Die "Fluch der Karibik"-Reihe erhält mit dem kommenden fünften Teil im Mai ihren bereits dritten Regisseur. Nach Gore Verbinski, der mit den ersten drei Filmen die meiner Meinung nach beste Kino-Trilogie aller Zeiten und mit "Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt" meinen absoluten Lieblingsfilm erschuf, übernahm beim vierten Film, "Fremde Gezeiten", Rob Marshall das Ruder. Teil 5, "Salazars Rache", wird nun erstmals ein Regie-Duo übernehmen: Joachim Ronning und Espen Sandberg aus Norwegen machten sich zuvor besonders mit ihrem oscarnominierten Abenteuerfilm "Kon-Tiki" einen Namen und werden zukünftig also in Blockbuster-Gefilde segeln...
KON-TIKI
Zehn Jahre lang beschäftigte sich der junge Thor Heyerdahl (Pal Sverre Valheim Hagen) mit der Theorie, dass Polynesien ursprünglich von Südamerika anstatt von Asien aus besiedelt wurde. Da ihm diese Theorie jedoch niemand glauben möchte, schreitet Heyerdahl selbst zur Tat: Gemeinsam mit fünf mutigen Männern baut er ein Floß, gerecht nach den Mitteln, welche die Menschen damals zur Verfügung hatten und wagt ein gefährliches Abenteuer, über fünftausend Meilen auf dem offenen Ozean hinweg. Doch schon bald, als Haie und Stürme das Floß aufs Korn nehmen, droht die Moral der Männer an Bord erschüttert zu werden...
Der Film aus dem Jahr 2012 beruht auf einer wahren Begebenheit und auf einem enorm erfolgreichen Tatsachen-Roman, der von einem der Mitglieder der Expedition nach dem Abenteuer verfasst wurde. Heutzutage ist die Geschichte noch immer beeindruckend, erzählt aber unter all den anderen Abenteuerfilmen nichts Neues mehr... was aber nichts Schlechtes heißen muss, immerhin packt "Kon-Tiki" beinahe über seine gesamte Laufzeit und wo es ihm an originellen Stoff fehlt, liefert er immerhin eine starke Inszenierung ab.
So wie das Regie-Duo Ronning und Sandberg hier die abenteuerliche Reise der sechs mutigen Männer dokumentiert und in Bilder fasst, dabei enorm spannende Szenarien liefert, ohne es zu übertreiben, da darf man schon den Hut ziehen und sich sicherlich auf Ende Mai freuen, wenn mit "Pirates of the Caribbean - Salazars Rache" ihr neuestes Werk in den Kinos anläuft. Mit einem guten Drehbuch müsste dabei dann eigentlich auch ein guter Film entspringen, denn dass die beiden es inszenatorisch draufhaben, ihre beeindruckenden Bilder in Verbindung mit Ton und Musik passend an den Mann zu bringen, das haben sie mit "Kon-Tiki" bereits bewiesen. Ganz besonders stark wird es immer dann, wenn Tiere mit im Spiel sind. Ganz gleich ob ein friedlicher Schwarm Fische, blutrünstige Haie oder ein gigantischer, um das Floß herumstreifender Wal... mit überraschend guten Effekten gelingt es den Machern, Tier und Mensch einzufangen und dafür sowohl für manch ein spannendes Szenario als auch für wunderschlne Naturaufnahmen zu sorgen. Ihnen gelingt dabei der wacklige Grat zwischen atemlosem Abenteuer und seeliger Ruhe, auch wenn dabei manch eine Schwäche ebenfalls an Bord gegangen ist.
So funktionieren die zwischenmenschlichen Konflikte weit weniger intensiv als der unoriginelle, aber intensiv inszenierte Abenteuer-Aspekt des Filmes: Gerade der Hauptfigur des Thor Heyerdahl widmet man sich dabei zu stiefmütterlich, denn wie er streckenweise seine Freunde für sein Ziel in Lebensgefahr bringt und sich störrisch und stur über die Vorschläge seiner Mitstreiter hinwegsetzt, das wäre großes Potenzial für manch einen menschlichen Konflikt gewesen, das Drehbuch geht über solcherlei Töne aber ebenso schnell hinweg wie über die Figur des zwiespältigen, in seiner Angst manch einen Fehler begehenden Herman Watzinger.
Schauspielerisch macht die Gruppe aus hierzulande eher unbekannten Mimen ihre Sache gut, wird vom Drehbuch aber zu oft zu wenig gefordert, oftmals nur dazu verdonnert, zu den spektakulären Naturereignissen angemessen zu staunen. Ihre Leistung will man dadurch nicht mildern, abseits des Abenteueraspekts hätte man so aber noch erinnerungswürdigere Figuren erschaffen und sicherlich auch die ein oder andere Länge in der ersten Hälfte vermeiden können.
Fazit: "Kon-Tiki" ist ein hervorragend inszenierter Abenteuerfilm mit tollen Bildern und spannenden Einzelszenen. Die Charaktere und menschlichen Konflikte werden darüber hinaus vom Drehbuch jedoch etwas zu stiefmütterlich behandelt.
Note: 3+
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