Immer mehr internationale Filmproduktionen drehen Teile ihrer Werke in deutschen Landen und werden dabei von den deutschen Fonds gefördert. Dies gilt für internationale Megablockbuster wie "The First Avenger: Civil War" oder "Mockingjay, Part 2" als auch für kleinere Filme, die sich dem Mainstream verweigern. Ari Folmans "The Congress" wurde zum Beispiel teilweise in Köln gedreht und auch ich war damals, 2011, an zwei Tagen beim Dreh dabei, um den Set-Alltag einer amerikanischen Produktion mitzuerleben. Dies war sicherlich ein bleibenderes Erlebnis, als es der fertige Film letztendlich ist...
THE CONGRESS
Robin Wright (Robin Wright) hat als Schauspielerin einige falsche Entscheidungen getroffen: Sie ist kein Star mehr, ihre letzten Filme floppten und man möchte sie nicht mehr besetzen, was ihren Agenten Al (Harvey Keitel) schier wahnsinnig macht. Als Jeff Green (Danny Huston), Vorsitzender der Produktionsfirma "Miramount", auf Wright zukommt, ist Al sogleich Feuer und Flamme, hält er es doch für ihre letzte Chance, in dem Business wieder Fuß zu fassen. Green möchte Robins kompletten Körper und Verstand scannen und sampeln, um sie auf Ewigkeiten als Computertrick im Business zu halten. Während Robin selbst sich vor dieser Technik abwenden möchte, versucht Al sie zu überzeugen. Als sich Robin schließlich auf den Vertrag einlässt, muss sie erkennen, dass diese neue Art der Unterhaltung schreckliche Konsequenzen haben wird...
Ich habe bereits nach dem arg speziellen Trailer erwartet, dass ich mit "The Congress" wohl so meine Schwierigkeiten haben würde. Ab und zu habe ich mit solch enorm "anderen" Produktionen ja mal meine Probleme, was oftmals daran liegt, dass ich den doch sehr eigenen Visionen des Regisseurs nicht ganz folgen kann, oftmals auch nicht folgen möchte, da meine Intentionen eben doch woanders liegen. Und bei Ari Folmans "The Congress" war ich schließlich, trotz aller Bemühungen, vollkommen draußen und habe auch keinen wirklichen Zugang mehr zu diesem sehr speziellen Werk gefunden.
Während der ersten Dreiviertelstunde funktioniert der Film noch sehr solide als eine Art überzogene Satire auf die derzeitige Filmlandschaft, in welcher sich immer mehr auf Computer verlassen wird, was in Zeiten von CGI und Motion Capturing vielleicht sogar irgendwann das Berufsbild des Schauspielers in Gefahr bringen könnte. Wozu Geld für einen "Star" ausgeben, wenn man diesen auch am Computer erschaffen kann? Dieser Frage geht Folman hier mit Ironie und Ernst zu gleichen Teilen auf die Spur und auch wenn er mit den klar erkennbaren Seitenhieben ab und zu übertreibt, so hat man hier doch noch seinen Spaß.
Sobald Folman jedoch die in den Trailern bereits sichtbare Animationswelt betritt, rutscht "The Congress" in solch spezielle Bereiche ab, dass ich trotz Bemühungen irgendwann nur noch angestrengt war und schließlich während des letzten Drittels den Versuch aufgab, in alldem noch einen Sinn zu sehen. Natürlich hat sich Folman dabei etwas gedacht und immer wieder scheint seine Intention auch durch, es ist nur die Frage, ob man bei all dem enorm überzogenen Wirrsal an Farben, Formen und Figuren nicht einfach irgendwann das Interesse verliert. Folman pfeift auf jegliche ungeschriebenen Gesetze der Erzählkunst und lässt seine Charaktere frei herumstreifen, er vermischt Einbildung und verschiedene Realitäten miteinander, fordert dabei den Kopf des Zuschauers heraus und wird die meisten von ihnen dabei verlieren. Das ist sicherlich neu und auf gewisse Art und Weise auch sehr faszinierend, ich konnte mich jedoch nicht gegen den Gedanken wehren, dass vieles in dieser Animationswelt mehr Schein als Sein ist... nicht nur auf der Ebene der Story, sondern auch was den Film an sich geht. Es wird vieles in einen Topf geworfen und es werden eine Menge Fässer aufgemacht, Bilder rauschen über uns hinweg, verbinden sich erneut und ergeben einen neuen oder eben gar keinen Sinn... dabei zuzuschauen kann entweder enorm anstrengend, erhellend oder einfach langweilig sein. Ich tendiere dabei leider zu ersterem, erhellt wurde ich jedenfalls nicht.
Das ist schade, da die Schauspieler aus der (momentanen) zweiten Reihe Hollywoods über Robin Wright als sie selbst, "Wolverine"-Bösewicht Danny Huston, Kodi Smit-McPhee und dem großartigen Paul Giamatti allesamt gute Arbeit leisten. Harvey Keitel zählt dabei natürlich weiterhin zur ersten Garde, bekommt hier allerdings eine weitaus kleinere Rolle zugestanden als ein prominent in der Werbung aufgefahrener Name hier vermuten lässt. Dafür hat er jedoch eine absolut brillante Szene, die mir tatsächlich gefallen und mich sogar bewegt hat... ganz im Gegensatz zu dem Großteil des restlichen Werkes.
Fazit: "The Congress" ist ein Bilder- und Erzählwirrsaal, der entweder begeistern oder verwirren wird. Ich habe nie einen Zugang gefunden und wurde letztendlich nur noch abgeschreckt, vielleicht auch, weil ich nicht allen Intentionen des Regisseurs folgen konnte.
Note: 4
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