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Ghost in the Shell (2017)

Kritiken über ein Remake zu schreiben, ohne das Original gesehen zu haben, ist immer ein wenig schwierig. Nun muss ein solches Remake zwar auch als eigenständiges Werk überzeugen können, als "Kritiker" kann ich aber keinen Vergleich ziehen, was natürlich etwas blöde ist. Dennoch habe ich mir die amerikanische Realverfilmung von "Ghost in the Shell" nun angesehen und meine Erwartungen dank der mauen Kritiken und der erschreckend niedrigen, bisherigen Einspielergebnisse an den amerikanischen Kinokassen auf ein neutrales Maß gesenkt. Diese wurden anschließend jedoch noch einmal deutlich unterboten...

GHOST IN THE SHELL


In einer nahen Zukunft "verbessern" sich die Menschen mit verschiedenen Bauteilen von Maschinen, um ihr Leben zu verlängern und ihren Körper vor Krankheiten und Verletzungen zu schützen. Major Mira Killian (Scarlett Johansson) ist ein Roboter, dem das Gehirn einer jungen, verunglückten Frau eingesetzt wurde... was sie menschlich denkend und technisch kämpfend zu einer wahren Killermaschine macht. Killian arbeitet für eine Polizeiorganisation und ist kurz davor, die hinterhältigen Machenschaften der "Hanka Robotics"-Firma aufzudecken, als sie während ihres Auftrages in Berührung mit ihrer eigenen, menschlichen Vergangenheit kommt.

Als jemand, der mit Anime-Filmen noch nie etwas anfangen konnte (bislang habe ich nur "Prinzessin Mononoke" gesehen, der mir gar nicht gefiel), habe ich natürlich auch die bedeutenden Werke nie gesehen... was sicherlich teilweise ein Fehler war, dennoch habe ich irgendwie, da mich die ganze Thematik nie angefixt hat, keine wirkliche Lust, diese Lücken zu schließen. Von dem originalen "Ghost in the Shell" hörte ich allerdings nur Gutes... was durch das amerikanische Remake mit dieser an sich sehr interessanten Geschichte nun aber gemacht wurde, ist ein schlechter Scherz. 
Das wirre und zerfaserte Drehbuch gesteht sich ein paar kleine Winks hin zu wichtigen Fragen zu, springt aber schließlich lieber zur nächsten Actionsequenz, wobei die Charaktere sträflich vernachlässigt werden. Dem ganzen Werk fehlt es an Tiefe und die Handlung wirkt ausgesprochen sprunghaft und substanzlos. Vielleicht fehlt es dem Stoff, nach "Matrix" und Co., heute auch ein wenig an Aktualität (wobei man sich also fragen darf, was ein Realfilm-Remake 2017 also noch soll), jedenfalls funktioniert die gehetzte und zusammengestauchte Geschichte hier zu keinem Zeitpunkt. Natürlich ist das an sich ein recht spannendes Katz- und Mausspiel, was die Autoren daraus nun jedoch gemacht haben, ist an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. 
An der starken Optik und den durchaus gut gemachten Actionszenen liegt dies indes nicht, diese werden nicht andauernd eingefügt, generell bietet "Ghost in the Shell" genug Atempausen, in denen Geschichte und Charaktere geformt werden könnten. Genutzt werden diese anschließend jedoch nur noch für flache Darstellungen noch flacherer Figuren, die im Grunde nicht mehr als Spielbälle in der dürftigen Story sind. Da wechseln sich einige Längen mit manch einer recht dämlichen Handlungswendung ab und irgendwann hat man dann einfach von allem genug. Generell schlummert ein gigantisches Potenzial in dem Stoff (ein Potenzial, welches das Original aus den 90ern wahrscheinlich zu nutzen wusste), den Autoren und Regisseur Rupert Sanders ist es jedoch gelungen, dieses komplett zu verschleudern, ohne dabei einen guten, erfrischenden Ansatz zu finden. Selbst das finale Duell zwischen Killian und ihrem Widersacher will nicht funktionieren, da man sich hier auf den Klischees des Action-Genres ausruht und dabei keine Spannung, sondern eher unfreiwillige Komik auf den Plan ruft. 
Besonders traurig ist dies natürlich für "Avengers"-Star Scarlett Johansson, die noch immer auf einen richtigen Durchbruch in einer Hauptrolle wartet. Dass dieser irgendwann noch kommen dürfte, zeigt Johansson hier immerhin mit einer soliden Performance, während der Rest des Casts im Grunde kaum etwas zu tun hat. Selbst Juliette Binoche wird durch das schwache Drehbuch recht bald zur Stichwortgeberin fungiert und Michael Pitt als Gegenspieler bleibt ebenso unbedrohlich wie blass. Letzten Endes gibt es also, bis auf die gewohnt guten Spezialeffekte und ein sehr interessantes, originelles Setting, also keinen Grund, sich dieses Werk anzusehen. Das Original wird, und das sage ich, ohne es gesehen zu haben, sicherlich mehr bieten als dieses flache Action-Vehikel, welches gerne mehr sein würde.
Fazit: Generisches Blockbuster-Remake eines erfolgreichen Animes, dem die Seele ausgetrieben wurde. Flach, uninspiriert und wirr zeigt sich die Geschichte, die höchstens in den Actionszenen überzeugt, darüber hinaus aber erschreckend blutleer und langatmig erzählt wird.

Note: 5+




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