwas verloren. Letzten Endes hätte man es mit dem ersten "Crank" dringend gut sein lassen müssen... mit der Fortsetzung hat man sicherlich niemandem einen Gefallen getan. 
Fazit: "Crank 2" ist eine filmische Beleidigung ohne Sinn und Verstand, die sich auf dem originellen Vorgänger ausruht und schier Amok läuft. Ein anstrengender Trip mit pubertärem Witz und einer wirren Inszenierung. Erschreckend schlecht!

Note: 6




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